Studie zu Studienanfängern...

  • Thread starter Eric Bruecklmeier
  • Start date
Rolf Bombach <rolfnospambombach@invalid.invalid> wrote:
Marte Schwarz schrieb:
Hi Rolf,
Und das zweite große Problem, das mir die Studis immer wieder schildern: Sie wissen nicht, was sie fragen sollen.
Den Leuten wird ja auch nicht erklärt, was zum Beispiel der Unterschied
zwischen Schule und Hochschule ist. In der Schule ist der Lehrer der Lehrer.
In der Hochschule muss sich der Schüler bemühen (studere, Student).
Eigentlich sollte der Professor nur Hilfe zur Selbsthilfe geben.

Soweit zur Theorie.

solche, die wollen und nicht müssen. Ganz andere Atmosphäre.

Das sollte an sich an einer Hochschule, auch an den Fasthochschulen, so sein. Ist es aber nicht. Irgendwohin muss man doch als Abiturient nun gehen.

Du meinst, irgendwohin, Hauptsache nicht arbeiten? Klassenkameraden
waren so arm, dass sie sich ein Studium nicht leisten konnten. Denen
ging es allerdings eher besser als den Studenten.

Ich gab auch immer interaktiv Unterricht. Immer wieder Fragen einbauen, bis die Leute kapieren, dass sie Fragen stellen soll(t)en.

Das ist mein Weg, der aber ganz schleppend akzeptiert wird (mit rabenschlechten Evaluationen)

Ich konnte den Kontakt mit Anfängern immer vermeiden. Aufholzklopf.
Hatte immer sehr gute Doktoranden/Diplomanden. Darunter heutige
Professoren. Und immer gute Leute von der FH. Die ersten Jahre
scheinen wirklich gut zu sieben.

Aus eigener Erfahrung (Informatik): Oh ja. Und es war ibei uns offiziell
erklärtes Ziel der Vordiplomsprüfungen (und der Semesterprüfungen
davor) als Filter zu agieren. IIRC von ca. 50 Erstsemesterstudenten auf
< 10 die dann zur Diplomarbeit angetreten sind. Die stärksten Filter
waren dabei Algorithmen&Programmierung, Mathe und natürlich Theoretische
Informatik.

Man liest sich,
Alex.
--
\"Opportunity is missed by most people because it is dressed in overalls and
looks like work.\" -- Thomas A. Edison
 
Am 08.05.2022 um 14:33 schrieb Reinhardt Behm:
On Sun, 8 May 2022 14:11:45 +0200, Eric Bruecklmeier wrote:

Am 08.05.2022 um 11:18 schrieb Rupert Haselbeck:
Eric Bruecklmeier schrieb:
Marte Schwarz:
Hier geschah vor wenigen Jahren genau das durch die Hochschulleitung
mit Rückbezug aufs Ministerium. Wir wurden aufgefordert, Maßnahmen
auszuarbeiten, die die Abbrecherquote effektiv senken können.

Uiuiui, das halte ich für rechtlich sehr bedenklich.

Bedarf es denn überhaupt einer Vorgabe von (tatsächlich eben nicht)
vorgesetzter Stelle?
Ich habe mich ja auch schon gelegentlich etwas darüber geärgert, dass
Schulen ihren Absolventen Phantasienoten ins Zeugnis schreiben.

Den Effekt gibt es sicher bei den Abschlußnoten, wo man davon ausgeht,
daß die Quadratwurzel der tatsächlich erreichten Note eingetragen wird.
Das hat aber nichts mit Attraktivität der Lehranstalt, sondern mit
Gerechtigkeit zu tun. Würde man hier dem Trend nicht nachgeben, wäre es
eine echte Benachteiligung unserer Absolventen. Im Grundstudium spüre
ich diesen Druck jedoch absolut nicht - sonst gäbe es wohl auch keine
Durchfallquoten im Bereich 40% - 70%.

Wir haben zwischen 2005 und 2010 mehrere externe Ing/Bachelor-Arbeiten in
unserer Firma gehabt. Alle von der FH (oder wie die jetzt heißen mag)
Bingen. Die Aussage eines Profs war, benoten Sie wie Sie es von normnalen
Schulnoten gewohnt sind (1-6). Setzen Sie dann \"1.\" davor, also nur Noten
von 1.0 bis 1.6.

Ganz so extrem ist es bei uns nicht - aber es geht in die Richtung.

Bei einem hatte ich dann wirklich Bauchschmerzen, weil
der mit solchen Noten wirklich benachteiligt wurde. Der war wirklich gut.
Hat inzwischen sein Dr.-Ing gemacht.

