Studie zu Studienanfängern...

  • Thread starter Eric Bruecklmeier
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Rupert Haselbeck <mein-rest-muell@gmx.de> wrote:
Wenn ich mich recht erinnere, so hatten wir vor 40 oder 50 Jahren so
ungefähr 3-5% der Abiturienten für eine 1 vor dem Komma zu loben,

Ich habe vor 34 Jahren Abitur gemacht und habe eine 1 vor dem Komma.
Hätte ich irgendwo auch nur einen Punkt weniger gehabt, wäre es eine 2
gewesen. Das Abitur war damals so \"hart\", dass ich Deutsch vor dem
Abitur abwählen konnte; die Abituraufgaben wurden vom Kurslehrer
gestellt (und unsere Lehrer haben uns gezielt auf die von ihnen
gestellten Aufgaben vorbereitet).

Ich weigere mich zu glauben dass ich in der Spitze meines Jahrgangs
gewesen bin, alleine in meinem Chemie-LK waren vier Leute die bessere
Leistungen als ich gebracht haben.

Ich war gut, geschenkt, aber bei weitem nicht spitze.

Grüße
Marc
--
-------------------------------------- !! No courtesy copies, please !! -----
Marc Haber | \" Questions are the | Mailadresse im Header
Mannheim, Germany | Beginning of Wisdom \" |
Nordisch by Nature | Lt. Worf, TNG \"Rightful Heir\" | Fon: *49 621 72739834
 
Volker Bartheld <news2022@bartheld.net> wrote:
Ich hatte die Kandidaten in Zeiten, wo es noch einen Andrang auf IT-Jobs
gab, auch schon mal um eine kleine Hausaufgabe gebeten. Nichts
Großartiges, freie Auswahl aus sechs Übungen, einmal Code Review,
einmal kleines Programmierproblem (\"Erstelle in C++ ein Programm in
weniger als 100 Zeilen, welches nach eigenen Regeln die Komplexität von
Text auf einer Skala von 0 bis 1 bewertet!\"), ein bißchen was mit
Templates, sowas in der Art. Von den bis zu 100 meist indischen
Bewerbern fanden vielleicht 5 die Zeit für eine Antwort, von den
meisten hörte ich dann nichts mehr. Auch gut, weniger Arbeit.

Du hast Programmierer gesucht?

Ich bin ITler, durchaus guter solcher, und ich würde diese Aufgabe
nicht lösen können (und auch nicht lösen wollen, das hat mit meiner
Arbeit nichts zu tun).

Mein persönliches pet peeve ist, auf welchem sprachlichen Niveau die
zum Projekt gehörende technische Dokumentation in der Regel ist, und
zusätzlich noch, wie EGAL das den Dienstleistern ist, die ja vor der
Abgabe der Doku ohne weiteres noch eine technische Redaktion über die
Dokumente schicken könnten (es aber nicht tun).

Grüße
Marc
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Axel Berger <Spam@Berger-Odenthal.De> wrote:
Es liegt vor allem an den Eltern. Hier im nahen Umfeld gibt es Kinder
und im Stadtteil die Frage, welche Schulart neu genbaut werden soll.
Wenn ich Gesprächen zuhöre, geht es immer nur um Noten und Abschlüsse,
aber nie, wirklich nie, darum, etwas zu lernen.

Das liegt vor allem an den potenziellen Arbeitgebern, die eine erste
Filterstufe davorschalten, wo ein Automat oder ein Praktikant
diejenigen Bewerber mit unpassendem Abschluss oder zu schlechten Noten
aussortiert, bevor der Mensch hinter der Note überhaupt die
Gelegenheit bekommt zu zeigen was er gelernt hat.

Grüße
Marc
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Alexander Schreiber <als@usenet.thangorodrim.de> wrote:
Aus eigener Erfahrung (Informatik): Oh ja. Und es war ibei uns offiziell
erklärtes Ziel der Vordiplomsprüfungen (und der Semesterprüfungen
davor) als Filter zu agieren. IIRC von ca. 50 Erstsemesterstudenten auf
10 die dann zur Diplomarbeit angetreten sind. Die stärksten Filter
waren dabei Algorithmen&Programmierung, Mathe und natürlich Theoretische
Informatik.

