mit 47 zu alt für den Job?

Winfried Buechsenschuetz wrote:
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote in message news:<3F1D4637.A551268@t-online.de>...


Wers nicht glaubt: vgl. Rußland. Das war mal industrialisiertes
Land. Mit Weltraumprogramm, Schulen & Ärzte bis ins letzte kasachische
Dorf, diversen anderen Sozialklimbim.


Warst Du mal da? Frage mich dann allerdings, warum in der
Millionenstadt Kiev die Kinderklinik aussah wie ein hiesiges
Bahnhofsklo.
Vergleiche hinken immer. Besonders dann, wenn völker zum vergleich
herangzogen werden. Aber, das beispiel provoziert geradezu auf
einen unterschied in der mentalität beider völker hinzuweisen.
In Russland wurde (wird?) eigeniniative sozial sanktioniert.
Eigeniniative wird grundsätzlich ersteinmal mit mißtrauen
begegnet. Man wartet lieber auf den "erlöser".
So sind auch die, durchaus großen leistungen, der sovietzeit
zu betrachten. Eine wirtschaft im latenten kriegszustand.
Soetwas kann auf dauer nicht gutgehen.


"Arbeitslos" ist das Befinden eines verhinderten Angestellten.

Hach, ist das ein schlauer Satz. Kann es sein, daß Du uns damit etwas
sagen willst.

Das sagen die Gewerkschaftsfunktionäre auch. Nur glaubt
ans "weiterwursteln-wie-bisher" kaum noch jemand.

Ich auch nicht. Und der Haartz-Plan usw. ist auch nix anderes als
Weiterwurschteln, d.h. Bekämpfung der Arbeitslosen statt der
Arbeitslosigkeit.
Bismarck hatte ursprünglich vor, die sozialversicherungen über
die steuer zu finanzieren. Er war leider durch arbeitsüberlastung
und krankheit verhindert, sich selbst im parlament darum zu kümmern.
So Bismarck gegenüber einem englischen journalisten.

Es ist heute auch beim besten willen nicht mehr nachzuvollzien, warum
nicht auch beamte, selbstständige, manager und kapitalgewinne nicht
zu den sozialkosten herangezogen werden.

Das sozialempfäner unter gewissen umständen wesntlich besser gestellt
sind als die, die arbeiten und sozialbeiträge einzahlen, ist durchaus
ein skandal. Das bisherige sytem konseviert "sozialhilfeverhalten".
Es sanktioniert eigeniniative.
Warum das so ist, wird klar, wenn man sich mal die verteilung der
gelder ansieht. Der wohl größte teil des geldes finanziert das
system. Es hängen sehr viele, durchaus gut dotierte posten,
daran. Der nächst höhere bazen geht in richtung behindertenkomplex.
Hier vor allem behinderungen von geburt aus. zB wird von
behindertenverbänden permanent ein behindertengerechter ausbau,
eben auch alter bausubstanz gefordert. Bei neubauten kein thema.
Bei alten gebäuden, womöglich ais der Kaiserzeit, schlicht unbezahlbar.

Es ist nunmal so, wenn man sich mal müht, in diesen komplexen zu
recherchieren, kommt man, vorsichtig ausgedrückt, aus dem staunen
nicht heraus. Vor allem auch, welche ansprüche gestellt werden,
läßt mich vermuten, das die leistungen nicht auf erden sondern
im himmel erarbeitet werden.

--
mfg horst-dieter
 
Gerd Kluger wrote:
Dirk Ruth <d.ruth@expressnet.info> schrieb:


Nur mal so als Beispiel:
Freiberufler gut verdienend bei AOK=Höchstbetrag=450,-EUR
Freiberufler gut verdienend bei priv. KV 150,-EUR (Chefarztbehandlung,
Einzelbettzimmer, Inlays=80% usw.)
=> AOK ist 3x teurer.
priv. KK zahlt beim Arzt den 3 fachen Betrag als die AOK nach der
allg. GO
=> AOK ist 9x teurer.


Naja, Dein Beispiel hinkt aber gewaltig. Wenn Dein Freiberufler aber
erstmal 60 ist oder Familie mit Kindern hat sieht das ganz anders
aus.

Zwischen freiberuflern gibs durchaus beträchtlich unterschiede.
Deshalb müssen alle bezahlen, keiner soll "überm loch" hängen.
Aber, nicht alles muß jedem verfügbar sein. Hier bei gewissen
leistungen nein zu sagen, ist das problem. Wer will sich schon
asoziales verhalten vorwerfen lassen. Nur, wir haben schon
selektion und zweiklassenmedizin. Nur, sagen will das keiner
so recht.


Aber das Problem mit der Ineffizienz ist schon da. Es gibt halt keinen
Wettbewerb und somit keinen wirklichen Anreiz zu sparen. Ursprünglich
hat man mit der Öffnung der Kassen Wettbewerb eingeführt und
dann durch Schaffung des Risikostrukturausgleichs sofort wieder
abgewürgt.
zB könnte gesetzlich festgelegt werden, das kassen und versicherungen
den teil ausweisen müssen, der den versicherten tatsächlich zugute
kommt. Warum haben zB manche AOK Vorstände gehälter in größenordnungen
von E 20 000 pro monat?

Das führt dann zu so perversen Situationen wie, daß ich von weniger
als 50% meiner gezahlten Beiträge Leistungen bekomme (der Rest
geht in den RSA). Und Krankenkassen suchen verzweifelt
nach Alten und chronisch Kranken weil diese den Kassen das
meiste Geld bringen.
Es gibt krankenkassen, die "händeringend" behinderte und chronisch
kranke suchen.
Man wird immer wieder feststellen müssen, das selbstiniative und
sparsamkeit gepaart mit effizienz in diesem system unerwünscht
scheint und sogar bestraft werden.
Zwangsläufig beschleichen einem da ketzerische gedanken!