Die andere Inflation ist das Hochstufen der alten FHs. Meine alte TH
Darmstadt ist inzwischen eine TU weil die ursprüngliche FH eine TH werden
musste.

Der totale Schwachsinn und letztlich Ausdruck des latenten
Minderwertigkeitskomplexes des FH Personals...
 
olaf <olaf@criseis.ruhr.de> wrote:
Rolf Bombach <rolfnospambombach@invalid.invalid> wrote:


Da muss man gar nicht glauben, das ist einfach so.
Allerdings haben die USA auch einen grösseren Vorrat, aus

Das kann man als Motivation sehen. Ich hab als Student auch viel
lieber englische Fachbuecher gelesen auch wenn einem das als Fremdsprache
schwerer viel. Das verbessert dann die Sprachkenntnisse.

Zumal die deutschen Übersetzungen gerne mal ein paar Jahre hinterherhinken.
Lustige Szene aus einer Vorlesung bei uns damals, Informatik: Professor packt
die Literaturliste aus, praktisch durchgehend englisch. Die hinteren
Bänke (darunter meinereiner) \"Ok, kein Thema, mnüssen wir uns nur beeilen
die Bücher in der Bibliothek zu greifen\". Aus der ersten Reihe hingegen
kamen zwei Beschwerden, warum an einer deutschen Uni die Literaturliste
denn überhaupt in englisch und nicht deutsch sei (wohlgemerkt in der
Informatik, nicht Germanistik). Daraufhin lautes Gelächter von den
hinteren Bänken. Der Professor hat diese Helden IIRC nur kurz abserviert
\"ist halt so\" oder sowas. Interessanterweise waren diese beiden \"Deutsch
bitte\" Helden 1-2 Semester später nicht mehr gesehen.

Man liest sich,
Alex.
--
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looks like work.\" -- Thomas A. Edison
 
Marte Schwarz <marte.schwarz@gmx.de> wrote:
Hi Bernd,

Neue Schaltungen nehmen, manchmal reicht es schon, die Schaltungen
anders zu zeichnen, um den meisten Studis das Teil als was ganz Neues
verkaufen zu können.

Hehe, ja, das bringt Auswendiglerner durcheinander.

Genau das ist die Absicht dahinter. Mir geht es ums Verstehen, nicht ums
Auswendiglernen. Das reduziert sich bei mir auf keine 10 Handtellergroße
Karteikärtchen. Aber selbst das, wollen sie nicht, wenn man es ihnen
erlaubt, die Karteikärtchen mit in die Prüfung zu nehmen. Beim dritten
Anlauf schaffen es bisher fast alle. Solange braucht es leider, sie
davon zu überzeugen, dass bei mir ein anderer Wind weht.

Hehe, eine der \"alle Unterlagen erlaubt\" Prüfungen die ich mal hatte
war \"Einführung BWL\". Die meisten anderen Studenten freuten sich und
haben sich gar nicht vorbereitet, ich habe einen langen Abend damit
verbracht, meine Mitschriften zu indizieren. Ergebnis: Ich war nach
2/3 der Zeit fertig, bestanden. Die meisten anderen haben bis zum
Prüfungsende wild Papier gewälzt und IIRC sind knapp 1/3 durchgefallen,
was bei einer \"Alle Unterlagen erlaubt\" Prüfung auch eine Leistung ist.

Für größte
Verwirrung in einer Klausur hat der Prof gesorgt, indem er mehr Angaben
als nötig in den Text brachte. Viele konnten die Aufgabe nicht lösen
weil sie nur Formeln kannten in denen nicht alles benötigt wurde...

;-)
Schöne Idee... Hat ein Tutor von mir mal gemacht, mit vergleichbarer
Wirkung.

Die Auswendiglerner sind bei uns in der Informatik auch sehr früh
ausgesiebt worden. Entweder man versteht den Kram oder geht heim.

Man liest sich,
Alex.
--
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looks like work.\" -- Thomas A. Edison
 
Rolf Bombach <rolfnospambombach@invalid.invalid> wrote:
Eric Bruecklmeier schrieb:

Zu E-Technik an der RUB sage ich jetzt lieber nichts ;-)

\"Eine Diode kann man gar nicht falsch einbauen, da sie nur
zwei Anschlüsse hat.\" Prof. Thomas D., RUB.

Ist das eine Herausforderung?

