Studie zu Studienanfängern...

  • Thread starter Eric Bruecklmeier
  • Start date
Am 04.05.2022 um 07:36 schrieb Bernd Laengerich:
Am 04.05.2022 um 05:44 schrieb olaf:

ICh frag mich ja manchmal wovon wir zuviel haben.

Von Bedenkenträgern, Miesepetern und Meckerern. Das war einfach...

Und möglicherweise von Leuten, die sich Verordnungen ausdenken...

Ich denke da an eine anlaßlose Gefährdungsbeurteilung einer Vorlesung
(sic!) für Schwangere... Ein Land, das sich sowas ausdenkt *kann* keine
echten Probleme haben.
 
Am 04.05.2022 um 07:37 schrieb Marte Schwarz:
Hi Marc,
Das hat wohl auch etwas mit der völlig antiquierten Form der Ausbildung
zu tun. Was hab ich denn während meines Studiums gepaukt? Fourier- und
Laplacetransformationen gegen die Uhr auf dem Papier von Hand zu
lösen...
Ja, Kampfrechnen kann man schön prüfen, hat aber mit der Praxis danach
wenig zu tun.

Ich habe damals Dinge gelernt, die ich in meinem Beruf ständig
brauche. Es ist zwar nicht der geprüfte Stoff, aber das Handwerkszeug
habe ich damals mit dem geprüften Stoff gelernt:

Du Glücklicher. Ich kenne außer Dir bisher niemanden, der das noch
behaupten könnte.

Hier!
 
Marte Schwarz <marte.schwarz@gmx.de> wrote:

Es ging darum, Menschen zu motivieren, zu begeistern. Und es ging darum,
dass man heutzutage angeblich keine Anfangsbegeisterung mehr wecken
kann, angesichts fertiger Elektronikgeräte...

Die sind sicher nicht hilfreich weil die Distanz zu etwas das du
einfach so kaufen kannst und etwas das du selber basteln kannst sehr
gross geworden ist.
Ich sehe aber das Hauptproblem eher im Internet. Wenn du als
vollkommen ahnungsloser Anfaenger googelst was geht, dann wirst du
bergeweise Projekte finden die meilenweit von deinem Faehigkeitsstand
weg sind, andere also 10x besser geloest haben. Das demotiviert dann.
Sowas gab es frueher auch, aber du wusstest nichts davon und hast
in deinem Kinderzimmer gebastelt.

Die Anfangshuerde bis man heute im \"System\" drin ist, ist viel groesser
geworden.

Es gibt aber auch ein paar interessante Ausnahmen. Eine davon sind
3D-Drucker. Die sind in der breiten Wahrnehmung relativ neu. Am Anfang
war der Einstieg relativ einfach und man konnte damit wachsen. Deshalb
findet man da viele Leute aus der 20-30jahre Fraktion und die erste
Makerfair die ich vor 5Jahren besucht hatte, hatte durchaus etwas vom
Flair einer Hobbytronik von 1985.

Olaf
 
Hi Eric,

Mir hat eine Privatdozentin unter vier Augen einmal erzählt, es gäbe
Druck mit Androhung von Mittelkürzungen für das Institut, die
Durchfallquote zu senken.

Durch wen?

Hier geschah vor wenigen Jahren genau das durch die Hochschulleitung mit
Rückbezug aufs Ministerium. Wir wurden aufgefordert, Maßnahmen
auszuarbeiten, die die Abbrecherquote effektiv senken können.

Mein Vorschlag, doch allen Immatrikulierten gleich das Abschlusszeugnis
zu erstellen, kam nicht gut :-(
Ich meinte das durchaus ernst: Wer das erste Halbjahr in einer Firma
auch ohne Studium überlebt, darf das gerne auch ohne Studium machen...
Ich freu mich dann auf die Studis, die hier sind, weil sie etwas lernen
wollen. Mit denen verbringe ich meine Zeit liebend gerne.

Marte
 
Am 04.05.2022 um 07:39 schrieb olaf:
Eric Bruecklmeier <u@5i7.de> wrote:

Das ist schön für Dich, hilft der 20 Mann Firma aber genau nichts.

In einer 20Mann Firma wird English aber nicht die normale
Umgangssprache sein, da tun sich dann alle damit schwer.
Und dann hast du ploetzlich einen auslaendischen Ingenieure
der halbwegs Englisch und Deutsch noch garnicht kann.

Meine Erfahrung ist aber, daß das Hauptproblem ist, den erstmal her zu
bekommen und zwar so, daß er hier auch eine Perspektive hat....
 
Am 04.05.2022 um 07:45 schrieb Marte Schwarz:
Hi Eric,

Mir hat eine Privatdozentin unter vier Augen einmal erzählt, es gäbe
Druck mit Androhung von Mittelkürzungen für das Institut, die
Durchfallquote zu senken.

Durch wen?

Hier geschah vor wenigen Jahren genau das durch die Hochschulleitung mit
Rückbezug aufs Ministerium. Wir wurden aufgefordert, Maßnahmen
auszuarbeiten, die die Abbrecherquote effektiv senken können.