--
mfg horst-dieter
 
"MaWin" <me@privacy.net> wrote in message news:<01c35093$482b07a0$0100007f@amdk6-300>...
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> schrieb im Beitrag <3F1D8A5B.F31A4B97@t-online.de>...

Die Leute wollen die Realität nur eben nicht wahr haben.

Du auch nicht.
Fast 100 % ACK. So ziemlich das beste, was ich in diesem Thread zu
lesen bekommen habe.

Ob es für einen der Gegner der gesetzl. Krankenversicherung so
angenehm sein wird, wenn er die Schieloperation der Tochter nicht
bezahlen kann und die dann als Erwachsene auf einem Auge fast blind
ist (so war es in unserer Familie, als Landwirte noch nicht in der GKV
waren), wird sich weisen.

Winfried Büchsenschütz
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote in message news:<3F1D8A69.5360C69A@t-online.de>...

Simpelste Lösung: den Betrag während der Beschäftigung automatisch
monatlich auf Sperrkonto überweisen wo es sich sammelt und verzinst
wird. Wenn jemand Job verliert erhält er Zugang auf dieses sein Konto
und dieses sein Geld. Nachteil: man kann kein Behörde und
"Qualifizierungs"industrien damit finanzieren, also uninteressant.
In diesem Falle sogar großenteils ACK.

Lebensversicherungen kommen jetzt ohnehin
in eine Phase wo immer weniger Leute neu als Einzahler hinzukommen,
aber bestehende Besitzer in die Auszahlungsphase kommen. D.h. das
Geschäft trägt sich selbst nichtmehr. Über den Unterschied mancher
Geschäftsmodelle zu Kettenbriefen darf jeder sich selber Gedanken
machen.
Eben. Nach der Möglichkeit, Geld (oder Gold) ohne Arbeit zu schaffen,
haben bereits die Alchimisten jahrhundertelang gesucht. Heute heißen
sie nicht mehr Alchimisten, sondern Anlageberater.


Winfried Büchsenschütz
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote in message news:<3F1D8A69.5360C69A@t-online.de>...

Simpelste Lösung: den Betrag während der Beschäftigung automatisch
monatlich auf Sperrkonto überweisen wo es sich sammelt und verzinst
wird. Wenn jemand Job verliert erhält er Zugang auf dieses sein Konto
und dieses sein Geld. Nachteil: man kann kein Behörde und
"Qualifizierungs"industrien damit finanzieren, also uninteressant.
In diesem Falle sogar großenteils ACK.

Lebensversicherungen kommen jetzt ohnehin
in eine Phase wo immer weniger Leute neu als Einzahler hinzukommen,
aber bestehende Besitzer in die Auszahlungsphase kommen. D.h. das
Geschäft trägt sich selbst nichtmehr. Über den Unterschied mancher
Geschäftsmodelle zu Kettenbriefen darf jeder sich selber Gedanken
machen.
Eben. Nach der Möglichkeit, Geld (oder Gold) ohne Arbeit zu schaffen,
haben bereits die Alchimisten jahrhundertelang gesucht. Heute heißen
sie nicht mehr Alchimisten, sondern Anlageberater.


Winfried Büchsenschütz
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote in message news:<3F1D8A69.5360C69A@t-online.de>...

Simpelste Lösung: den Betrag während der Beschäftigung automatisch
monatlich auf Sperrkonto überweisen wo es sich sammelt und verzinst
wird. Wenn jemand Job verliert erhält er Zugang auf dieses sein Konto
und dieses sein Geld. Nachteil: man kann kein Behörde und
"Qualifizierungs"industrien damit finanzieren, also uninteressant.
In diesem Falle sogar großenteils ACK.

Lebensversicherungen kommen jetzt ohnehin
in eine Phase wo immer weniger Leute neu als Einzahler hinzukommen,
aber bestehende Besitzer in die Auszahlungsphase kommen. D.h. das
Geschäft trägt sich selbst nichtmehr. Über den Unterschied mancher
Geschäftsmodelle zu Kettenbriefen darf jeder sich selber Gedanken
machen.
Eben. Nach der Möglichkeit, Geld (oder Gold) ohne Arbeit zu schaffen,
haben bereits die Alchimisten jahrhundertelang gesucht. Heute heißen
sie nicht mehr Alchimisten, sondern Chartanalysten.

Winfried Büchsenschütz
 
Ein Hauptproblem ist wohl auch, das offenbar keiner so richtig die
Alterspyramide berücksichtigt hat ...
Die Wende in der deutschen Bevölkerungsstruktur war irgenwann 1875.
Das Problem wurde in den 20er Jahren schon diskutiert. Wegen der hohen
Vorlaufzeit und der geringen Änderungsrate gibt es fast nichts was
so gut berechenbar ist wie demographische Änderungen.
Wenige Störfaktoren: Wanderungsbewegungen, Erhöhung der Lebenserwartung
durch medizinischen Fortschritt, zeitweise Senkung der Lebenswartung
durch Kriege.
Letztlich ist die Rentnerschwemme nur ein anderes Symptom ähnlich
Arbeitslosigkeit für das nichtfunktionierende wirtschaftliche
System. Früher arbeiteten die Leute schliesslich auch solange sie
arbeitsfähig waren, weshalb alte Leute kaum ein finanzielles Problem
darstellten.