SCNR,
Alex.
--
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looks like work.\" -- Thomas A. Edison
 
Reinhardt Behm <rbehm@hushmail.com> wrote:
On Tue, 3 May 2022 11:41:14 +0200, Rolf Bombach wrote:

Heinz Schmitz schrieb:

Ein Teil des Problems liegt eventuell bei den Lehrkräften, die die
Sache so kompliziert und abgehoben wie möglich darstellen. Da sehen sie
doch intelligenter aus. Ich glaube seit langem, dass die Lehrbücher aus
USA viel besser lehren als unsere.

Wenn sich Leute wie DeSantis aus FL und seine Christianisten durchsetzen,
wird das sich auch ändern. TSMC sucht hier in TW schon verzweifelt Leute,
die einigermaßen Englisch können, weil man für die neue Fab in USA keine
brauchbaren Einheimischen findet.

Das ist sowieso interessant zu beobachten: Es gibt da politische Strömungen
in den USA, die alles daran setzen, das Land zu sabotieren. Erkämpfte
Rechte zurückrollen, öffentliche Schulen am besten ganz schliessen, zumindest
aber die Kinder nichtdokumentierter Immigranten ausschliessen, von
naturwissenschaftlicher Bildung weg und hin zu religionsbasiert usw.

Man fragt sich nur: Werden die von China/Russland bezahlt oder sind die
wirklich so blöd?

Sich wundernd,
Alex.
--
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looks like work.\" -- Thomas A. Edison
 
On Sun, 8 May 2022 11:18:30 +0200, Rupert Haselbeck wrote:
Ich habe mich ja auch schon gelegentlich etwas darüber geärgert, dass
Schulen ihren Absolventen Phantasienoten ins Zeugnis schreiben. So
gibt es ja durchaus Kandidaten in der Riege der Bewerber um allerlei
Arten von Ausbildungs- oder auch Arbeitsplätzen mit einer 1 oder auch
nur 2 im Zeugnis, welche nicht fähig sind, selbständig einen
vollständigen deutschen Satz zu Papier zu bringen.

Dafür gibt es doch Jobinterviews und schließlich die Probezeit.

Ich hatte die Kandidaten in Zeiten, wo es noch einen Andrang auf IT-Jobs
gab, auch schon mal um eine kleine Hausaufgabe gebeten. Nichts
Großartiges, freie Auswahl aus sechs Übungen, einmal Code Review,
einmal kleines Programmierproblem (\"Erstelle in C++ ein Programm in
weniger als 100 Zeilen, welches nach eigenen Regeln die Komplexität von
Text auf einer Skala von 0 bis 1 bewertet!\"), ein bißchen was mit
Templates, sowas in der Art. Von den bis zu 100 meist indischen
Bewerbern fanden vielleicht 5 die Zeit für eine Antwort, von den
meisten hörte ich dann nichts mehr. Auch gut, weniger Arbeit.

Inzwischen darf ich das nicht mehr, alle werden zu (virtuellen)
Jobinterviews eingeladen und großzügigst bewertet, schließlich muß man
ja froh sein, wenn überhaupt jemand zu diesen Konditionen anfängt. Dann
1-3 Monate Einlernzeit und - Fluktuation ihr Dank - nach einem Jahr
sind durchschnittlich 20-25% der Kräfte wieder weg. Grund zur Besorgnis
im \"Upper Management\"? Nö.

Volker
 
Am 07.05.22 um 19:52 schrieb Rolf Bombach:
Holger schrieb:

Ein Chemieunterricht, in dem man lernt, beim Matriumchlorid umkreise das
Valenzelektron das Natriumatom und das Chloratom in einer Bahn in der
Form einer Acht, findet der denn immer noch statt?

Teils ja. Von Welle-Teilchen-Dualismus, relativistischer Masse
und anderen Konzepten, die vor fast hundert Jahren zu Grabe getragen
wurden, schwafelt selbst Zeilinger in seinem Buch.
Dazu kommen heute halt modernere Märchen, etwa dass ein Wald Sauerstoff
produzieren würde, uvm.

Werter Laborant,

du hast vergessen zu höhnen, dass zu den modernen Märchen die Science
Fiktion gehört, nach der Energiespeicherung auch in Magnetfeldern vorkommt.

Du warst also schon mal besser.
 
Hi Eric,

Die andere Inflation ist das Hochstufen der alten FHs. Meine alte TH
Darmstadt ist inzwischen eine TU weil die ursprüngliche FH eine TH werden
musste.

Der totale Schwachsinn und letztlich Ausdruck des latenten
Minderwertigkeitskomplexes des FH Personals...

