Wie hält Banksy denn einen LÜtkolben?

Hanno Foest wrote:
Am 06.11.18 um 23:10 schrieb Werner Holtfreter:

[...]
Aufgeraute Parkzone? Glaube ich nicht.

Gibts aber trotzdem.

https://en.wikipedia.org/wiki/Hard_disk_drive_failure#Landing_zones

Letzter Absatz, "LZT".

Naheliegend ist, dass die
Köpfe auf eine Rampe hochfahren, also komplett abheben.

Auch das gibt es - und es hat auch seine Tücken. Soweit ich mich
erinnere, hat es im Laufe der Festplattenentwicklung mehrfach
gewechselt, ob Landen auf der Scheibe oder Abheben der Köpfe von den
Herstellern favorisiert wurde.

Die simplere und billigere Lösung ist vermutlich auf den Medien parken.

Für z.B. 2.5" Laptop-Festplatten, die sich ständig zum Strom sparen
geparkt haben, dürfte Köpfe abheben die bessere Option gewesen sein
(weniger Verschleiß beim parken => längere Lebensdauer).

Von IBM, die haben jahrelang die Technik mit dem Abheben verwendet,
habe ich mal gelesen, dass ein Grund dafür deren Medien aus Glas
gewesen seien. Gegenüber denen aus Aluminium bei der Konkurrenz sei
das aufrauhen dort technisch schwierig zu realisieren.
 
On Tue, 6 Nov 2018 16:47:23 +0100, Holger Schieferdecker wrote:
Am 06.11.2018 um 12:58 schrieb Volker Bartheld:
On Mon, 5 Nov 2018 21:45:21 +0100, Bernd Laengerich wrote:
Am 05.11.2018 um 21:27 schrieb Hanno Foest:
[HDDs mit Helium] Spätestens da hat der Datenretter dann Spaß, die
Gasfüllung wieder in das Laufwerk zu bekommen...
Ich wundere mich ohnehin daß das dauerhaft drin bleibt. Vermutlich die
Garantiedauer...
Ich bin ohnehin sehr verwundert, wie man inzwischen 12TB
fehlerfrei auf so ein Ding quetschen kann. Fehlerrate [...] bei der
ST12000VN0007 angeblich 1*10^-15, was auch immer das genau heißen mag.
~100x die Platte umpumpen und dann tritt schlechtestenfalls ein
nichtkorrigierbarer Lesefehler auf?
So würde ich das interpretieren, allerdings mit nur ~10 Platte
umkopieren. In einem alten Datenblatt einer ST4000VN003 steht nämlich
was von "Nonrecoverable Read Errors per Bits Read, Max", also muß man
die 12 TB noch mit 8 multiplizieren

Klar. Mea culpa. Ich war hoffnungsfroh von Bytes ausgegangen.

Wobei eine kleinere Consumerplatte mit etwa 4 TB (=3,2*10^13 Bit) oft
nur 1*10^-14 angegeben hat, da wird es dann mit 3x umkopieren schon enger.

Da könnte man nun sehr lustige Szenarien spinnen, die beim Versuch, seinen
alten Datenbestand auf eine neue Platte zu überspielen, auftreten können.
Mit/ohne Verify/Quersumme, was tun bei falschnegativen/-positiven
Ereignissen, usw. Ich will da gar nicht zu viel drüber nachdenken.

Volker
 
On Tue, 6 Nov 2018 20:20:20 +0100, Rolf Bombach wrote:
Volker Bartheld schrieb:
[...] Ich bin ohnehin sehr verwundert, wie man inzwischen 12TB
fehlerfrei auf so ein Ding quetschen kann. Fehlerrate [...] bei der
ST12000VN0007 angeblich 1*10^-15, was auch immer das genau heißen mag.
~100x die Platte umpumpen und dann tritt schlechtestenfalls ein
nichtkorrigierbarer Lesefehler auf?
Ja eben, nicht korrigierbar. Die müssen hohe Redundanzen beim Codieren
einflechten. Ein Seagate-Ing hat hier erzählt, dass bei den hochdichten
Aufzeichnungen etwa 30 magnetische Domänen beschrieben werden. Davon
durchschnittlich 22 richtig und 8 falsch (IIRC). Wahrscheinlich alles
ungefähr Poisson-verteilt.

*schauder* Und ich dachte, das wäre irgendwie ein anachronistisches
Problem, das ich nur ich beim Versuch der Wiederherstellung meiner ollen
Sinclair ZX Microdrive Cartridges erlebt hätte. Weiß nicht, ob ich das
hierzugroups schon erwähnte. Aus nostalgischen Gründen hatte ich vor
einiger Zeit (anno 2012) meinen Sinclair Spectrum wieder in der Hand.
Keine vertrockneten Elkos, kein vergeßliches ROM/RAM, der auf Composite
umgebauter Videoausgang funktionierte tadellos am neuen LCD.