MfG JRD
 
Meine Lieblingsidee zur Erhöhung der ungenügenden Absurdität
Gleiche auch bei der Krankenversicherung.
Würde es ca. so aussehen: man muß beim Supermarkt am Eingang
einen einheitlich festen hohen Betrag zahlen. Dafür darf man
sich aus den Warenregalen beliebig und soviel man will in den
Einkaufswagen legen. Wenn man den Laden verlässt, stellt
man fest, daß man mehr hat als man tragen kann und die
Ware meist auch nutzlos ist. Dort wo heute der Barcodescanner
der Kasse ist, ist dann also eine Klappe für den Müllschlucker
wo man entsorgen kann.
Passend zum steigenden Umsatz des Unternehmens wird der zu
zahlende Betrag jährlich erhöht, sodaß man motiviert ist
möglichst viel zu konsumieren um auf seine Kosten zu kommen.

MfG JRD
 
Bismarck hatte ursprünglich vor, die sozialversicherungen über
die steuer zu finanzieren.
So Bismarck gegenüber einem englischen journalisten.
Würde ich für Legende halten: damals war das Parlament von
Leuten mit hohem Einkommen dominiert die auch die Leute
waren die die Steuern zahlten. Bei Bauern & Industriearbeitern
war dahingehend nämlich ehedem nichts zu holen.
Denen war natürlich die Notlösung a la Bismarck lieber.
Überigens hatte er damals auch bei Aufrüstung
Probleme mit Parlament: die wollten nicht zahlen.
Erst unter Kaiser Wilhelm war der der "militärisch-industrielle
Komplex" ( a la Eisenhower ) dafür stark genug.

MfG JRG
 
Und wenn ein Risiko ... von einer kleineren Gruppe getragen
werden muss ... werden die notwendigen Ruecklagen automatisch
hoeher.
Vgl. die kleinen Betriebskrankenkassen mit ihren niederigeren
Beiträgen: wenn der Apparat überschaubar bleibt und Mißbrauch
verhindert, können Kosten/Leistung günstiger liegen als
in einem großen Apparat der Mißbrauch nicht verhindert.
Was dem hiesigen System fehlt ist der Regelkreis der
Marktwirtschaft: der Kunde steuert über seine freie
Kaufentscheidung die Qualität des Produkts.

Der normale Bueger ist *aermer* geworden, ausgeknautscht
von immer perfekter werdendem Lohndumping.
Der wuchernde Wohlfahrtsstaat hat seit den 70er Jahren die
Kosten für Beschäftigung munter hochgetrieben.
Das hat erstmal dazu geführt, daß unproduktive Betriebe
pleite gingen ( vgl steigende Arbeitslosigkeit seit 1970 ).
Wegen des Flächentarifvertrags war es auch nicht möglich
Billigbetriebe in Randbereichen z.B. Bayrischer Wald
aufzubauen.
Über eine lange Zeit ist es der Industrie gelungen die
Pro-Kopf-Produktivität entsprechend der Kosten zu erhöhen.
In dem Parameter ist Deutschland nämlich immer noch Spitze.
( in den USA ist man weniger produktiv, hat auch unproduktive,
schlecht bezahlte Jobs ; aber eben Jobs )
Produktivität freut auch den Industriearbeiter: wenn Leute mehr
produzieren können sie höheren Lohn erhalten. Gleichzeitig
geben sie das Geld überwiegend in Deutschland wieder aus,
Einzelhandel usw. floriert also auch.
Hohe Produktivität freut auch den Unternehmer: für gleiches
Produktionsvolumen kann er Personal abbauen.
Die Erhöhung der Produktivität in der Industrie erfordert
extremen Kapitaleinsatz. Letzteres stemmen die Mittelständler
nicht. Typisches Beispiel ist Auto-Fertigung bei VW in
70er/80er Jahren durch Roboter oder die AMD-Chipfabrik in
Dresden: immer teuerere Fabriken und immer weniger
Beschäftigte.
Kapital ist völlig mobil und an z.B. Großstädte wegen
Arbeitskräftepotential ist Industrie also nichtmehr gebunden.
Sie geht an Standorte mit niedrigen Steuersätzen. Intel hat
z.B. Fertigung in Costa Rica, klassische Bananenrepublik.
Da arbeiten dann natürlich keine Südamerikaner, sondern
gut bezahlte US-Amerikaner in Urlaubsidylle a la Florida.
Der hiesige Wohlfahrtsstaat kann also weder die
Beschäftigten noch die Fertigung melken.

Die Leute wollen die Realität nur eben nicht wahr haben.
Du auch nicht.
Ich sehe die Ursachen glaube ich schon detailliert & richtig.
Wer nur diffus mit Gwerkschaftsparolen, "Globalisierung"
"Lohndumping" hantiert sieht die Zusammenhänge eventuell
nicht klar genug.

MfG JRD
 
On 23 Jul 2003 08:04:10 GMT, "MaWin" <me@privacy.net> wrote:
Wenn jeder Arzt 'Klasse' ist, dann muss ich nicht zu einem
anderen, aber was ich schon bei Aetzten an (objektiv
belegbarer) Inkompetenz und Ignoranz erlebt habe, legt
es nahe, sich vor jeder groesseren Sache erst mal an Mehrere
zu wenden. Das kostet demnaechst also 40 EUR (80 DM) pro
Symptom, denn der Hausart wird dich nicht an DREI Kardiologen
(oder wasauchimmer) ueberweisen.
Diesen *Luxus* kann sich $PATIENT gerne leisten wollen,
aber dann bitte zurecht auf eigene Kosten und nicht auf
unser aller Budget.

Sozial wird *Standard* bezahlt, mehr nicht.