Das hat mit Komplex wenig zu tun. Wer als Prof vor der Wahl steht, W2
mit 18 SWS Lehrverpflichtung oder W3 mit 8 SWS und Promotionsrecht zu
wählen, braucht keine komplexe zu haben... Das lohnt sich für jeden
einzelnen ungesehen.

Marte
 
Am 08.05.22 um 10:50 schrieb Heinz Schmitz:
Rolf Bombach wrote:

Das nennt man Fortschritt. Man wickelt auch keine Drosseln für Langwelle
mehr selber. Röhren sind auch ausgestorben. Einzelne Bauteile halt langsam
auch. Die Lehrlinge sind jedenfalls von Arduino&Co begeistert. Ja, manchmal
klingt das für alte Säcke etwas, äh, merkwürdig. \"Da kann man *einzelne*
Bits umschalten.\"
Die Entwicklung scheint mir in Europa schon immer gebremst worden sein.
Die Ablösung vom Einzelhalbleiter hin zum IC hätte da schon flotter gehen können.
Aaaber, Bedenkenträger. In den USA hat die Air force (IIRC) einfach entschieden:
Wenn immer möglich, dann IC. OK, so CA3028 ist jetzt nicht die Krone der
Integrationsdichte. Aber man musste eingestehen, dass letztendlich die
Schaltung zuverlässiger war.

Um weiter zu kommen, muss man halt auf die nächste Abstraktionsebene.

FPGA?

Du kannst nicht alles mit digitaler Elektronik erschlagen.
Langwellenradio wird kaum noch gesendet, gleichwohl gibt es immer noch
Empfänger dafür, sogar neu. DCF77 wäre zum Beispiel ein solcher
Langwellensender, und \"Funkuhren\" gelten als präzise Zeitgeber.

Einzelne Bauteile sind immer noch zu haben und werden in hohen
Stückzahlen auf Leiterplatten gelötet.

Röhren werden heute immer noch in Senderendstufen und Edel-Audio
eingesetzt, sind strahlungsfest, sind unempfindlich gegen den EMP - also
durchaus sinnvoll benutzbar. Sie haben außerdem einen weiteren
Tempraturbereich als TFT-Anzeigen; sie sind zwar mechanisch
empfindlicher, aber elektrisch robuster.

Drosselspulen kann man heute kaufen. Muß man nicht wickeln. Gibt es mit
definierter Induktivität ab Werk und über den Handel.

Es kommt also immer auf die zu lösende Aufgabe an, was man wie und warum
einsetzt, und was nicht.
 
Hi Thomas,
Aber die Bewerberauswahl ist eben deutlich schwieriger geworden, weil
die Leistungsbeurteilungen von Schulen und Hochschulen immer weniger
über den tatsächlichen Leistungsstand aussagen.

Das war vor 20 Jahren auch schon so. Meine besten Studienarbeiter /
Diplomanden waren die mit den schlechtesten Noten.

Ich halte es für unwahrscheinlich dass junge Menschen mit aufsteigenden
Geburtsjahrgängen im Vergleich zu früher[tm] immer dümmer werden.

Ersetze \"dümmer\" durch \"unfähiger\". Das klingt weniger diffamierend.

man von in den letzten 50 Jahren ungefähr gleich gebliebener Intelligenz
junger Menschen ausgeht, bleibt wenig für mögliche Ursachen übrig.

Die Frage bleibt offen, ob die Annahme stimmt.
Ich beobachte eine extreme Zunahme an Medienkonsum und Konsumhaltung im
Besonderen. Die Bereitschaft, über das berieseln lassen hinaus
Engagement für irgendetwas aufzubringen, geht bei sehr vielen jungen
Menschen gegen 0. Hab all die Jahre viel Jugendarbeit mit Freizeiten
etc. gemacht. Die Frage nach Hobbies gehörte bei Vorstellungsrunden
immer dazu. Erst seit ca. 5-10 Jahren höre ich Hobbies wie
\"Herumhängen\", Shoppen, Essen gehen, \"mit Freunden zusammen sein\"...
Was Letzteres ist, höre ich aus meinem Homeoffice, wenn ich das Fenster
öffne: Treffpunkt 1: Die Bushaltestelle, ca. 10 m nach rechts. Da hängen
ab ca. 16:00 Uhr zwischen 2 und 8 Halbstarke mit ihren alkoholischen
Getränken \'rum. Die Gesprächsthemen unterscheiden sich, je nach der
Anwesenheit weiblicher Gästinnen, die geistigen Höhenflüge hingegen nie.
Treffpunkt 2: Etwa doppelt so weit nach links. Da ist ein privates
Studentenwohnheim. An Gemeinschaftsräumen hatte man wohl gespart, also
trifft man sich auf dem Parkplatz vor dem Haus. Man schenkt sich nichts,
weder was die Gesprächsthemen betrifft noch an der Menge an Alkohol, die
konsumiert wird :-(