Bei uns früher hatte man die vordiplomsrelevante Mathematik auch noch
auf Analysis und Lineare Algebra aufgeteilt. In meinem näheren
Dunstkreis wurden zwei von denen, die schließlich das Diplom geschafft
haben, fast durch Lineare Algebra erlegt.

Besonders gemein fand ich, dass Analysis I und II wesentlich härter
geprüft wurden als Analysis III, was man deutlich bei den
Informatikern gesehen hat, die Mathe als \"Nebenfach\" gewäht haben und
Analysis III einzeln bestehen \"durften\". Deren Noten in Ana III waren
immer deutlich besser als in der Ana I + II Kombiklausur.

Die Mathematikstudenten wurden einheitlich in Ana I + II + III geprüft
und konnten somit schlechte Leistungen in I + II durch eine gute Ana
III Klausur ausgleichen, während ein Informatiker mit der identischen
Lösung durchgefallen wäre.

Grüße
Marc
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On Mon, 09 May 2022 08:13:37 +0200, Marc Haber wrote:
Volker Bartheld <news2022@bartheld.net> wrote:
Ich hatte die Kandidaten in Zeiten, wo es noch einen Andrang auf IT-Jobs
gab, auch schon mal um eine kleine Hausaufgabe gebeten. Nichts
Großartiges, freie Auswahl aus sechs Übungen, einmal Code Review,
einmal kleines Programmierproblem [...], ein bißchen was mit
Templates, sowas in der Art. Von den bis zu 100 meist indischen
Bewerbern fanden vielleicht 5 die Zeit für eine Antwort, von den
meisten hörte ich dann nichts mehr.
Du hast Programmierer gesucht?

Softwareentwickler. Es ging auch gar nicht um das eigentliche Problem,
sondern um Problemlösungskompetenz. Ich will die Geschichte jetzt nicht
unnöätig breittreten, aber ein weiterer Test war, wie man wohl von
außen herausfinden könnte, welche der zwei Lichtschalter mit welcher
der zwei (Glüh)Lampen in einem ansonsten uneinsehbaren Raum verbunden
wären. Durch beliebige Schaltvorgänge. Ist dank LED-Beleuchtung u. U.
keine zeitgemäße Fragestellung mehr, aber vielleicht wird trotzdem
klar, das es hier um die Denke abseits von ausgetretenen Pfaden geht.
Und die Tatsache, daß so eine Glühlampe eigentlich drei
Betriebszustände haben kann. OK, vielleicht sogar derer vier: \"Kaputt\".

Volker
 
Marc Haber schrieb:
Rupert Haselbeck wrote:
Wenn ich mich recht erinnere, so hatten wir vor 40 oder 50 Jahren so
ungefähr 3-5% der Abiturienten für eine 1 vor dem Komma zu loben,

Ich habe vor 34 Jahren Abitur gemacht und habe eine 1 vor dem Komma.
Hätte ich irgendwo auch nur einen Punkt weniger gehabt, wäre es eine 2
gewesen. Das Abitur war damals so \"hart\", dass ich Deutsch vor dem
Abitur abwählen konnte; die Abituraufgaben wurden vom Kurslehrer
gestellt (und unsere Lehrer haben uns gezielt auf die von ihnen
gestellten Aufgaben vorbereitet).

Derart grobe Wettbewerbsverzerrungen bzw. Ergebnisverschiebungen durch
die Lehrer bzw. die jeweilige Schule werden freilich durch die allzu
freie Fächerauswahl und die Art der Aufgabenstellung mehr oder weniger
provoziert. Stellt der Lehrer die Aufgaben selbst, so mag er sich
verleitet fühlen, sich selber und den Schülern das Leben vermeintlich
leichter zu machen - mit den von Raimund genannten Folgen.
Bei einem Zentralabitur, wie hier in Bayern, weiß der Lehrer nicht, auf
welchen speziellen Ausschnitt des Lehrstoffes er seine Schüler
vorbereiten soll, um Spitzennoten zu erzielen und muss sich demnach
notgedrungen am Lehrplan orientieren.