Auch das mechanische Problem der wegbröselnden Andruckfilze der Cartridges
- hier sehr gut im Bild: [1] zu erkennen - konnte ich mit winzigen
Klötzchen aus Schaumklebeband lösen.

Zum Einlesen schrieb ich eine zweiteilige Software:

http://www.worldofspectrum.org/pub/sinclair/tools/pc/mdv2img.zip
Der eine Teil läuft auf dem ZX Spectrum, kann das Band sektorenweise lesen
und via RS232-Anschluß vom ZX Interface 1 in den PC pumpen. So eine Art
Rohformatabbild der Daten auf dem Band. Im PC wird die Datenstruktur
konsolidiert und regeneriert und dann in ein Format umgewandelt, das
Emulatoren (WinZ80, EightyOne, vielleicht auch FUSE) lesen können: Das
altbekannte MDR-Format [2].

Das Hauptproblem waren dann sehr viele Lesefehler (das Interface 1 ROM baut
dafür eine sehr simple Prüfsumme ohne jegliche Redundanz, war wohl den
sehr begrenzten Resourcen geschuldet), vermutlich infolge der Tatsache,
daß sich die Bandlagen des dafür notorisch bekannten
BASF-Superchrome-Materials magnetisch durchkopiert hatten. Das konnte der
simple Schaltkreis (Schmitt Trigger, s. auch [3]) im Microdrive wohl nicht
ab.

Ich hatte versucht, eine Art "bitwise Average" für kippelige Bits zu
berechnen, d. h. 10 Banddurchläufe und falls ein Bit dieses Sektors mehr 1
als 0 annahm, wird es wohl eine 1 gewesen sein. Leider erfolglos.

Wer bis hierhin noch nicht eingeschlafen ist, darf sich noch meinen mittel-
bis langfristigen Plan anhören:

Man könnte sich aus akademischem Interesse die Datenoszillogramme vom
Tonkopf ansehen, mit alten Daten und mit neuen Daten. Wenn das Timing/die
Frequenzen voll daneben liegen, ist man leider trotzdem angeschmiert, denn
die Geschwindigkeit ist nicht einstellbar. Immerhin würde man so wohl auch
sehen, ob sich meine These mit dem magnetischen Echo bestätigt, da sollte
es dann Nebenmaxima geben.

Dieser Beweis steht noch aus. Die Lösung dann wohl: Tabula Rasa.

D. h. alles bis auf den Tonkopf und den Antrieb aus dem Microdrive
rausreißen (ich habe ein Microdrive als Teilespender übrig), den Motor
extern starten und über einen Stereo-Instrumentenverstärker die
Tonkopfsignale direkt in den Computer oder ein Speicherscope samplen.
Danach mit Audacity die Daten säubern, in Rechtecksignale usw.
zurückverwandeln und mit emulierter Lesesoftware ins MDR-Format
konvertieren. Das ist ganz ähnlich zum Ansatz in einer Software (tzxwav),
die genau das für alte Tonbänder macht.

Erst danach weiß man, ob alles glattgelaufen ist, d. h. ob es
Daten-/Header- oder sonstige Prüfsummenfehler gibt.

Kurze Überschlagsrechnung: Ein Banddurchlauf dauert ca. 7s, daher auch der
Spitzname "rasender Schnürsenkel". Die Kapa beträgt ~100kB. So ein Sektor
ist 542 Bytes lang, 512 Bytes davon sind Nutzdaten. Es rauschen also in 7s
etwa 867200 Bit vorbei, dank Stereotonkopf landen wir bei der Hälfte, die
Frequenz also mindestens 62kHz.

Mit vierfachem Oversampling muß man also ~250kHz darstellen. Das ist schon
nicht ganz ohne, aber wohl noch machbar. Ein Arduino schafft das mit
seinem eingebauten ADC etwa 10kS/s [4], man kann ihm auf Kosten der
Genauigkeit noch etwas Beine machen, 250kHz sind aber utopisch.

Außerdem: Wohin mit den Daten? 250kS/s schreibt man nicht eben so via RS232
und 3.5MByte an Daten passen nicht in den Arduino.

Speicherscope mit USB-Schnittstelle usw.? So ein Ding hier:
https://www.rigolna.com/products/digital-oscilloscopes/1000/ könnte das
womöglich abfrühstücken, dank 1*10^6 Speicherpunkten. Die Sportsfreunde
rufen aber gleich einen Tausi für etwas ab, was halbwegs ernstzunehmen
ist.

Das heisst, es treten wohl sehr viele Schreib- und dann wohl auch
Lesefehler auf und die Fehlerkorrektur ist dann halt ziemlich busy.