Immer mehr Informationen in gleicher oder möglichst noch kürzerer Zeit
in die jungen Köpfe hinein pressen zu wollen,

Mein Großer ist jetzt in der 12. kurz vor dem Fachabi, meine Kleine in
der 8. Realschule. Bayern ist jetzt ja nicht gerade für sein
Weichei-Schulsystem bekannt. Ein Blick in die Schulbücher treibt mir
aber fast die Tränen in die Augen. Das ist alles so flach, da darf ich
auch nicht anfangen wollen, mal was zu erklären. Papa, so genau brauch
ich das gar nicht zu wissen.
Ganz aktuell - hier im Haus ist gerade Corona-Lazaret - durfte ich der
Tochter einen Hefteintrag via E-Mail empfangen und ausdrucken. Physik:
Elektrotechnik!
Ich zitiere: \"Metalle sind elektrische Leiter. In ihnen gibt es freie
elektrisch geladene Teilchen (z. B. freie Elektronen).\" Ich musste mich
sehr zusammen nehmen, um nicht anzufragen, bei welchem Metall es denn
positive Ladungsträger seien. Mir fällt da jedenfalls kein Metall dazu ein.
\"Eigenschaften elektrischer Feldlinien: ...
- je dichter die Feldlinien, desto größer die Kraft.\"

Dann folgen Schaltzeichen, die ich nie gesehen habe. ---0 0--- sei ein
Netzgerät.
In einem praktischen Versuch (nur auf dem Pult der Lehrerin) wurden dann
Holz, Kohle, Kupfer, Plastik, Glas und Eisen auf Leitfähigkeit
untersucht und ausgewertet: Gute elektrische Leiter sind: Kohle, Eisen,
Salzwasser.

Wenn das nicht eins meiner Traumata meiner Kindheit gewesen wäre, würde
ich mich wahrscheinlich auch nicht mehr daran erinnern, aber ich weiß es
sicher, dass wir diese Inhalte in der dritten Klasse der Grundschule in
ziemlich genau der gleichen Tiefe gelernt hatten.
Damals war ich zutiefst enttäuscht, dass mein Lehrer meinen Einwand,
dass Papas Lampe im Schraubenzieher auch leuchtet, wenn er auf dem
Plastikteppichboden steht, nicht erklären konnte (wie übrigens mein Papa
auch nicht, obwohl der als Feinwerktechniker sogar im Bereich Elektronik
arbeitete). Dass weder meine Physiklehrer in der Realschule, noch die
Lehrer im TG und genauso wenig die Tutoren und Professoren im Vordiplom
Elektrotechnik dazu in der Lage waren, macht das Trauma \"Phasenprüfer\"
nicht besser. Es hat bis zur Vorlesung Elektrodynamik gedauert und auch
da erst auf Weiterleitung zu einem emeritierten Prof. in seinem
Kellerkabuff, um dieses Trauma aufzulösen, dass der Phasenprüfer
leuchtet, obwohl definitiv kein geschlossener Stromkreis gemäß der bis
dahin gegebenen Definitionen existiert.
Die Physiklehrer hatten es nicht leicht mit mir. Ich hatte auch einen
Magneten am Notenpult, der deutlich mehr als zwei Pole hatte, wenn man
das mit den Eisenfeilspänen und Papier zu Hause nachmachte. Konnte mir
auch keiner erklären, widersprach aber der Lehrmeinung im Physikbuch.
Das konnte ich dann doch nicht ungefragt stehen lassen. Leider musste
ich auch das unbeantwortet lassen. Bis zum Studium hatte ich den
Magneten leider verlegt. Ich hätte das so gerne auch dem Physikprof
vorgelegt. Der hat aber felsenfest behauptet, dass es das gar nicht
geben könnte und ich mich ganz sicher in meiner Erinnerung täuschen
würde :-( Wahrscheinlich bilde ich mir das mit dem Phasenprüfer auch nur
ein...

provoziert auswendig
lernen, als oft einzigen Weg einen guten Abschluss zu schaffen.

Nein, nicht der Einzige, aber ein vergleichsweise billiger. Nach der
Klausur braucht man das nie wieder und Reset im Hirn.