Ich weigere mich zu glauben dass ich in der Spitze meines Jahrgangs
gewesen bin, alleine in meinem Chemie-LK waren vier Leute die bessere
Leistungen als ich gebracht haben.

Ich war gut, geschenkt, aber bei weitem nicht spitze.

Ich meine, behaupten zu dürfen, dass die vier Leute, welche in meiner
Abiturklasse die Einser einheimsten, diese auch wirklich verdient
hatten. Ich war allerdings nicht dabei...

MfG
Rupert
 
Am 08.05.2022 um 20:12 schrieb Marte Schwarz:
Hi Eric,

Die andere Inflation ist das Hochstufen der alten FHs. Meine alte TH
Darmstadt ist inzwischen eine TU weil die ursprüngliche FH eine TH
werden
musste.

Der totale Schwachsinn und letztlich Ausdruck des latenten
Minderwertigkeitskomplexes des FH Personals...

Das hat mit Komplex wenig zu tun.

Doch, es hat ganz klar mit einem Komplex zu tun, denn es geht ja meist
gar nicht um die Bedingungen, sondern um Namen und Bezeichnungen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte ich ein Gespräch mit einem
Kollegen, daß dann in seiner Aussage gipfelte: \"Aber wir sind doch keine
Hochschule II. Klasse!\" Ja was denn sonst? Wer denn, wenn nicht wir?
Alle nur Spitzenklasse? Und wer kümmert sich dann um die berufliche
Ingenieursausbildung?


Wer als Prof vor der Wahl steht, W2
mit 18 SWS Lehrverpflichtung oder W3 mit 8 SWS und Promotionsrecht zu
wählen, braucht keine komplexe zu haben... Das lohnt sich für jeden
einzelnen ungesehen.

Dann frage ich mich allerdings, warum diese Kollegen nicht einfach an
eine Uni gehen, sondern stattdessen an eine FH aber dort dauernd rumjammern?

Die Forderung nach einem Promotionsrecht für FHen finde ich ungefähr so
sinnvoll, wie die Forderung nach einem Abiturrecht für Realschulen. Wenn
jemand promovieren möchte, dann kann er es ja an einer Uni tun - die
Praxis zeigt mir jedoch, daß wir einen großen Zulauf von Kandidaten
haben, die ein Studium an der TUM versucht haben, aber dort in den
ersten Semestern krachend gescheitert sind.

Ja, die FHen sind die Realschulen der Hochschullandschaft. Und das ist
nicht ehrenrührig, denn irgendwer muß diese Aufgabe übernehmen.
 
Raimund Nisius <usenetmuell@raimund.in-berlin.de> wrote:

>Auch damals war eine Abiturnote nicht unbedingt aussagekräftig.

Meine Theorie ist ja das die alten Saecke die Jugend sowieso nicht
richtig beurteilen koennen. Ich habe letzterdings beim aufraeumen
zufaellig die alten Berichtshefte wiedergefunden die ich selber mit 16
in der Lehre ausfuellen musste. Da dachte ich auch was das wohl
fuer ein Dummkopf war. :-D

Umgekehrt hatte ich schon zweimal die Kinder von Freunden bei
mir als Praktikanten. Beides Faelle wo die Eltern leichte
bedenken bezueglich ihres Verstandes hatten. Haben sich beide
als intelligente wohlerzogene Menschen herausgestellt.

Eltern sollten sich nicht einbilden zu wissen wie ihre Kinder
sind, jedenfalls nicht wenn die zwischen 16 und 18 sind....

Olaf
 
Am Montag, 09. Mai 2022, um 08:17:40 Uhr schrieb Marc Haber:

Axel Berger <Spam@Berger-Odenthal.De> wrote:
Es liegt vor allem an den Eltern. Hier im nahen Umfeld gibt es Kinder
und im Stadtteil die Frage, welche Schulart neu genbaut werden soll.
Wenn ich Gesprächen zuhöre, geht es immer nur um Noten und
Abschlüsse, aber nie, wirklich nie, darum, etwas zu lernen.