Allerdings. Das macht die Sache umso erstaunlicher.

Ciao,
Volker

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Microdrive_(Bandlaufwerk)#/media/File:ZX_Microdrive,_opened,_compared_to_compact_cassette.png
[2] http://www.worldofspectrum.org/pub/sinclair/tools/pc/mdv2img.zip
[3] https://spectrumforeveryone.com/wp-content/uploads/2017/08/ZX-Interface-1-2-Microdrive-Service-Manual.pdf
[4] https://www.arduino.cc/reference/en/language/functions/analog-io/analogread/
 
On 11/7/18 12:41 PM, Volker Bartheld wrote:
Speicherscope mit USB-Schnittstelle usw.? So ein Ding hier:
https://www.rigolna.com/products/digital-oscilloscopes/1000/ kĂśnnte das
womĂśglich abfrĂźhstĂźcken, dank 1*10^6 Speicherpunkten. Die Sportsfreunde
rufen aber gleich einen Tausi fĂźr etwas ab, was halbwegs ernstzunehmen
ist.

Da sind die Preise deutlich gefallen... aber die Samplingrate ist eher
fest bei 1GS/sec wenn man einen Kanal benutzt, also eher nicht brauchbar.

Man kÜnnte sich mal USB-Soundkarten und ähnliches ansehen und auch
manche PC-Soundkarten kommen zumindest bis 192 KHz beim Sampling.

Ansonsten wäre ein Blick auf die billigen SDR-Dongles eine Idee, da kann
man sich u.U. was hacken.

Gerrit
 
On Wed, 7 Nov 2018 08:12:20 +0100, Josef Moellers wrote:

On 05.11.18 21:27, Hanno Foest wrote:
Am 04.11.18 um 12:21 schrieb Gerhard Hoffmann:

Die müssen mittlerweile die Festplatten mit Helium füllen, weil der Kopf
auf Luft nicht mehr tief genug fliegen kann.

Spätestens da hat der Datenretter dann Spaß, die Gasfüllung wieder in
das Laufwerk zu bekommen...

Wozu?

Genau das steht doch oben. Weil mit N2 gegenüber He2 vielleicht der Kopf zu
hoch für ein sinnvolles SNR fliegt und die Leseelektronik nur Matsche
übermittelt bekommt.

In der Regel ist das Laufwerk hin und man ist froh, wenn man die
Daten 'runterbekommt. Ich glaube kaum, daß die Hardware weiterbenutzt wird.
Oder meinst Du: wenn das Helium 'raus ist und er es 'rein bekommen muß
um die Daten zu retten.

Exakt. Vielleicht ist He2 notwendige Voraussetzung für erfolgreiches Lesen,
egal ob im Neuzustand oder auf dem Tisch von Ontrack. Die werden dann halt
eine Glocke über den Haufen Elend stülpen und sie ordentlich mit Helium
fluten. Unterdruck wird ja hoffentlich nicht drinnen sein.

So ganz genau weiß ich übrigens nicht, weswegen die Hersteller da Helium
reintun. Die dynamische Viskosität mit 19.7uPas ist sogar größer als die
von Stickstoff (17.1uPas) und wie das mit der Flughöhe des Kopfes
korreliert. Vielleicht die erheblich geringere Dichte (0.18kg/m^3 vs.
1.3kg/m^3) und was das für den Druck (=Auftrieb) bei konstanter
Geschwindigkeit in der Bernoulli-Gleichung bedeutet?

Ist schon ein Weilchen her, daß ich das in Physik gemacht habe...

Volker
 
Volker Bartheld schrieb:

Genau das steht doch oben. Weil mit N2 gegenüber He2 vielleicht der Kopf zu
hoch für ein sinnvolles SNR fliegt und die Leseelektronik nur Matsche
übermittelt bekommt.

Was ist den He2? Hast du eine neue Edelgasverbindung entdeckt?

Gruß Willi
 
On Wed, 07 Nov 2018 13:13:11 +0100, Willi Marquart wrote:
Volker Bartheld schrieb:
Genau das steht doch oben. Weil mit N2 gegenüber He2 vielleicht der Kopf zu
hoch für ein sinnvolles SNR fliegt und die Leseelektronik nur Matsche
übermittelt bekommt.
Was ist den He2? Hast du eine neue Edelgasverbindung entdeckt?

Genau. ;-)

Ciao,
Volker
 
[sup: Neue Edelgasverbindung He2->He korrigiert]

On Wed, 7 Nov 2018 08:12:20 +0100, Josef Moellers wrote:

On 05.11.18 21:27, Hanno Foest wrote:
Am 04.11.18 um 12:21 schrieb Gerhard Hoffmann:

Die müssen mittlerweile die Festplatten mit Helium füllen, weil der Kopf
auf Luft nicht mehr tief genug fliegen kann.