Marte
 
Hallo Rolf Bombach,

Du schriebst am Sat, 7 May 2022 20:04:58 +0200:

> Um weiter zu kommen, muss man halt auf die nächste Abstraktionsebene.

Und erhält damit noch abstraktere, noch weniger erklärliche Probleme.

--
(Weitergabe von Adressdaten, Telefonnummern u.ä. ohne Zustimmung
nicht gestattet, ebenso Zusendung von Werbung oder ähnlichem)
-----------------------------------------------------------
Mit freundlichen Grüßen, S. Schicktanz
-----------------------------------------------------------
 
Rupert Haselbeck wrote:
Schon bei Realschulen und Gymnasien
versuche man für die Kids bzw. deren Eltern möglichst attraktiv zu sein,

Es liegt vor allem an den Eltern. Hier im nahen Umfeld gibt es Kinder
und im Stadtteil die Frage, welche Schulart neu genbaut werden soll.
Wenn ich Gesprächen zuhöre, geht es immer nur um Noten und Abschlüsse,
aber nie, wirklich nie, darum, etwas zu lernen.

Und attraktiv mache man sich vor
Allem durch die zu erwartenden Ergebnisse.

Dozenten aller Art werden danach
beurteilt, wie großzügig sie zu benoten pflegen.

Das kann ich bestätigen. Ich hab\' mal aus Neugierde meinen Neffen,
assistent professor in Pittsburgh, geguhgelt und fand bei \"rate my prof\"
eine sehr schlechte Bewertung. Etwas überrascht las ich die Details.
\"Dieser Professor ist ein Vollidiot. Er gibt ellenlange Hausaufgaben und
erwartet tatsächlich, die gelesen zu haben.\"

Danach habe ich dann mal einige der Spitzenbewertungen angesehen. Nicht
ein einziger Kommentar bezog sich darauf, was sie unterrichten und wie.
Ohne Ausnahme lief alles auf Varianten hinaus von: \"es wird nichts
verlangt, nicht einmal körperliche Anwesenheit, und gute Noten sind
quasi garantiert.\"

Wenn hier Fragebögen rumgehen, dann ist das einzige was ich reinschreibe
die Frage, ob sie wirklich Geld zum Verbrennen haben und keine
sinnvollere Anwendung dafür finden als so einen Quatsch.

weil die Leistungsbeurteilungen von
Schulen und Hochschulen immer weniger über den tatsächlichen
Leistungsstand aussagen.

Das widerum war in Teilen schon vor vierzig Jahren so. Deshalb das
Konzept z.B. im Aachener Maschinenbau ohne NC jeden anzunehmen und dann
in den ersten Semestern knallhart zu sieben. Als ich damit anfing, war
es hier in der Archäologie genauso. Die Proseminarklausur war zu recht
berüchtigt. Und nun kam vor einiger Zeit, woher genau auch immer, der
Wunsch, die Durchfallquote zu senken. Und das in einem Fach, in dem es
selbst richtig gute promovierte Absolventen schwer haben, eine
auskömmliche Stelle zu finden.

Handwerker dagegen ...


--
/¯\\ No | Dipl.-Ing. F. Axel Berger Tel: +49/ 221/ 7771 8067
\\ / HTML | Roald-Amundsen-Straße 2a Fax: +49/ 221/ 7771 8069
 X in | D-50829 Köln-Ossendorf http://berger-odenthal.de
/ \\ Mail | -- No unannounced, large, binary attachments, please! --
 
Thomas Einzel wrote:
Ich halte es für unwahrscheinlich dass junge Menschen mit aufsteigenden
Geburtsjahrgängen im Vergleich zu früher[tm] immer dümmer werden.

Richtig, sie werden in ungeheurem Maße immer klüger. Welcher Anteil
eines Jahrganges erwarb vor einigen Jahrzehnten ein Abitur und wieviele
davon mit einem Einserschnitt?


--
/¯\\ No | Dipl.-Ing. F. Axel Berger Tel: +49/ 221/ 7771 8067
\\ / HTML | Roald-Amundsen-Straße 2a Fax: +49/ 221/ 7771 8069
 X in | D-50829 Köln-Ossendorf http://berger-odenthal.de
/ \\ Mail | -- No unannounced, large, binary attachments, please! --
 
Thomas Einzel schrieb:
Rupert Haselbeck:
Aber die Bewerberauswahl ist eben deutlich schwieriger geworden, weil
die Leistungsbeurteilungen von Schulen und Hochschulen immer weniger
über den tatsächlichen Leistungsstand aussagen.