<mode=Flame>
Doch, das nennt man 'soziale Marktwirtschaft'.
Eingeschraenkter Wettbewerb durch staatliche Regulation.
In der Schule nicht aufgepasst ?
Wir leben in so einer Gesellschaftsform.
Weil 100% Staat nicht funktioniert hat,
und weil 100% Markt nicht funktioniert hat.
Beweisbar.
Soziale *Markt*wirtschaft ist etwas anderes als
marktversuchende Sozial(ismus)wirtschaft ...
</mode>

Ciao Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Matthias Weingart wrote:

kenne ich schon mind. 3 Firmen, die Elektroniker suchen. Eine Firma
würde 4 Mann fest einstellen, aber natuerlich nur zum Ostgehalt, oder
darunter ;-|. Denen sind die Entwickler in den Westen davongelaufen
Tja, die bösen Arbeitnehmer aber auch. Gehen die doch glatt dahin, wo
sie etwas angemessener am Gewinn der Firma beteiligt werden, statt den
Superabzockern die Taschen zu füllen.

So war die Forderung nach mehr Mobilität der Arbeitnehmer nicht gemeint.
Sowas müßte gesetzlich verboten werden. Darum bei der nächsten Wahl FDP
wählen.
 
Die andren beiden Firmen arbeiten am liebsten mit
Freiberuflern zusammen;
Hört sich schwer nach Arbeitnehmerüberlassung aus.

Naja die Fiktion der "offenen Stellen" ist ein anderes
Thema. Meine Meinung dazu immer: die Industrie hat in
Marktwirtschaft das Recht beliebig miese Jobs anzubieten.
Nur soll man niemand zwingen diese anzunehmen.
Nur scheint die Arbeitslosenverwaltungsbehörde letzerer
Ansicht nicht zu sein.

MfG JRD
 
Ob es für einen der Gegner der gesetzl. Krankenversicherung so
angenehm sein wird, wenn er die Schieloperation der Tochter nicht
bezahlen kann und die dann als Erwachsene auf einem Auge fast blind
ist ... wird sich weisen.
Also ich bin nicht-Automobilist ( musste auch nicht zur Bundeswehr) weil
meine Sehfähigkeit eingeschränkt ist. Auf einer Seite normal
kurzsichtig, auf der anderen Narbe auf der Hornhaut die stark streut.
Die kann man heute nominell per Laser behandeln ( teuer ). Das zahlt
Krankenkasse aber nicht. D.h. es wird viel versprochen im konkreten
Fall wenig gehalten.

MfG JRD
 
Doch, das nennt man 'soziale Marktwirtschaft'.
In der Schule nicht aufgepasst ?
Wir leben in so einer Gesellschaftsform.
Die DDR war auch "Demokratie", sogar
"Volksdemokratie".
Namen sind Schall und Rauch, aber für
Bauernfängerei ist passendes Schlagwort
unverzichtbar.

MfG JRD
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> schrieb im Beitrag <3F1E3FDE.10D710D3@t-online.de>...

wenn der Apparat überschaubar bleibt und Mißbrauch
verhindert, können Kosten/Leistung günstiger liegen als
in einem großen Apparat der Mißbrauch nicht verhindert.
Allerdings liegt der Missbrauch nicht auf Kundenseite,
sondern im Apparat. Hohe Managergehaelter, viel zu viele
Mitarbeiter, hohe Ausgaben in Gebaeude und Liegenschaften.
Ja, solcher Missbrauch waechst gerade in Unternehmen
deren Komplexitaet das einfache Gehirn ihres Managements
uebersteigt. Es ist die Unfaehigkeit der Mangager dieser
Krankenkassen, die dazu fuehrt, das sie teurer sind,
es sind nicht die Kunden, die so bloede sind, mehr zu bezahlen.

Was dem hiesigen System fehlt ist der Regelkreis der
Marktwirtschaft: der Kunde steuert über seine freie
Kaufentscheidung die Qualität des Produkts.

DAS funktioniert schon mal GAR NICHT, seit dem Geraete und
virtuelle Produkte ETWAS komplizierter sind als die fachlichen
Faehigkeiten der Konsumenten (und jeder ist in jedem Gabiet
fachlich unqualifiziert, nur in seinem einen Spezialgebiet
vielleich nicht). Du hast schon ein Problem die Qualitaet
der LEBENSmittel zu erkennen (ach ist die Paprika schoen
makellos rot...und sie haelt 4 Wochen im Kuehlschrank) was
zur deutlichen Verschlechterng der Lebensmittelqualitaet im
Vergleich zur DDR gefuehrt hat.

Der wuchernde Wohlfahrtsstaat hat seit den 70er Jahren die
Kosten für Beschäftigung munter hochgetrieben.
Das, was fuer Beschaeftige bezahlt wird liegt NIEDRIGER als das,
was gezahlt werden muesste. Der ganze Staat, die ganze Gesellschaft,
lebt signifikant ueber ihre Verhaeltnisse, und daran sind nicht
die Arbeiter schuld, die mit 1200EUR abgespeist werden.
Deutschland lebt auf Pump und macht Schulden das es nur so kracht,
nicht bloss materieller sondern auch Raubbau an Resourcen und
indirekter Schulden wie z.B. Rentenansprueche der Beamten.

In dem Parameter ist Deutschland nämlich immer noch Spitze.
Im Westen. Merkwuerdigerweise nicht die neuen Bundeslaendern.

( in den USA ist man weniger produktiv, hat auch unproduktive,
schlecht bezahlte Jobs ; aber eben Jobs )
Die Amerikaner sind zwar nur 3 mal mehr als wir (und gerade mal
so viel wie Europa), *erscheinen* aber unglaublich viel produktiver,
schliesslich kommt alles, von Musik ueber Film zu Technik (auch
und vor allem militaerischer) von dort und scheint ueberlegen.