Das liegt vor allem an den potenziellen Arbeitgebern, die eine erste
Filterstufe davorschalten, wo ein Automat oder ein Praktikant
diejenigen Bewerber mit unpassendem Abschluss oder zu schlechten Noten
aussortiert, bevor der Mensch hinter der Note überhaupt die
Gelegenheit bekommt zu zeigen was er gelernt hat.

Oft gibt es halt eine Korrelation. Wer schlechte Noten in Mathe, Physik
und Informatik hat, hat oft Probleme mit logischem Denken.
Ist die Erfahrung aus meiner Schulzeit.

Wenn ein AG hetzt einen Programmierer sucht filtern die halt danach. Es
kann natürlich sein, dass es da einen gibt, der trotzdem gut
Programmieren kann, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering und wenn man
200 Bewerbungen hat muss man irgendwie filtern.
 
Tante Emma wrote:

Um weiter zu kommen, muss man halt auf die nächste Abstraktionsebene.

FPGA?

Du kannst nicht alles mit digitaler Elektronik erschlagen.

Zweifellos nicht. Allerdings setzt sich (langfristig) das durch, was
höhere Rendite bringt.

Langwellenradio wird kaum noch gesendet, gleichwohl gibt es immer noch
Empfänger dafür, sogar neu. DCF77 wäre zum Beispiel ein solcher
Langwellensender, und \"Funkuhren\" gelten als präzise Zeitgeber.

Die Zeit kommt kostenlos aus dem Web und man muss nichtmal was
besonderes dafür kaufen: Is schon drin, im PC.

Einzelne Bauteile sind immer noch zu haben und werden in hohen
Stückzahlen auf Leiterplatten gelötet.

Röhren werden heute immer noch in Senderendstufen und Edel-Audio
eingesetzt, sind strahlungsfest, sind unempfindlich gegen den EMP - also
durchaus sinnvoll benutzbar. Sie haben außerdem einen weiteren
Tempraturbereich als TFT-Anzeigen; sie sind zwar mechanisch
empfindlicher, aber elektrisch robuster.

Aber wer will dafür zahlen? Also ausserhalb der Nische. Die schönen,
teuren Röhrenmonitore verschwanden über Nacht, als Flachbildopfer.

Drosselspulen kann man heute kaufen. Muß man nicht wickeln. Gibt es mit
definierter Induktivität ab Werk und über den Handel.

Es kommt also immer auf die zu lösende Aufgabe an, was man wie und warum
einsetzt, und was nicht.

Das ist genau der Punkt. Früher sagte man angeblich: \"Nicht für die
Schule, sondern für das Leben lernen wir!\" Das hat man wohl vergessen.
Jedenfalls weiss ich nicht, ob man sich in den Bildungsministerien mal
überlegt hat, was, wie und warum gelehrt werden MUSS, und welche
Eignung bei den zu Lehrenden gefördert werden soll. Mengenlehre?

Wer in der Schule ein Überflieger ist, könnte später unter einem
diktatorischen Chef ein guter Erfüllungsgehilfe werden. Und wer
es gerade so schafft, könnte später rausfliegen, obwohl er zu Recht
darauf hinweist, dass dieses Projekt Mist ist. Bedenke: \"Aber er hat
ja gar nichts an\" wurde von einem kleinen Kind gerufen.

https://www.projekt-gutenberg.org/andersen/maerchen/chap070.html

Vielleicht kommt es überhaupt nur darauf an, durchzukommen, möglichst
effizient, so dass es auch noch Spass macht und interessant ist, und
jede Stufe als neue Aufgabe zu sehen, wie auf einer Strickleiter nach
oben.

Grüße,
H.
 
Rolf Bombach wrote:

Aber jetzt kommt sowieso die Revolution. Hab gerade gelesen das
Bier teurer wird. Also wenn etwas nicht geht dann das. :-D

Als inflationssicheres Getränk empfehle ich daher Freibier.
Stabile Preise seit 5\'000 Jahren!

A: Fährste mit in die Stadt? Da gibts heute Freibier.

B: Aber der Sprit für die Fahrt kostet mehr als Du beim Bier sparst.

A: Ach was, ich trinke, bis ich Profit mache.

Grüße,
H.
 
Heinz Schmitz schrieb:

Aber wer will dafür zahlen? Also ausserhalb der Nische. Die schönen,
teuren Röhrenmonitore verschwanden über Nacht, als Flachbildopfer.