Uiuiui, das halte ich für rechtlich sehr bedenklich.
 
Hi Eric,

Nebenbei: Auch wenn deutlich mehr gezahlt werden würde, stünde ad hoc
kein einziger Ingenieur mehr zur Verfügung. Und vermutlich auch später
nicht, denn Gehälter werden als Gegenargument für einen Studienbeginn
praktisch nicht genannt.

Oh doch, und zwar sehr erschreckend oft. Wir hatten unter unseren Studis
mal eine interne Befragung zur Motivation des Studienganges gestellt.
\"Bald viel Geld zu verdienen\" war da erschreckend oft dabei.

Marte
 
On Wed, 4 May 2022 07:36:02 +0200, Bernd Laengerich wrote:

Am 04.05.2022 um 05:44 schrieb olaf:

ICh frag mich ja manchmal wovon wir zuviel haben.

Von Bedenkenträgern, Miesepetern und Meckerern. Das war einfach...

Bei den vielen absurden Studiengängen sollte es acuh bald einen Diplom-
Bedenkenträger geben. Es kann doch nicht sein, dass jemand ohne
offizielle Befähigung sowas macht.

--
/home/behm/Documents/private/pan.txt
 
Am 04.05.2022 um 07:50 schrieb Marte Schwarz:
Hi Eric,

Nebenbei: Auch wenn deutlich mehr gezahlt werden würde, stünde ad hoc
kein einziger Ingenieur mehr zur Verfügung. Und vermutlich auch später
nicht, denn Gehälter werden als Gegenargument für einen Studienbeginn
praktisch nicht genannt.

Oh doch, und zwar sehr erschreckend oft. Wir hatten unter unseren Studis
mal eine interne Befragung zur Motivation des Studienganges gestellt.
\"Bald viel Geld zu verdienen\" war da erschreckend oft dabei.

Du hast mich Mißverstanden. Als Grund nicht E-Technik zu studieren,
kommt normalerweise nicht das Argument, daß man dort zu wenig verdienen
würde...
 
Am 04.05.2022 um 07:56 schrieb Reinhardt Behm:
On Wed, 4 May 2022 07:36:02 +0200, Bernd Laengerich wrote:

Am 04.05.2022 um 05:44 schrieb olaf:

ICh frag mich ja manchmal wovon wir zuviel haben.

Von Bedenkenträgern, Miesepetern und Meckerern. Das war einfach...

Bei den vielen absurden Studiengängen sollte es acuh bald einen Diplom-
Bedenkenträger geben. Es kann doch nicht sein, dass jemand ohne
offizielle Befähigung sowas macht.

Wir haben erst rund 21000 Studiengänge - da ist noch Luft nach oben!
 
On Tue, 3 May 2022 11:09:12 +0200, Volker Bartheld <news2022@bartheld.net>
wrote:

Ich höre hier anläßlich der von HR veranstaltete \"Exit-Interviews\" (beide
Begriffe sind bereits Teil des Problems) regelmäßig, man fühle sich nicht
ausreichend wahrgenommen, es gäbe keinen echten Karrierepfad, Vorgesetzten
mangele es an Führungskompetenz, sie seien unempathisch und wenig
einsichtsfähig. Daneben werde die Gehaltsentwicklung als willkürlich
wahrgenommen, sie sei branchenunüblich niedrig und decke oft nicht einmal
die Inflationsrate. Obendrein leide man unter Personalengpässen, meist
ausgedünnte Teams im Bereich Entwicklung und Test, die hohe Fluktuation
(~20%/a) erzeuge einen erheblichen Mehraufwand und werde trotz überwiegend
negativer Erfahrungen weiterhin mit Zeitarbeitern bzw. indischem
Outsourcing kompensiert.

Immerhin ein Exit-Interview. Anektdotisch: ein Mitarbeiter mit dringend
benötigter Kernkompetenz geht, Klasse \"unersetzlich\". Mehr Geld woanders, ja,
aber eine Reihe andere Faktoren war maßgebend. Mitarbeiter wollte Chef Liste der
maßgeblichen Faktoren geben: Nein danke, kein Interesse...

Thomas Prufer
 
Hi Rolf,
Und das zweite große Problem, das mir die Studis immer wieder
schildern: Sie wissen nicht, was sie fragen sollen.
Den Leuten wird ja auch nicht erklärt, was zum Beispiel der Unterschied
zwischen Schule und Hochschule ist. In der Schule ist der Lehrer der
Lehrer.
In der Hochschule muss sich der Schüler bemühen (studere, Student).
Eigentlich sollte der Professor nur Hilfe zur Selbsthilfe geben.

Soweit zur Theorie.

> solche, die wollen und nicht müssen. Ganz andere Atmosphäre.

Das sollte an sich an einer Hochschule, auch an den Fasthochschulen, so
sein. Ist es aber nicht. Irgendwohin muss man doch als Abiturient nun
gehen.

Ich gab auch immer interaktiv Unterricht. Immer wieder Fragen einbauen, bis die Leute
kapieren, dass sie Fragen stellen soll(t)en.