Wenn man sich seine amerikanischen Freunde ansieht, sieht man warum:
Der gemeine Amerikaner muss erheblich mehr arbeiten als wir. Er
muss erheblich mehr arbeiten als irgendjemand sonst auf der Welt.
Er ist ein ziemlich armes Schwein. Niedrigster Lohn, schlechteste
Sozialbedingungen, einfache Lebensverhältnisse, und sau teuer.
(Vergleiche einfach mal den Lebenshaltungskostenindex von New York
mit einer deutschen Stadt wie Berlin, und dann hoer dir an was
deine Freunde dort verdienen, und dir platzen die Augen wie arm die
sind !)
Die Leute (in Kalifornien) leben in Holzhuetten, haben oft keine
Kranken- Renten- und Arbeitslosenversicherung, und brauchen 2 Jobs
um zu ueberleben. 150 Jahre Kapitalismus wirkt, wirkt ebenso gut
wie deren vorherige Gesellschaftsform: Sklaverei.

Die Erhöhung der Produktivität in der Industrie erfordert
extremen Kapitaleinsatz.
Vorher ist ein GROSSES Mass an kostenloser Produktivitaetssteigerung
moeglich: Bessere Organisation. Leider sind unsere Manager unfaehig,
diese zu erreichen. Sie foerdern nur ihren eigenne Reibach.

Ich sehe die Ursachen glaube ich schon detailliert
Ja, vieles stimmt.

& richtig.
aber du siehst nur einen winzig kleinen Ausschnitt der zusammenspielenden
Gesamtheit
und hast damit ein falsches Gesamtbild
wie jeder von uns :).
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx.net
homepage: http://www.geocities.com/mwinterhoff/
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
wieso spezielle "Alters-"Krankenversicherungen für Deutsche mit Wohnsitz im
Ausland (ich denke da z.B. an den "Expat Retired" Tarif des BDAE) bei
Jede Versicherung ist statistisch fundiert. Überleg mal, welche
Statistik auf Deutsche mit Wohnsitz im Ausland zutrifft.

- Carsten

--
Audio Visual Systems fon: +49 (0)2238 967926
Carsten Kurz fax: +49 (0)2238 967925
Fasanenweg 38a email: audiovisual@t-online.de
50259 Pulheim / Germany WGS84:N50°58'44.7" E06°47'03.5"
 
Ein Hauptproblem ist wohl auch, das offenbar keiner so richtig die
Alterspyramide berücksichtigt hat so dass jetzt immer weniger
Zahlende immer mehr Zahlungsempfänger gegenübestehen...
Das eigentlich Hauptptoblem zumindest für das staatliche und Renten/KV
Defizit ist definitiv, daß seit 10-15 Jahren unglaubliche Summen für
u.a.

- Aufbau Ost
- Aufnahme nicht beitragsleistender Deutschstämmiger/Ostdeutscher in
Kranken/Rentenversicherungen
- Berlin Umzug/Bonn Ausgleich
- EXPO

etc.

ausgegeben wurden, und offensichtlich niemand daran gedacht hat, wie
sich die Gesamtbilanz bei verschlechternder Konjunktur entwickeln wird.

Dazu kommt, daß die Entwicklung Europas ZWANGSLÄUFIG zu einer Senkung
der Wirtschaftskraft zumindest im produzierenden Gewerbe führen muss.
Das Konzept der EU sieht nunmal eine Angleichung der wirtschaftlichen
Bedingungen in den EU Ländern vor, und nur ein Depp kann glauben, daß
damit nur eine Anhebung der schwächeren Länder auf deutsches Niveau
gemeint sein kann. Die deutsche Exportwirtschaft mag zwar durch die
zahlreichen neuen Beitrittsländer profitieren, aber der deutsche
Arbeitsmarkt keinesfalls. In dem Bereich KÖNNEN die ärmeren
Beitrittsländer nur profitieren, wie das Beispiel Irland gezeigt hat
(die jetzt schon wieder kurz vor ihrer ersten Wirtschaftskrise stehen
und plötzlich selbst was an die Polen und Letten zu verlieren haben).

Ich bin allerdings auch der Meinung: Nichts davon hätte
realistischerweise verhindert werden können, jedenfalls nicht
substantiell.


Dummerweise sind einige dieser Aspekte nicht politikfähig. Jetzt kommt
halt alles zusammen, und da wird mit Sicherheit auf lange Sicht nicht
rauszukommen sein. Es gibt bestenfalls einen psychologischen Effekt -
ist die Talsohle mal erreicht, geht es immerhin aufwärts.


- Carsten

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Du hast sie nicht alle...
Ossis sind also für dich Umverteilungsgewinner?
Natürlich sind die Umverteilungsgewinner, das ist ne simple Rechnung.
Das hat natürlich nichts damit zu tun, wie deren Selbstwahrnehmung ist.
Der unmittelbare Vergleich ergäbe sich durch eine Abschätzung der
Zustände in Neufünfland, wenn kein Geld dorthin geflossen wäre. Könte
man nicht ständig neidisch auf Wessiland schielen, würden die sich
vermutlich alle Von schreiben.

Die Ossis sind genauso Umverteilungsgewinner, wie die Wessis
Umverteilungsverlierer sind. Bloß deswegen geht's aber weder den Ossis
glänzend oder den Wessis schlecht.

Aber das ist nun ne simple Rechnung, daß es ohne Aufbau Ost den Wessis
besser und den Ossis schlechter ginge.

- Carsten






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Hi,

Horst-D. Winzler <h-d.winzler@t-online.de> wrote:

Rafael Deliano wrote:

Rentner wirst Du sowieso irgendwann mal sein, bin mal gespannt,
ob Du freiwillig auf die (von anderen mitbezahlte) Rente verzichtest.

Es wird eine steuerfinanzierte Rente auf Sozialhilfeniveau sein
( heute: Arbeitlosengeld = Sozialhilfe ; morgen: Rente = Sozialhilfe )
die alle Rentner dazu ermuntert zu arbeiten bis sie umfallen.