Ich hätte mir vor ca. 10 Jahren liebend gerne einen als Ersatz gekauft,
aber es gab keinen mehr. Also mußte ich mir einen gebrauchten besorgen,
bis endlich die LED-IPS-Displays erschwinglich wurden. Seinerzeit
vertickte man massenhaft diesen LCD-TN-Rotz, der schon bei kleinem
Sichtwinkel pißgelb strahlte.

Guido
 
Am 09.05.2022 um 08:33 schrieb Volker Bartheld:

waren aus Unobtanium. Der Akustikkoppler war recht simpel, vom \"AMD
World-Chip AM7910/1\" [5] und dem CCC-Datenklo hatte ich bis dahin noch
nie auch nur gehört, es mußten also weitestgehend diskrete Bandpässe
und Oszillatoren sein. Die Muffen für den Telefonhörer kamen
selbstverständlich aus der Sanitärabteilung vom Baumarkt, die
Elektronik vom Radio RIM [6] auf Münchens Computerstrich. Kann das
Dingens ja mal ausgraben und fotografieren, vielleicht erinnert wer den
Schaltplan.

Ich erinnere mich an eine Schaltung aus der Funkschau (natürlich nur am streng
vom Postnetz getrennten eigenen Telefonnetz!) mit einem NE565 empfangsseitig
für die FSK-Demodulation. An die FSK-Aufbereitung erinnere ich mich nicht mehr...

Bernd
 
On Mon, 9 May 2022 11:47:57 +0200, Bernd Laengerich wrote:
Am 09.05.2022 um 08:33 schrieb Volker Bartheld:
Der Akustikkoppler war recht simpel, vom \"AMD
World-Chip AM7910/1\" [5] und dem CCC-Datenklo hatte ich bis dahin noch
nie auch nur gehört, es mußten also weitestgehend diskrete Bandpässe
und Oszillatoren sein. Die Muffen für den Telefonhörer kamen
selbstverständlich aus der Sanitärabteilung vom Baumarkt, die
Elektronik vom Radio RIM [6] auf Münchens Computerstrich. Kann das
Dingens ja mal ausgraben und fotografieren, vielleicht erinnert wer den
Schaltplan.
Ich erinnere mich an eine Schaltung aus der Funkschau (natürlich nur am streng
vom Postnetz getrennten eigenen Telefonnetz!) mit einem NE565 empfangsseitig
für die FSK-Demodulation.

Oh, das könnte gut sein! Ein paar 8er DIL-Gehäuse waren schon dabei.
\"Bildschirmtexten via Akustikkoppler 87/16/11\" [1], leider kein PDF
irgendwo.

Mit dem NE567 baute ich WIMRE auch einen Morsedecoder, den konnte man
direkt an den 9-poligen Sub-D Joystickport dranhängen und es wurde der
Feuerknopf automagisch gedrückt, wenn es im Radioempfänger piepte.
Irgendwas in der Art hier [2]. War recht spannend, einige Übertragungen im
Klartext, andere offensichtlich verschlüsselt. Oder Russenkram, was weiß
ich.

Vielleicht habe ich am Wochenende kurz Zeit für einen Kopfsprung ins
Kellerregal, dann knipse ich ein paar Bilder von den Geräten zur
allgemeinen Erheiterung.

Vol\"Ammoniumpersulfat!\"ker

P.S.: So einen strengstens verbotenen Telefonumschalter [3] gibt es wohl
auch noch, diese Kisten von Auerswald waren damals für Schüler ziemlich
unerschwinglich. Ging ja gar nicht, wenn die Eltern telefonieren wollten,
abhoben - und dann war die ganze längliche Z-Modem-Datenfernübertragung im
A...


[1] https://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/Funkschau_Inhalt_1980-1990.pdf
[2] https://www.codrey.com/electronic-circuits/tiny-tone-decoder-module/
[3] http://hobbyelektronik.de/praxis/projekte/telefon-umschalter/
 
Am 08.05.2022 um 23:03 schrieb Rupert Haselbeck:
Thomas Einzel schrieb:
Rupert Haselbeck:
Aber die Bewerberauswahl ist eben deutlich schwieriger geworden, weil
die Leistungsbeurteilungen von Schulen und Hochschulen immer weniger
über den tatsächlichen Leistungsstand aussagen.

