J
Joerg
Guest
On 2019-06-27 07:42, Holger wrote:
Ja, sorry, ich meinte verdrecken.
Och, da bin ich recht hartgesotten. Auch im Wundenauswaschen.
So sollte das sein. Und ist es in den USA auch normalerweise.
Hier laeuft vieles auf ethischer Basis, man muss nicht fuer alles
Gesetze haben. Es funktioniert und ich habe mich hier immer
wohlgefuehlt, als Tourist wie auch jetzt als Landesbewohner.
--
Gruesse, Joerg
http://www.analogconsultants.com/
Am 27.06.19 um 16:23 schrieb Joerg:
In der Praxis sieht das so aus, vor gut zwei Monaten selbst erlebt: Der
Lenker an meinem Rennrad brach ab, der Stumpf hakte sich in meinem
Brustbereich fest und es kam zu meinem bisher schlimmsten Crash. Sofort
hielten drei Autofahrer an und stritten sich fast darum, wer mich
mitsamt Fahrrad nach Hause fahren darf. Ohne zu fragen, wie weit weg das
ist. Ich zeigte dann auf die Blutlache unter meinem linken Bein und
meinte, ich wolle ihre Autos nicht verrecken. "But I insist!", sagte
einer von ihnen, obwohl sein recht teures Auto fast neu war und er schon
ein ebenfalls teures Rennrad drinliegen hatte. Er koenne ja die
Fussmatte umdrehen. Waehrend der Fahrt stellte sich heraus, dass er wie
ich Einwanderer ist, aus Iran.
Du meinst vermutlich nicht verrecken, sondern beschmutzen.
Ja, sorry, ich meinte verdrecken.
... Ich sehe hier
als Problem, daĂ du als Verletzter unter Schock stehst und damit die
Schwere der Verwundung nicht abschätzen kannst. Das man dich nach Hause
gefahren hat, finde ich in Ordnung. Aber spätestens von zuhause aus
hättest du in die Notaufnahme einer Klinik gehen mßssen, von wegen der
Blutlache. Das sieht mir nicht nach einer HautabschĂźrfung aus.
Och, da bin ich recht hartgesotten. Auch im Wundenauswaschen.
Wenn Du hier nur mit offener Motorhaube am Strassenrand stehst, halten
bereits Leute an. Als ich das bei einem aelteren Mann in Deutschland mal
machte, konnte er es nicht fassen.
Ich kann es nicht abschätzen, ob das landesweit die Regel ist. Als hier
mal eine Frau mit dem Auto angefahren wurde und regungslos am Boden lag,
habe ich mit dem Mobiltelefon sofort den Rettungsdienst angerufen und
mich um die Verletzte gekĂźmmert. Sie war zum GlĂźck nur leicht verletzt,
schnell wieder auf den Beinen und wartete in einer Apotheke, die nur
zwei oder drei Schritte entfernt war, auf den Notarzt. AuĂerdem kamen
noch zwei Polizisten dazu und fanden es gut, daĂ ich mich um diese Frau
gekĂźmmert habe.
So sollte das sein. Und ist es in den USA auch normalerweise.
Die Story in der Zeitung ist das uebliche. Ein boeser Fall wird
rausgegriffen und angeprangert. Ueber die in den USA ansonsten weit
hoehere Hilfsbereitschaft gegenueber anderen Laendern natuerlich kein
Wort, und schon gar keine Story. So werden Meinungen geschuert, die
falsch sind.
Ich halte US-Amerikaner nicht fĂźr Monster, auch nicht aufgrund des
abscheulichen Verhaltens einzelner. Aber ich fĂźhle mich nicht wohl bei
dem Gedanken, daĂ unterlassene Hilfeleistung in den USA keine Straftat
darstellt.
Hier laeuft vieles auf ethischer Basis, man muss nicht fuer alles
Gesetze haben. Es funktioniert und ich habe mich hier immer
wohlgefuehlt, als Tourist wie auch jetzt als Landesbewohner.
--
Gruesse, Joerg
http://www.analogconsultants.com/