Das ist mein Weg, der aber ganz schleppend akzeptiert wird (mit
rabenschlechten Evaluationen)

Ausserdem habe ich ihnen immer erklärt, sie sollten die Übungen rauspicken,
welche sie voraussichtlich _nicht_ kapieren würden. Und dann die Fragen
notieren. Hat eigentlich ganz gut geklappt.

Bäh, das ist sowas von Böse...

Marte
 
Am 04.05.22 um 05:23 schrieb olaf:

eingebe, sieht es mit dem Inflationsausgleich eher knapp aus.

Warum sollte es das auch geben? Dir ist doch klar das uns die
letzten zwei Jahre eine Menge Geld gekostet haben und die aktuellen
russischen Abenteuer sind auch nicht billig.

Weil die Jahre 2002-2020 betrachtet wurden, und da die letzten 2 Jahre
nur zum geringen Teil, und die russischen Abenteuer gar nicht drin sind.

Guten Morgen.

Hanno

--
The modern conservative is engaged in one of man\'s oldest exercises in
moral philosophy; that is, the search for a superior moral justification
for selfishness.
- John Kenneth Galbraith
 
Am 04.05.22 um 08:19 schrieb Thomas Prufer:

Immerhin ein Exit-Interview. Anektdotisch: ein Mitarbeiter mit dringend
benötigter Kernkompetenz geht, Klasse \"unersetzlich\". Mehr Geld woanders, ja,
aber eine Reihe andere Faktoren war maßgebend. Mitarbeiter wollte Chef Liste der
maßgeblichen Faktoren geben: Nein danke, kein Interesse...

Irgendwo gelesen: Es wird davon abgeraten, entsprechendes Feedback zu
geben. Ist ja nett gemeint, aber es kann dir nichts nützen (bist ja
weg), aber mglw. schaden, wenn man hinter deinem Rücken über dich redet.

Hanno

--
The modern conservative is engaged in one of man\'s oldest exercises in
moral philosophy; that is, the search for a superior moral justification
for selfishness.
- John Kenneth Galbraith
 
On 5/3/22 1:23 PM, Heinz Schmitz wrote:

Geht das nicht an den Gymnasien schon los? Bei wem Viele
durchfallen, der ist ein schlechter Lehrer.
Also senkt man die Ansprüche, dann sinkt die Durchfallquote.

Zu meiner Zeit war das eher umgekehrt. Ein Schulkamerad, später
begnadeter und engagierter Berufsschullehrer, wurde wegen des zu guten
Durchschnitts seiner Klassen gerügt und hat dann ein Programm
geschrieben, mit dem er die Noten auf den gewünschten Schnitt bringen
konnte. Ein paar Jahre später konnte er sich dem Ruf ans Oberschulamt
nicht mehr entziehen und war damit für die Lehre gestorben :-(

DoDi
 
Hi Eric,
Mir hat eine Privatdozentin unter vier Augen einmal erzählt, es gäbe
Druck mit Androhung von Mittelkürzungen für das Institut, die
Durchfallquote zu senken.

Hier geschah vor wenigen Jahren genau das durch die Hochschulleitung
mit Rückbezug aufs Ministerium. Wir wurden aufgefordert, Maßnahmen
auszuarbeiten, die die Abbrecherquote effektiv senken können.

Uiuiui, das halte ich für rechtlich sehr bedenklich.

Bedenklich? Wenn das Ministerium schreit und mit der Finanzierung droht,
dann wird umgesetzt und nicht nach Recht gefragt.

Marte
 
Hi Eric,

Du hast mich Mißverstanden. Als Grund nicht E-Technik zu studieren,
kommt normalerweise nicht das Argument, daß man dort zu wenig verdienen
würde...

Indirekt schon. Man kann mit weniger Aufwand einen Beruf ergreifen, in
dem man danach mehr verdienen wird.

Marte
 
Marte Schwarz <marte.schwarz@gmx.de> wrote:

Oh doch, und zwar sehr erschreckend oft. Wir hatten unter unseren Studis
mal eine interne Befragung zur Motivation des Studienganges gestellt.
\"Bald viel Geld zu verdienen\" war da erschreckend oft dabei.

Das war aber nach meinen Beobachtungen in den 90ern auch schon so.
Ich war jedenfalls sehr entaeuscht von meinen Mitstudenten weil da nur
sehr wenige drunter waren die auch mal was mit dem Wissen gemacht
haben, also halt irgendwas nebenbei gebastelt haben.

Olaf
 
Eric Bruecklmeier <u@5i7.de> wrote:

>Und möglicherweise von Leuten, die sich Verordnungen ausdenken...

Ohne jeden Zweifel. Wenn ihr alle ein NDA unterschreibt dann koennte
ich euch Dinge erzaehlen die ihr dann niemals glaubt. :-D

Olaf
 
Marte Schwarz wrote:

...
Irgendwohin muss man doch als Abiturient nun gehen.

Es gibt viele Bereiche mit \"ologie\" oder \"ismus\" am Ende,
wo man nur feste glauben muss.

Grüße,
H.

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