Ich halte es für unwahrscheinlich dass junge Menschen mit
aufsteigenden Geburtsjahrgängen im Vergleich zu früher[tm] immer
dümmer werden.

Da geht es mir nicht anders - und wohl niemand behauptet derartiges.
Geht es nach der Papierform, so sind sie ganz im Gegenteil nicht dümmer
sondern deutlich klüger geworden, wenn denn die teils durchaus
exorbitante Steigerung der Quote der exzellenten Noten allein auf den
tatsächlichen Leistungen beruhen sollte.
Wenn ich mich recht erinnere, so hatten wir vor 40 oder 50 Jahren so
ungefähr 3-5% der Abiturienten für eine 1 vor dem Komma zu loben,
wohingegen es heute wohl 30% und mehr sind. Sind die Leute wirklich um
so viel klüger geworden? Oder wurden die Anforderungen in diesem Masse
gesenkt? Oder was ist sonst der Grund?

Mal allgemein, und nur als Idee: Man möchte überall nur die Besten der
Besten. Eine \"2\" (im Sinne einer 2 von vor 30 oder 40 Jahren) ist
mancher Personalabteilung schon nicht gut genug. Nur wo soll das
hinführen? 1,0 zu schlecht, weil 0,9 geht ja auch?

Da scheinen sich Schulen und Universitäten anzupassen, der Markt will
mehr 1er.

Auf der anderen Seite werden für viele Tätigkeiten Studienabschlüsse
gefordert, der Anteil der benötigten Menschen mit abgeschlossenem
Studium steigt im Vergleich zu früher. Und wenn die jetzige 1,3 früher
eine 2,3 war - derjenige ist _dadurch_ auch nicht besser oder schlechter.
Bei Einstellung gibt es ja Probezeiten, in bis zu 6 Monaten sollte ein
Betrieb herausbekommen, ob er sie oder ihn gebrauchen kann. In der Regel
2 Wochen Kündigungsfrist - für beide Seiten.

Und wenn man dann sieht, was junge Menschen mit einem Abitur <=1,0
studieren - ich rede von der/dem Jahrgangsbesten eines Gymnasiums -
treibt es mir fast die Tränen in die Augen: Oft nur die Wissenschaft des
noch schnelleren und größeren Profits. Und dann noch den Doktor im
\"Schnellumstrukturieren mit Auffanggesellschaft\" hinten dran setzen. Da
ist man ja froh zu hören, wenn jemand mit <=1,0 \"wenigstes\" Medizin
studiert.

Ein MINT Studium würde ich auch niemandem, den ich gut leiden kann, noch
empfehlen, mäßige Einkommen für jemandem mit abgeschlossenem Studium und
das Ansehen ist auch durchwachsen. Traurig. Den Ingenieur hat man mit
dem Bolognaprozess auch gleich abgeschafft - bei B.Eng oder M.Eng kann
man es ja noch erahnen, aber B.Sc und M.Sc eher nicht.

Der IMO Irrsinn der Fächer-Abwählmöglichkeiten beim Abi wurde schon
erwähnt, da fällt mir noch die fehlende Vergleichbarkeit ohne
Zentralabitur, über die Grenze der Fürstentümer hinaus, ein.

Manchmal bin ich froh, nicht mehr jung zu sein.
--
Thomas
 
Volker Bartheld wrote:

Gehen wir also zur Tagesordnung über und behaupten weiterhin, daß früher
alles besser war. Ich meine: Idioten gab es damals wie heute, der
finale Beweis steht noch aus, daß die Jugend heute dümmer sei und es
sich dabei nicht einfach um eine verzerrte Sichtweise (aka.
\"confirmation bias\") und die überaus merkwürdige Eigenschaft des
Internet handelt, bei dem die größten Reinfälle wegen der \"lolz\" am
schnellsten die Runde machen.