Selbstverständlich wird es eine steuerfinanzierte rente, wie du schon
sagtest, auf sozialhilfeniveau geben müssen. Schon allein, um die
"vielen" freiberufler im alter abzufangen.
Nein, die meisten dieser _freiberufler_ werden ueber die Sozialhilfe oder
an der Sozialhilfe angelehnte Basisrente abgefangen. Eine private Vor-
sorge ist fuer diese Menschen bei augenblicklicher Lage schlicht und
ergreifend nicht machbar.

Es ist auch nicht einsehbar, wieso menschen, die nie etwas einbezahlt
haben, sogar hier in Deutschland nie einen finger gerührt haben,
unter umständen höhere renten/ruhestandsgelder bekommen, als jene,
die hier ein arbeitsleben in die kassen eingezahlt haben. Zumal
das Grundgesetz eindeutig sagt, das rente beitragspflichtig ist.

Die Aussage mit einer Rente nur unwesentlich ueber Sozialhilfe war eine
absolute Dummheit von Frau M.. Sowas koennen nur Idioten sagen, ein Idiot
ist jemand der sich ueber die Folgen seines Geschwaetzes nicht im Klaren
ist. Sowas liegt hier eindeutig vor.

Gedankenexperiment: Buerger B bekommt entweder Sozialhilfe garantiert
mit vielen Sonderleistungen oder er Arbeitet. Dann hat er zwar kurz-
fristig mehr aber im Alter gleicht es sich aus. Also stehen nur noch
die kurzfrsitigen Vorteile von Sozialhilfe und Arbeitstaetigkeit zur
Entscheidung an. Und dann kann B sich ausrechnen ob Sozialhilfe und
Schwarzarbeit guenstiger kommt als normales Arbeiten. Und nebenher
wird er eine Lernprozess durchlaufen. Der Sozialhilfeempfaenger S
der sich den Lebensunterhalt mit Schwarzarbeit aufgebessert hat steht
nun im Alter genauso gut oder besser da wie der Arbeitnehmer A der
immer brav malocht hat. Wie wird sich Buerger B entscheiden? Na?

Natuerlich koennte man annehmen dies waere eine geplante Masznahme
um das Sozialsystem zu zerstoeren und das waere der Fra M. durchaus
bewusst. Allerdings halt ich das fuer sehr unwahrscheinlich. Und
selbst wenn es so waere, der Lerneffekt der Menschen geht dann in die
Richtung Anti-Staat, also auch gegen die Politkaste. Das Feuer das
dann auflodern kann koennte diese Idioten mit Leichtigkeit vernichten.

Wers nicht glaubt: vgl. Rußland. Das war mal industrialisiertes
Land. Mit Weltraumprogramm, Schulen & Ärzte bis ins letzte kasachische
Dorf, diversen anderen Sozialklimbim. Nur hat das zugrundeliegende
wirtschaftliche System halt nicht funktioniert.
Ich weiß: "bei-uns-kann-sowas-nicht-passieren".

Dort hat noch einiges andere nicht funktioniert. Vergleiche
zwischen verschiedenen volkswirtschaften sind ohnehin problematisch.
Mentalität, geschichte spielen eine gtravierende rolle.

Vom Sozialismus versaut. Aber unser System hat schon aehnliche Schaeden
bei den Buergern verursacht. Nur waren wir wirtschaftlich staerker und
damit waren wir die Besseren, also die die laenger am Wirtschaftsleben
bleiben.

....[...]...
Ich hab noch nix davon gemerkt, daß der Abbau sozialer Sicherheit
zur Verminderung der Arbeitslosenzahl beigetragen hat.

Das sagen die Gewerkschaftsfunktionäre auch. Nur glaubt
ans "weiterwursteln-wie-bisher" kaum noch jemand.

Das problem ist doch wohl vielschichtiger. Wenn sich zB die
kosten der arbeitslosigkeit ausschließlich auf die konzentriert,
die lohnabhängig arbeiten, wird deren arbeit zwangsläufig
teurer. Somit unrentabler für die firmen.
Klassische Rueckkoppelung. Systemimmanenter Fehler!

Warum zB sind beamte, freiberufler und kapitalerträge außen vor?
Weil die mehr (Lobby-) Macht haben?

Das es eine "abgestufte sicherheit" zukünftig geben wird, ist
wohl einsichtig. Das bedeutet aber auch, das eigeninitative mehr
als bisher honoriert werden muß.
*BRUHAAAAA* Schau Dir die jetzigen Randbedingungen an! Fuer mindestens
die Haelfte aller AN ist es zur jetzigen Zeit nicht mehr moeglich eine
private Vorsorge ins Rentenaler zu retten. Stichwort Selbstbehalt bei
Arbeitslosenhilfe, Gesetzesaenderung 2003.

Ich wuerde Dir die Lektuere dieser zwei Berichte vorschlagen. Hier
vorab mal die Infos, die beiden Berichte haengen unten drann.

Original: http://www.welt.de/data/2003/05/16/95756.html
Titel: Empfänger von Arbeitslosenhilfe müssen Altersvorsorge auflösen
Datum: 16.05.2003

siehe Anhang 1 und


Original: http://www.zeit.de/2003/24/A-Hilfe
Titel: 10800 Euro und keinen Cent mehr
Datum: 05.06.2003 (KW 24/2003)

siehe Anhang 2.