Ich halte es für unwahrscheinlich dass junge Menschen mit aufsteigenden
Geburtsjahrgängen im Vergleich zu früher[tm] immer dümmer werden.

Da geht es mir nicht anders - und wohl niemand behauptet derartiges.
Geht es nach der Papierform, so sind sie ganz im Gegenteil nicht dümmer
sondern deutlich klüger geworden, wenn denn die teils durchaus
exorbitante Steigerung der Quote der exzellenten Noten allein auf den
tatsächlichen Leistungen beruhen sollte.
Wenn ich mich recht erinnere, so hatten wir vor 40 oder 50 Jahren so
ungefähr 3-5% der Abiturienten für eine 1 vor dem Komma zu loben,
wohingegen es heute wohl 30% und mehr sind. Sind die Leute wirklich um
so viel klüger geworden? Oder wurden die Anforderungen in diesem Masse
gesenkt? Oder was ist sonst der Grund?

MfG
Rupert
 
Am 08.05.2022 um 15:16 schrieb Alexander Schreiber:

Prüfungsende wild Papier gewälzt und IIRC sind knapp 1/3 durchgefallen,
was bei einer \"Alle Unterlagen erlaubt\" Prüfung auch eine Leistung ist.

Ich kenne es so daß bei einer \"Alle Unterlagen erlaubt\"-Prüfung keine
Hilfsmittel nötig sind.

Die Auswendiglerner sind bei uns in der Informatik auch sehr früh
ausgesiebt worden. Entweder man versteht den Kram oder geht heim.

Sehr schön war das Mikroprozessorlabor (i8085), bei dem man eine Aufgabe bekam
(etwa Semestermitte) und ein programmiertes EPROM zum Semesterende abgeben
musste. So ein Ex-Bundi der die Ausbildung bezahlt bekam war ab da jede freie
Minute im Labor. So etwa eine Woche vor Abgabeschluß fragte er mich mal, ob
ich schon fertig sein, er hätte mich da nie gesehen. Ich entgegnete: \"Noch
nicht angefangen, habe aber das Grundgerüst durchdacht, die Ablaufpläne
gezeichnet und wolle am folgenden Tag das Programm kodieren, testen und
abgeben\". Der ist fast umgekippt und fing an zu hyperventilieren, das schaffe
ich nie mehr, so kompliziert... Unnötig zu sagen daß er stolz wie Oskar auf
seinen ZX81 war und ich nur einen schnöden 6502 zu Hause hatte...

Bernd
 
Hallo,

Am 08.05.22 um 17:42 schrieb Volker Bartheld:

Ich hatte die Kandidaten in Zeiten, wo es noch einen Andrang auf IT-Jobs
gab, auch schon mal um eine kleine Hausaufgabe gebeten. Nichts
Großartiges, freie Auswahl aus sechs Übungen, einmal Code Review,
einmal kleines Programmierproblem (\"Erstelle in C++ ein Programm in
weniger als 100 Zeilen, welches nach eigenen Regeln die Komplexität von
Text auf einer Skala von 0 bis 1 bewertet!\"), ...

Algorithmus? Das ist der wichtige Kern, der Rest ist Routine. Mit so
einer Aufgabe zieht man doch ggf. geistige Tiefflieger, Geisterfahrer
und Irrlichter an? Ich sehe diese Aufgabenstellung als pädagogisch
kontraproduktiv an.

... ein bißchen was mit
Templates, sowas in der Art. Von den bis zu 100 meist indischen
Bewerbern fanden vielleicht 5 die Zeit für eine Antwort, von den
meisten hörte ich dann nichts mehr. Auch gut, weniger Arbeit.

Aber ich würde trotzdem mit sinnvollen Aufgaben sieben. Aber dabei
sollte man vorsichtig sein. Falls da grundlegende Probleme gelöst
werden sollen, dann sieht das ggf. nach: „Unfähige Programmierer
wollen für Umme die Vorgehensweise erfragen.“ und lässt einige gute
Bewerber abspringen. Das ist mir mal vor etwas über 20 Jahren über
den Weg gelaufen.

Inzwischen darf ich das nicht mehr, alle werden zu (virtuellen)
Jobinterviews eingeladen und großzügigst bewertet, schließlich muß man
ja froh sein, wenn überhaupt jemand zu diesen Konditionen anfängt. Dann
1-3 Monate Einlernzeit und - Fluktuation ihr Dank - nach einem Jahr
sind durchschnittlich 20-25% der Kräfte wieder weg. Grund zur Besorgnis
im \"Upper Management\"? Nö.