Ich verweise auf den Flynn-Effekt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Flynn-Effekt

Daraus ein paar markante Sätze:
\"Analog zum Flynn-Effekt etablierte sich 1994, als ein Rückgang des IQ
festgestellt worden war, der Begriff \"umgekehrter Flynn-Effekt\" für das
Sinken des IQ.\"

\"[Ende des Flynn-Effekts in Norwegen] Andere Forscher führten dies auf
das Aufkommen des Privatfernsehens zurück. So sinke nach 10 Jahren
Exposition mit Privatfernsehen der IQ um 1,8 Punkte.\"

\"2017 revidierte Flynn seine Aussagen und stellte ein Sinken des IQ in
vielen westlichen Ländern fest, nachdem er erneut Daten aus
verschiedenen Ländern gesammelt hatte. Er führte das auf das
\"Verschwinden anspruchsvoller Bücher\" und eine Zunahme an
Computerspielen zurück. Dieser Umstand wirke sich negativ auf das
logische Denken aus.\"

Aus meiner Erinnerung und Erkenntnissen aus dem Hochschulbereich:
Abi-Aufgaben in den Fächern, die sich über die Jahre hinweg vergleichen
lassen (Mathe, Naturwissenschaften, heute MINT genannt), wurden immer
einfacher, damit sie von den Schülern zu bewältigen waren. Die heutigen
Abiturienten können nicht nur die Mathe-, Physik- oder Chemie-Aufgaben
der 1970er und 1980er Abi-Jahre nicht mehr lösen, sie verstehen sie
teilweise noch nicht mal. Die Folgen erkannten die Hochschulen zuerst,
da das Niveau der Erstsemestervorlesungen angepaßt werden mußte. Und
genau das hörte ich erstmals am Ende des letzten Jahrtausends, d.h. das
betrifft schon die Geburtsjahrgänge ab 1980, die \"Kohl-Jugend\".

Gruß, Ralf
 
Volker Bartheld wrote:
> daß die Jugend heute dümmer sei

Ist sie ziemlich sicher nicht, aber sie wird erkennbar weniger
gefordert. Ich weiß ja nicht, wie es bei Dir war, aber ohne Druck hätte
ich keinen Bruchteil von dem getan und gelernt, wovon ich heute noch
profitiere. Wer hätte damals gedacht, wieviel Nutzen ich heute aus dem
Latinum ziehen würde?


--
/¯\\ No | Dipl.-Ing. F. Axel Berger Tel: +49/ 221/ 7771 8067
\\ / HTML | Roald-Amundsen-Straße 2a Fax: +49/ 221/ 7771 8069
 X in | D-50829 Köln-Ossendorf http://berger-odenthal.de
/ \\ Mail | -- No unannounced, large, binary attachments, please! --
 
Marc Haber wrote:
> Das liegt vor allem an den potenziellen Arbeitgebern,

Nein. Natürlich wollte ich von meiner Tochter, so sie die Befähigung
dazu hat, auch ein vorzeigbares Abiturzeugnis sehen. Aber noch viel
wichtiger war mir, daß sie außer mit dem Zeugnis auch mit solidem Wissen
und Fähigkeiten aus der Schule kommt. Das ist, soweit erkennbar, vielen
anderen Eltern komplett egal.


--
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Axel Berger wrote:

Wer hätte damals gedacht, wieviel Nutzen ich heute aus dem
Latinum ziehen würde?

Die Begründung für den Zwang zum Latein war immer, dass man
wegen der Grammatik Denken lernt. Da hätte ich lieber Russisch
gelernt. Die Grammatik ist noch komplizierter, aber man kann die
Sprache wenigstens nutzen.

Grüße,
H.

PS
Wer gerne gut isst, sollte natürlich Französisch lernen.
 
Axel Berger wrote:

Marc Haber wrote:
Das liegt vor allem an den potenziellen Arbeitgebern,

Nein. Natürlich wollte ich von meiner Tochter, so sie die Befähigung
dazu hat, auch ein vorzeigbares Abiturzeugnis sehen.

Wem wolltest Du das zeigen? Ich bin schon ein halbes Jahr nach dem
Abitur kein einziges Mal mehr nach dem Abitur-Zeugnis gefragt worden.
Mit späteren Noten ging das genauso.

Grüße,
H.
 

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