Spätestens da hat der Datenretter dann Spaß, die Gasfüllung wieder in
das Laufwerk zu bekommen...

Wozu?

Genau das steht doch oben. Weil mit N2 gegenüber He vielleicht der Kopf zu
hoch für ein sinnvolles SNR fliegt und die Leseelektronik nur Matsche
übermittelt bekommt.

In der Regel ist das Laufwerk hin und man ist froh, wenn man die
Daten 'runterbekommt. Ich glaube kaum, daß die Hardware weiterbenutzt wird.
Oder meinst Du: wenn das Helium 'raus ist und er es 'rein bekommen muß
um die Daten zu retten.

Exakt. Vielleicht ist He notwendige Voraussetzung für erfolgreiches Lesen,
egal ob im Neuzustand oder auf dem Tisch von Ontrack. Die werden dann halt
eine Glocke über den Haufen Elend stülpen und sie ordentlich mit Helium
fluten. Unterdruck wird ja hoffentlich nicht drinnen sein.

So ganz genau weiß ich übrigens nicht, weswegen die Hersteller da Helium
reintun. Die dynamische Viskosität mit 19.7uPas ist sogar größer als die
von Stickstoff (17.1uPas) und wie das mit der Flughöhe des Kopfes
korreliert. Vielleicht die erheblich geringere Dichte (0.18kg/m^3 vs.
1.3kg/m^3) und was das für den Druck (=Auftrieb) bei konstanter
Geschwindigkeit in der Bernoulli-Gleichung bedeutet?

Ist schon ein Weilchen her, daß ich das in Physik gemacht habe...

Volker
 
Volker Bartheld wrote:

So ganz genau weiß ich übrigens nicht, weswegen die Hersteller da
Helium reintun. Die dynamische Viskosität mit 19.7uPas ist sogar
größer als die von Stickstoff (17.1uPas) und wie das mit der
FlughĂśhe des Kopfes korreliert. Vielleicht die erheblich geringere
Dichte (0.18kg/m^3 vs. 1.3kg/m^3)

In der Luftfahrt verringert sich der Auftrieb mit verringerter
Luftdichte jedenfalls. Dort allerdings abhängig von der FlughÜhe
(und ein bisschen vom Wetter).
--
Gruß Werner
www.change.org/p/bundesregierung-frau-bundeskanzler-bitte-belegen-sie-ihre-behauptungen
 
Volker Bartheld wrote:

*schauder* Und ich dachte, das wäre irgendwie ein
anachronistisches Problem, das ich nur ich beim Versuch der
Wiederherstellung meiner ollen Sinclair ZX Microdrive Cartridges
erlebt hätte.

Ich habe meinen Basic-Taschencomputer SHARP PC-1403H noch in
täglicher Benutzung, hauptsächlich mit einem einzigen selbst
gemachten Programm. Vor ein paar Jahren habe ich alle Programme von
Audio-Cassette mittels Audacity auf PC Ăźberspielt und damit der
dort Ăźblichen Datensicherung unterworfen. Sie sind in
Frequenzumtastung kodiert.

Nun gibt es dankenswerter Weise auch freie Software, die die TĂśne in
Text wandelt, so dass man die Basic-Programme am PC editieren kann.
Und die Software macht dann wieder TĂśne daraus, die der SHARP
versteht.

MĂśge der SHARP noch lange leben.

Ein anderes SHARP-Programm habe ich Ăźbrigens in ein Macro von
Libre-Office Calc migriert.
--
Gruß Werner
www.change.org/p/bundesregierung-frau-bundeskanzler-bitte-belegen-sie-ihre-behauptungen
 
Volker Bartheld schrieb:

So ganz genau weiß ich übrigens nicht, weswegen die Hersteller da Helium
reintun. Die dynamische Viskosität mit 19.7uPas ist sogar größer als die
von Stickstoff (17.1uPas) und wie das mit der Flughöhe des Kopfes
korreliert. Vielleicht die erheblich geringere Dichte (0.18kg/m^3 vs.
1.3kg/m^3) und was das für den Druck (=Auftrieb) bei konstanter
Geschwindigkeit in der Bernoulli-Gleichung bedeutet?

Die Flughöhe der Köpfe ist IMHO nicht der Grund für die Verwendung von
Helium sondern auf Grund der geringen Dichte von Helium entstehen
geringere Strömungseffekte, denen die Plattenstapel ausgesetzt sind,
wodurch weniger mechanische Kraft auf den Motor wirkt. Auch die
Strömungskräfte, die auf die Trägerarme einwirken, mit denen die Köpfe
über den Datenspuren positioniert werden, werden reduziert, was
Vibrationen verringert. Darüber hinaus soll die effizientere
Wärmeleitung von Helium dazu führen, dass das Laufwerk kühler und
leiser im Betrieb ist.