Vielleicht ist das Geschäftsmodell darauf ausgelegt? Was ich auch
noch des öfteren gesehen habe: Da werden Neulinge für frische Ideen
angeworben, ausgequetscht und dann (idR. in der Probezeit) wieder
freigesetzt. Das kam (und kommt?) im Bereich F&E öfters vor. Aber
das kann ich von Außen nicht abschätzen.

Keep Calm and COVID on

Uwe Borchert
 
Rupert Haselbeck <mein-rest-muell@gmx.de> wrote:

Wenn ich mich recht erinnere, so hatten wir vor 40 oder 50 Jahren so
ungefähr 3-5% der Abiturienten für eine 1 vor dem Komma zu loben,
wohingegen es heute wohl 30% und mehr sind. Sind die Leute wirklich um
so viel klüger geworden? Oder wurden die Anforderungen in diesem Masse
gesenkt? Oder was ist sonst der Grund?

Vor ca. 40 Jahren war ich Tutor im physikalischen Grundpraktikum.
Ich hatte die Physik- und Meteorologiestudenten. Die Kollegen, die die
Mediziner betreuten, beschwerten sich bitterlich über die Leute mit
Einser Abitur, denen sie erst mal Bruchrechnen beibringen mußten...

Auch damals war eine Abiturnote nicht unbedingt aussagekräftig.
--
Gruß, Raimund
 
On 08 May 22 at group /de/sci/electronics in article t587qp$5hp$1@dont-email.me
<rolfnospambombach@invalid.invalid> (Rolf Bombach) wrote:

olaf schrieb:

Aber jetzt kommt sowieso die Revolution. Hab gerade gelesen das
Bier teurer wird. Also wenn etwas nicht geht dann das. :-D

Als inflationssicheres Getränk empfehle ich daher Freibier.
Stabile Preise seit 5\'000 Jahren!

Wo Du recht hast, haste recht :)


Saludos (an alle Vernünftigen, Rest sh. sig)
Wolfgang

--
Ich bin in Paraguay lebender Trollallergiker :) reply Adresse gesetzt!
Ich diskutiere zukünftig weniger mit Idioten, denn sie ziehen mich auf
ihr Niveau herunter und schlagen mich dort mit ihrer Erfahrung! :p
(lt. alter usenet Weisheit) iPod, iPhone, iPad, iTunes, iRak, iDiot
 
On 08.05.22 23:04, Bernd Laengerich wrote:
Am 08.05.2022 um 15:16 schrieb Alexander Schreiber:

Prüfungsende wild Papier gewälzt und IIRC sind knapp 1/3 durchgefallen,
was bei einer \"Alle Unterlagen erlaubt\" Prüfung auch eine Leistung ist.

Ich kenne es so daß bei einer \"Alle Unterlagen erlaubt\"-Prüfung keine
Hilfsmittel nötig sind.
Ich glaube es gibt da zwei Ansätze:
a) Die Klausur ist einfach (für geeignete Definition von \"einfach\"), so
daß man eigentlich nix weiter braucht als das was man vorher in der
Vorlesung gehört hat, damit die armen Studenten vor lauter Prüfungsangst
aber keinen Herzkasper bekommen, erlaubt man ihnen halt, die Unterlagen,
die sie eigentlich nicht brauchen sollten, mitzubringen.
b) Die Klausur ist vom Umfang her so bemessen, daß nicht viel Zeit
bleibt, um über Wissenslücken nachzugrübeln - auch wenn die
Prüfungssituation nicht der optimale Zeitpunkt ist, um zu merken, daß
man nur die Hälfte verinnerlicht hat. Durch solche Prüfungen kommt nur
erfolgreich durch, wer entweder das thema im Schlaf beherrscht, oder wer
genau weiß, was er wo findet. Kurz zusammengefasst: Man muss nicht alles
wissen, man muss nur wissen wo\'s steht und was man damit anfangen kann.
Sucherei in einer unsortierten Loseblattsammlung dauert dann aber zu
lange, und wer weder Ahnung vom Thema hat noch ausreichend gut
organisiert ist, hat keine Chance.

Der Übergang zwischen beide Varianten ist wie immer fließend.

Aber Du hast natürlich recht: Für Studenten, die das Thema fachlich
soweit durchdrungen haben, dass man guten Gewissens behaupten kann, sie
hätten es verstanden, sind Unterlagen in beiden Fällen eigentlich nicht
nötig.

Gruß,
Florian
 

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