MfG

Uwe Borchert

-----------=<Anhang 1 zur sozialpolitischen Weiterbildung>=-------------



Die Welt 16.05.2003
_________________________________________________________________

[ AlHi2003 Index ] [ Zeit 24/2003 ] [ Welt 16.05.2003 ]
_________________________________________________________________

Original: http://www.welt.de/data/2003/05/16/95756.html
Titel: Empfänger von Arbeitslosenhilfe müssen Altersvorsorge auflösen
Datum: 16.05.2003
_________________________________________________________________

Empfänger von Arbeitslosenhilfe müssen Altersvorsorge auflösen

von Thomas Exner Berlin - Für viele Beschäftigungssuchende, deren
Arbeitslosengeld ausläuft und die nun Arbeitslosenhilfe beantragen
müssen, gibt es ein böses Erwachen. Denn zum 1. Januar wurden die
nicht auf die Arbeitslosenhilfe anzurechnenden Vermögensfreibeträge
noch einmal drastisch gesenkt. Statt zuvor 520 Euro je vollendetem
Lebensjahr des Arbeitslosen und seines Ehepartners sind es seither nur
noch 200 Euro. Für einen 50-jährigen, allein stehenden Arbeitslosen
ist damit der Freibetrag von 26 000 auf 10 000 Euro
zusammengeschmolzen. Alle Sparbeträge darüber - inklusive Lebens- und
private Rentenversicherungen - müssen zunächst aufgezehrt werden,
bevor es Hilfe vom Staat gibt. Ausgenommen davon sind nur Ersparnisse
im Rahmen der Riester-Rente sowie die selbst genutzte Immobilie.

Ziel der im "Hartz-I-Gesetz" getroffenen Verschärfung der Anrechnung
von Vermögen war es, die Anreize zur Arbeitssuche zu stärken und den
Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit zu entlasten. Doch nicht nur der
Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) hält diese
Massnahme in einem Positionspapier für "überaus problematisch". So
lehnte das Sozialgericht Berlin vor einigen Wochen die Verwertung
einer Lebensversicherung zu Gunsten von Arbeitslosenhilfe als
unzumutbar ab. Die Vermögensanrechnung dürfe nicht zum
wirtschaftlichen Ausverkauf des Betroffenen und zum Verlust
erarbeiteter Lebensgrundlagen führen, begründeten die Richter der 58.
Kammer ihren Spruch (Aktenzeichen: S 58 AL 2208/02).

Und selbst in der Politik gibt es offenbar ein Umdenken. Sowohl bei
SPD und Grünen wie auch bei der Union findet sich in Papieren zur
geplanten Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe die
Aussage, dass eine angemessene private Altersvorsorge nicht auf die
künftige staatliche Transferleistung angerechnet werden soll.

Doch in der Praxis sieht es derzeit anders aus. "Wir müssen die in der
Arbeitslosenhilfe-Verordnung getroffenen Massgaben anwenden", stellt
ein Sprecher der Bundesanstalt für Arbeit fest. So müssen alle neuen
Antragsteller zunächst ihr gesamtes Vermögen bis auf die niedrigen
Freibeträge aufbrauchen, bevor es Unterstützung gibt. Die alten,
höheren Freibeträge gelten nur noch für Arbeitslose, die vor dem 1.
Januar 1948 geboren wurden sowie für laufende Bewilligungsbescheide.
Da Arbeitslosenhilfe jeweils für ein Jahr bewilligt wird, dürfte die
Neuregelung damit bis Jahresende die meisten der rund 1,9 Mio.
Bezieher von Arbeitslosenhilfe erreicht haben.

"Für viele Betroffene erledigt sich die finanzielle Planung des
Lebensabends damit von selbst", so ein Vorsorge-Experte. Denn ein
Mann, der ab dem 65. Lebensjahr eine Zusatzrente von 500 Euro
monatlich beziehen möchte, muss über ein Kapital von etwa 90 000 Euro
verfügen. Für Menschen, die im fortgeschrittenen Lebensalter ihre bis
dahin aufgebauten Finanzpolster auflösen mussten, sei dieses Ziel
jedoch praktisch kaum noch zu erreichen. "Offenbar gehen in der
Politik immer noch einige von der Fiktion aus, dass die gesetzliche
Rente eine ausreichende Absicherung ist", heisst es beim GDV.

Artikel erschienen am 16. Mai 2003
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[ AlHi2003 Index ] [ Zeit 24/2003 ] [ Welt 16.05.2003 ]
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-----------=<Anhang 2 zur sozialpolitischen Weiterbildung>=-------------

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[ AlHi2003 Index ] [ Zeit 24/2003 ] [ Welt 16.05.2003 ]
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Original: http://www.zeit.de/2003/24/A-Hilfe
Titel: 10800 Euro und keinen Cent mehr
Datum: 05.06.2003 (KW 24/2003)
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DIE ZEIT

24/2003
arbeitslos

10800 Euro und keinen Cent mehr

Tausende Arbeitslose müssen ihre Lebensversicherungen verkaufen, um
Hilfe vom Staat zu bekommen

Von Wolfgang Gehrmann
Der "Erfolg" ist da, aber niemand verkündet ihn: Seit Beginn dieses
Jahres steigt die Zahl der Langzeitarbeitslosen, deren Anträge auf
Arbeitslosenhilfe abgelehnt werden. Und zwar drastisch. Grund: das
"Erste Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" - auch
Hartz-Gesetz genannt - zwingt Arbeitslose stärker als bisher, erst
einmal ihr eigenes Vermögen anzugreifen, ehe sie Arbeitslosenhilfe
bekommen. Überdies werden die Einkommen von Lebenspartnern in höherem
Maße berücksichtigt, bevor es Stütze gibt. Von Januar bis April betrug
die Zahl der Männer, deren Anträge auf Arbeitslosenhilfe wegen
Anrechnung von Vermögen abgelehnt wurde, 12677 - im Vorjahr waren es
nur 4263. Bei den Frauen stieg die Ziffer sogar von 2073 auf 10193.
Ähnlich sieht es bei der Anrechnung von Einkommen aus (siehe Tabelle).