Gruß Willi
 
On Wed, 07 Nov 2018 14:28:59 +0100, Werner Holtfreter wrote:
Volker Bartheld wrote:
ich dachte, das wäre irgendwie ein
anachronistisches Problem, das ich nur ich beim Versuch der
Wiederherstellung meiner ollen Sinclair ZX Microdrive Cartridges
erlebt hätte.
Ich habe meinen Basic-Taschencomputer SHARP PC-1403H noch in
täglicher Benutzung, hauptsächlich mit einem einzigen selbst
gemachten Programm. Vor ein paar Jahren habe ich alle Programme von
Audio-Cassette mittels Audacity auf PC überspielt und damit der
dort üblichen Datensicherung unterworfen. Sie sind in
Frequenzumtastung kodiert.

Voll retro! Ich bin also nicht allein. OK, irgendwann wird man uns wie
Dinosaurier selbst im Museum ausstellen... Meine Cherry G80-3019 HFD (mit
DIN- auf PS-2- auf USB-Adapter) wird wohl irgendwann mehr wert sein als
der ganze restliche PC. Unzerstörbar.

Nun gibt es dankenswerter Weise auch freie Software, die die Töne in
Text wandelt, so dass man die Basic-Programme am PC editieren kann.
Und die Software macht dann wieder Töne daraus, die der SHARP
versteht.

Jup, da gibts eine durchaus aktive Retroszene. Nach etwas Recherche bin ich
auf

https://shred.zone/cilla/page/390/recovering-old-zx-spectrum-tapes.html
https://shred.zone/cilla/page/393/recovering-old-zx-spectrum-tapes-part-2.html

gestoßen und irgendwie war mir klar, daß ein derartiges Projekt in dieser
Gründlichkeit offenbar nur von einem Deutschen durchgeführt werden konnte.

;-)

Ich trat in Kontakt mit dem Herrn und schickte ihm meine "Problemfälle",
die von der Audacity-Wellenform her durchaus brauchbar aussahen und
postwendend bekam ich eine aktualisierte Version zurück. Damit konnte ich
dann tatsächlich mehr Bänder retten als Microdrive-Cartridges.

Probleme lauerten dabei an ganz anderer, unerwarteter Stelle.

Der treue Sony TCS-310, der zwei Jahrzehnte im Schrank verbrachte:
https://www.petervis.com/walkmans/tcs-310/sony-tcs-310.html
http://www.walkmancentral.com/products/tcs-310 , ist mir natürlich
buchstäblich in der Hand zerbröselt. Nein, Keilriemen gäbs noch für wenig
Geld. Tatsächlich spult er nur recht widerwillig nach vorne, gar nicht
mehr zurück und auch die Wiedergabe ist bissl ein Zufallsprodukt. Den
Wackler im Netzteil konnte ich fixen. Zerlegung der extremst frickeligen
Antriebseinheit hat ergeben, daß es _nicht_ die Keilriemen sind. Riemen
N°1 treibt vom Motor eine Zwischenwelle mit Schwungmasse, N°2 nur das
Bandzählwerk. Eine kleine Nylongabel bringt ein unten gezahntes Reibrad
mit dieser Schwungmasse und entweder dem Zahrad für den einen oder anderen
Bandwickel in Eingriff. Aus dieser Nylongabel ist ein Fetzen rausgebrochen
und die Lagerbuchse hat einen Riß.

Da ich nicht für irgendein Museum arbeite und weder 3D-Scanner noch
-Printer besitze, ist das ein Totalschaden und Fall für den E-Schrott.

In meinem eigenen "Radiomuseum" (aka. Keller) tat sich tatsächlich noch ein
https://www.radiomuseum.org/r/grundig_rr_280.html auf. Für die
Computerkassetten des ZX Spectrum war der bussifein.

Im Ergebnis konnte ich voller Dankbarkeit ein verschollen geglaubtes
Text-/Grafikadventure namens "Inka" (seinerzeit mühevoll auf der
Gummitastatur in ZX Basic geschrieben) entstauben und für die "Sinclair
Crap Games Competition 2018" (https://cgc.source.run/entries.html)
einreichen:

https://cgc.source.run/download/inka.zip

, wo sich schon ein anderes Erzeugnis (damals aus der Zeitung abgetippt und
nun etwas aufgehübscht) befindet: "Fortress":

https://cgc.source.run/download/fortress.zip

Geht mit annähernd jedem Emulator abzuspielen, z. B. auch
https://sourceforge.net/projects/eightyone-sinclair-emulator/.

Ciao,
Volker
 
On 11/7/18 4:42 PM, Volker Bartheld wrote:
On Wed, 07 Nov 2018 14:28:59 +0100, Werner Holtfreter wrote:
Volker Bartheld wrote:
ich dachte, das wäre irgendwie ein
anachronistisches Problem, das ich nur ich beim Versuch der
Wiederherstellung meiner ollen Sinclair ZX Microdrive Cartridges
erlebt hätte.
Ich habe meinen Basic-Taschencomputer SHARP PC-1403H noch in
täglicher Benutzung, hauptsächlich mit einem einzigen selbst
gemachten Programm. Vor ein paar Jahren habe ich alle Programme von
Audio-Cassette mittels Audacity auf PC Ăźberspielt und damit der
dort Ăźblichen Datensicherung unterworfen. Sie sind in
Frequenzumtastung kodiert.

Voll retro! Ich bin also nicht allein. OK, irgendwann wird man uns wie
Dinosaurier selbst im Museum ausstellen... Meine Cherry G80-3019 HFD (mit
DIN- auf PS-2- auf USB-Adapter) wird wohl irgendwann mehr wert sein als
der ganze restliche PC. UnzerstĂśrbar.

Hier wird noch auf einer Cherry G80-3000LAADE getippt. Hat sogar noch
eine PC/AT-Umschalter und natĂźrlich einen DIN-Stecker. Ich hab sie erst
neulich total zerlegt und gereinigt. Sieht aus wie neu und tippt sich
immer noch wie am Anfang.

Den Adapter auf USB konnte ich bisher vermeiden, auch das dieses Jahr
gekaufte Mainboard hat noch einen PS/2-Anschluss und damit reicht ein
rein passiver DIN-auf-PS/2-Adapter.

Ansonsten steht hier aber auch noch einiges an Retro-Hardware rum...
Wobei ich die 3.5"-Laufwerke in den Amigas langsam durch Gotek mit
aktueller FlashFloppy-Firmware ersetze.

Gerrit
 
On Wed, 7 Nov 2018 16:50:29 +0100, Gerrit Heitsch wrote:
On 11/7/18 4:42 PM, Volker Bartheld wrote:
Meine Cherry G80-3019 HFD (mit
DIN- auf PS-2- auf USB-Adapter) wird wohl irgendwann mehr wert sein als
der ganze restliche PC. Unzerstörbar.
Hier wird noch auf einer Cherry G80-3000LAADE getippt. Hat sogar noch
eine PC/AT-Umschalter

Jup. Meine hier auch. Am Spiralkabel kannst vermutlich ein Auto
abschleppen.

und natürlich einen DIN-Stecker. Ich hab sie erst
neulich total zerlegt und gereinigt. Sieht aus wie neu und tippt sich
immer noch wie am Anfang.

Angeblich gibt es sogar die Tasten noch einzeln. Habe bislang aber für
genau diese Type nur Angebote für kommerzielle Verwendung bzw.
Tastaturhersteller gefunden. Bis die Millionen an Anschlägen durch sind,
dürfte aber glücklicherweise noch eine Weile vergehen.

Neulich habe ich eine alte Microsoft Intellieye Maus zerlegt, da ging die
rechte Taste nicht mehr. Dieses Modell konnte man noch aufschrauben,
vorsichtig die Verriegelung des Mikrotasters entfernen und zwischen den
Kontakten ein mit Isoprop angefeuchtetes Löschpapier durchziehen. 15
Minuten später war ich wieder am Start mit dem Teil.

Bei den Nachfolgern hatte man die Tastergehäuse irgendwie verschweißt. War
wohl billiger.

Volker

P.S.: Heute am Wertstoffhof: Kaum zu fassen, was da an vergleichsweise
neuen Elektrogeräten rumsteht. Dagegen ist meine Siemens Waschmaschine
(WM71631/01 aka. Siwamat IQ 716, bei der ich mal nach F05 einen neuen
Motor einbaute, es war leider der Schleifring zerfressen, deswegen halfen
neue Kohlen in dem Fall nichts mehr) ja ein Methusalem.

Das mit dem A+++ ist eh Schwachsinn. Waschmaschinen müssen Strom sparen.
Weil aber das Aufwärmen von Wasser im Vergleich zum Rest den höchsten
Energieverbrauch hat und Waschmaschinen mit Warmwasserzulauf teu(r)er
sind, reduziert man die Menge an Wasser pro Waschgang und lügt sich ein
40°C-Programm mit 30°C schön.

Mit warmem Wasser spült man schon lange nicht mehr (obwohl das die
Effizienz deutlich verbessert und mit weniger Wasser trotzdem ein
rückstandsfreieres Ergebnis herauskommt), nun eben mit noch weniger
kaltem. Daran können auch bissl Software im Microcontroller und optimierte
Waschtrommeln nur bedingt etwas ändern.