Die Zahlen schlummern in den Computern der Statistikabteilung bei der
Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit. Dass Anstaltschef Florian Gerster
sie bislang auf keiner Pressekonferenz stolz verkündet hat, könnte
daran liegen, dass der Erfolg der Sparpolitik in der
Arbeitslosenversicherung unschöne Nebenwirkungen zeitigt. Tausende
Arbeitslose nämlich bringt die verschärfte Vermögensanrechnung um ihre
Altersvorsorge.

Zum Beispiel Anne Eberle. Als die 54 Jahre alte Dortmunderin im Januar
Arbeitslosenhilfe beantragte, bekam sie einen herben Schrieb vom Amt:
"Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden. Sie verfügen über ein
Vermögen in Höhe von 20025,26 Euro, das verwertbar und dessen
Verwertung zumutbar ist. Unter Berücksichtigung eines Freibetrags in
Höhe von 10800,00 Euro verbleiben 9225,26 Euro." Erst wenn dieses Geld
aufgezehrt sei, könne sie Arbeitslosenhilfe beantragen.

Die rund 20000 Euro Vermögen sind der Rückkaufwert von Anne Eberles
Lebensversicherung. Als ihre Ehe 1995 geschieden wurde, brachte der
Versorgungssausgleich ihr nur einen spärlichen gesetzlichen
Rentenanspruch. Sie schloss eine Lebensversicherung ab - und folgte
damit dem Rat der Bundesregierung, die private Altersvorsorge
propagierte. Nun soll sie ihre Lebensversicherung verkaufen, ehe sie
wieder Arbeitslosenhilfe bekommt.

Anne Eberle ist kein Einzelfall. Weil die Arbeitslosenhilfe jährlich
neu beantragt werden muss, laufen seit der Jahreswende in den
Arbeitsämtern Tausende neuer Ablehnungsfälle auf. In den
Rechtsschutzstellen des Deutschen Gewerkschaftsbundes stapeln sich die
ausgefüllten Formblätter mit Widersprüchen. Insgesamt rechnen Experten
damit, dass von den 1,7 Millionen Empfängern von Arbeitslosenhilfe
460000 im nächsten Jahr keine Leistungen mehr bekommen werden, weil
sie zu viel Vermögen haben oder weil ihre Partner zu viel verdienen.
"So lässt sich allein durch Leistungskürzungen ein gutes Stück der
Wegstrecke zum hoch gesteckten Ziel der Hartz-Kommission zurücklegen -
nämlich der Reduzierung der statistisch ausgewiesenen Arbeitslosigkeit
um zwei Millionen bis Ende 2005", sagt Johannes Steffen von der Bremer
Arbeitnehmerkammmer. "Und zwar ohne dass es dazu der Schaffung neuer
Arbeitsplätze bedarf."

Hunderte abgewiesener Antragsteller klagen allerdings dagegen. In
Berlin hat ein 47 Jahre alter Arbeitsloser vor dem Sozialgericht schon
gegen das Arbeitsamt gewonnen. Der Mann hatte lange selbstständig
gearbeitet und deshalb nur einen Rentenanspruch von 166 Euro aus der
gesetzlichen Rentenversicherung. Um die Versorgungslücke im Alter zu
schließen, hatte er eine Lebensversicherung abgeschlossen, deren
Rückkaufswert bei 53000 Euro lag, als er Arbeitslosenhilfe beantragte.
Das Arbeitsamt wollte ihn zwingen, die Lebensversicherung aufzuzehren,
soweit sie den geltenden Freibetrag überschritt. Das Gericht aber
erklärte die Alterssicherung für unantastbar. Das Arbeitsamt hat
Berufung eingelegt.

Dreh- und Angelpunkt des Streits ist der Freibetrag der
Vermögensanrechnung. Er war zum Jahreswechsel von 520 Euro pro
Lebensjahr auf 200 Euro herabgesetzt worden. Maximal wäre also jetzt
beim Renteneintritt mit 65 Jahren ein Vermögensbetrag von 13000 Euro
von der Anrechnung auf die Arbeitslosenhilfe freigestellt.

Bei diesem Betrag soll es auch bleiben, wenn im Zuge der Agenda 2010
Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II
zusammengelegt werden. So verkündet es jedenfalls wacker Andrea
Weinert, die Sprecherin von Wirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang
Clement: "Es kann doch nicht falsch sein, dass jemand, der Leistungen
aus der Solidarversicherung beansprucht, erst einmal auf sein Vermögen
zurückgreifen muss."

Nur: Der real existierende Langzeitarbeitslose scheint nicht auf einem
großen Geldberg zu sitzen, sondern allenfalls etwas fürs Alter auf die
hohe Kante gelegt zu haben. Aus den Fraktionen der Regierungsparteien
sind deshalb auch schon andere Töne zu hören. Klaus Brandner,
sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion: "Wir müssen im
Gesetzgebungsverfahren noch einmal an das Schonvermögen heran und es
vergrößern."
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[ AlHi2003 Index ] [ Zeit 24/2003 ] [ Welt 16.05.2003 ]
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Neue Härte

Abgelehnte Anträge auf Arbeitslosenhilfe Januar bis April

Männer (obere Zeile im 2erBlock) Frauen (untere Zeile im 2erBlock)

Veränderung
zum Vorjahr
2002 2003 in Prozent
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wegen Anrechnung 3995 9470 137,0
von Einkommen 16247 30526 87,9
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wegen Berücksichtigung 4263 12677 197,4
von Vermögen 2073 10193 391,7
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sonstige 35615 45873 28,8
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insgesamt 62193 108739 74,8
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Diese Tabelle ist nur in der Printversion enthalten. Das Original als
schlechten Scan (GIF) gibt es hier.
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[ AlHi2003 Index ] [ Zeit 24/2003 ] [ Welt 16.05.2003 ]
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