Meiner Spezl, die meinten, eine neue WaMa zu benötigen und jetzt andauernd
im "Wasser Plus" Programm mit echten 40°C also "50°C" statt "40° Eco"
waschen müssen, brauchen unterm Strich mehr Wasser als vorher und zur
Belohnung dürfen sie trotzdem ewig bis zum letzten Schleudergang warten.
Der läuft dann mit 1200U/min statt 1600U/min ab, auch das spart Energie.
Die per so-sauber-wie-mit-40°C-Fakewaschgang erzeugte Wäsche incl. der
Bakterienkolonien kann man dann ja feucht im muffigen Trockenkeller
aufhängen und dann gleich nochmal waschen, weil sie stinkt.

Reichlich LCDs und LED-Illumination habe ich auch noch am E-Schrott stehen
sehen. Wir sind offenbar schon eine recht saubere Wegwerfgesellschaft.
 
On 11/7/18 5:16 PM, Volker Bartheld wrote:
On Wed, 7 Nov 2018 16:50:29 +0100, Gerrit Heitsch wrote:
On 11/7/18 4:42 PM, Volker Bartheld wrote:
Meine Cherry G80-3019 HFD (mit
DIN- auf PS-2- auf USB-Adapter) wird wohl irgendwann mehr wert sein als
der ganze restliche PC. UnzerstĂśrbar.
Hier wird noch auf einer Cherry G80-3000LAADE getippt. Hat sogar noch
eine PC/AT-Umschalter

Jup. Meine hier auch. Am Spiralkabel kannst vermutlich ein Auto
abschleppen.

Dem Aussehen nach ja.

und natĂźrlich einen DIN-Stecker. Ich hab sie erst
neulich total zerlegt und gereinigt. Sieht aus wie neu und tippt sich
immer noch wie am Anfang.

Angeblich gibt es sogar die Tasten noch einzeln. Habe bislang aber fĂźr
genau diese Type nur Angebote fĂźr kommerzielle Verwendung bzw.
Tastaturhersteller gefunden. Bis die Millionen an Anschlägen durch sind,
dĂźrfte aber glĂźcklicherweise noch eine Weile vergehen.

Und bei einer einzelnen ausgefallenen Taste kann man ja einfach den
Microschalter mit einem tauschen den man fast nie benutzt. 'Scroll
lock', 'Pause' oder 'Print' fallen mir da ein. DĂźrfte eine Sache von
Minuten sein.

Man kann die Schalter auch zerlegen und reinigen wenn man mutig ist.
Oder man fragt einfach frech bei Cherry an, vielleicht schicken sie eine
Handvoll, mehr als ein 'Nein' kann ja nicht kommen.

Meine hier hat die alten Cherry-MX-Black als Taster. Die gleichen, die
ich auch in der Tastatur zu meinem Amiga 2000A habe, dort allerdings mit
einer Diode in Reihe zu JEDER Taste (integriert im Taster). Nur so ist
echter n-key-Rollover machbar. Das hat sich Cherry leider später gespart.


Reichlich LCDs und LED-Illumination habe ich auch noch am E-Schrott stehen
sehen. Wir sind offenbar schon eine recht saubere Wegwerfgesellschaft.

Ziemlich oft muss man da nur einen oder ein paar Elkos tauschen, dann
geht der Kram wieder. Habe ich vor ein paar Jahren bei zwei Samsung TFTs
gemacht. Nur die sekundären Elkos im Netzteil getauscht. Seitdem laufen
sie im täglichen Einsatz bei einem Freund im Bßro.

Erst diese Woche bei einem Netgear FS108 von 2007 den (ziemlich kleinen)
100ÂľF Elko am Eingang getauscht, der hatte zwar noch ca. 100ÂľF, aber
einen ESR kurz vor zweistellig was der nachfolgende MC34063 nicht mochte
und dem Switch die korrekte Stromversorgung verweigerte.

Neuer Elko rein, jetzt 220ÂľF damit Reserve ist, ein ESR von deutlich
unter 1 Ohm und der Switch tut wieder seinen Job.

Dann hat letztes Wochenende das Netzteil meines DSL-Routers aufgegeben
(Rebootschleife). Ein Griff ins Archiv und er läuft wieder mit einem
'neuen' Netzteil.

Wer nichts von Technik versteht wĂźrde in so einem Falle einen neuen
Router oder Switch kaufen und den alten entsorgen.

Gerrit
 
On Wed, 7 Nov 2018 17:49:35 +0100, Gerrit Heitsch <gerrit@laosinh.s.bawue.de>
wrote:

Ziemlich oft muss man da nur einen oder ein paar Elkos tauschen, dann
geht der Kram wieder. Habe ich vor ein paar Jahren bei zwei Samsung TFTs
gemacht. Nur die sekundären Elkos im Netzteil getauscht. Seitdem laufen
sie im täglichen Einsatz bei einem Freund im Büro.

Hier in München darf nix mehr vom Wertstoffhof runter, seit Jahren.

Wenn ich das richtig im Gedächtnis haben lief das so, im Laufe der Jahre: Zuerst
durfte man mitnehmen was man wollte. Dann kamen Händler, und haben sich die
Rosinen rausgepickt, und sich gegenseitig das Leben schwer gemacht. Also haben
sie eine Zeitbeschränkung eingeführt: Jeder darf nur noch ein Stunde pro Tag
Rosinenpicken. Diese Zeitbeschränkung wurde durch ein fettes Trinkgeld umgangen.
Das flog auf, gab einige fristlose Kündigungen wegen
Vorteil-gewähren-gegen-Geld. Und seitdem gilt die Regel: es kommt garnix runter
vom Hof, nur Container und weg.

Ganz offensichtliche Schätze werden von den Mitarbeitern zur Seite gelegt,
abtransportiert, und zentral in einer Halle vertickt. Aber sowas wie defekte
TFTs kommen da nicht hin...


Thomas Prufer
 
On 11/7/18 6:32 PM, Thomas Prufer wrote:
On Wed, 7 Nov 2018 17:49:35 +0100, Gerrit Heitsch <gerrit@laosinh.s.bawue.de
wrote:

Ziemlich oft muss man da nur einen oder ein paar Elkos tauschen, dann
geht der Kram wieder. Habe ich vor ein paar Jahren bei zwei Samsung TFTs
gemacht. Nur die sekundären Elkos im Netzteil getauscht. Seitdem laufen
sie im täglichen Einsatz bei einem Freund im Bßro.

Hier in MĂźnchen darf nix mehr vom Wertstoffhof runter, seit Jahren.

Obige Displays haben wir vorher abgegriffen.

Gerrit
 
Volker Bartheld wrote:
[...]
Reichlich LCDs und LED-Illumination habe ich auch noch am E-Schrott stehen
sehen. Wir sind offenbar schon eine recht saubere Wegwerfgesellschaft.

Zumindest das Glühlampenverbot könnte (dank nicht wechselbarer LED-
Leuchtmittel in modernen Lampen) so auch im zweiten Schritt für die
Umwelt nach hinten losgehen.

Im ersten Schritt wurden massenhaft Leuchtstofflampen in Fluren und
Treppenhäusern installiert, wo sie immer nur wenige Minuten aktiv
waren und dann wegen zu vielen Startzyklen nach kürzester Zeit kaputt
gingen (hier im Gebäude @work eher nach Wochen als Monaten). Die Strom-
ersparnis während dem leuchten hat sicher nicht den höheren Energiever-
brauch für Produktion und Entsorgung aufgewogen. Das Quecksilber-Problem
kommt noch dazu.
 
On 11/7/18 6:11 PM, Michael Bäuerle wrote:
Volker Bartheld wrote:

[...]
Reichlich LCDs und LED-Illumination habe ich auch noch am E-Schrott stehen
sehen. Wir sind offenbar schon eine recht saubere Wegwerfgesellschaft.

Zumindest das GlĂźhlampenverbot kĂśnnte (dank nicht wechselbarer LED-
Leuchtmittel in modernen Lampen) so auch im zweiten Schritt fĂźr die
Umwelt nach hinten losgehen.

Im ersten Schritt wurden massenhaft Leuchtstofflampen in Fluren und
Treppenhäusern installiert, wo sie immer nur wenige Minuten aktiv
waren und dann wegen zu vielen Startzyklen nach kĂźrzester Zeit kaputt
gingen (hier im Gebäude @work eher nach Wochen als Monaten).

Bei einem solchen Einsatz kĂśnnte es sich lohnen die einfach 24/7, bzw.
während der Arbeitszeit durchgängig brennen zu haben.

Bei LEDs gibt es schaltfeste Typen, ich hab hier eine Lampe an einem
Bewegungsmelder an einer dunklen Ecke im Flur, die 6W LED von Toshiba
darin macht den Job schon einige Jahre.

Gerrit
 
Volker Bartheld wrote:

und irgendwie war mir klar, daß ein derartiges Projekt in
dieser GrĂźndlichkeit offenbar nur von einem Deutschen durchgefĂźhrt
werden konnte.

Nur leider muss man sich mit Englisch abmĂźhen, statt dass er in
seiner Muttersprache verĂśffentlicht, die einst nicht nur die
Sprache der Dichter und Denker sondern auch die internationale
Wissenschaftssprache war.
--
Gruß Werner
www.change.org/p/bundesregierung-frau-bundeskanzler-bitte-belegen-sie-ihre-behauptungen
 

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