Kosmos Electronic Digital

Hallo Frank,

Frank Müller schrieb:
[...]
Das Problem, was diese Kästen eigentlich alle haben, ist
die Beschreibung, denn die ist von Leuten geschrieben,
die ein gewisses Grundwissen haben und irgendwie unbewußt
dieses Grundwissen in manchen Punkten immer wieder
voraussetzen.
Da fand ich das Buch zum Philips/Schuco-Kaster
"Erstkontakt" sehr gelungen. Ich habe sofort verstanden,
wie alles funktioniert, und danach war der Grundstein für
eigene Experimente und weiteren Wissensdurst gelegt.

[...]

ciao
Marcus
 
Michael J. Schülke wrote:
Bernd Mayer wrote:

ne - früher waren solche Experimentierkästen schwer zu beschaffen.

Waren sie das? Ich kann (da 1976 geboren) nicht für 1970 sprechen, aber
Hallo Michael,

mein erster Transistor (OC71, Germanium im Glasgehäuse - IIRC) als Kind
hat 7 DM gekostet, das war ein Vermögen für mich. Als ich den
durchgebrannt hatte habe ich fast geheult. Den Durchzubrennen war nicht
arg schwer - die Maximaldaten für Strom und Spannung waren nicht arg
hoch, die Stromverstärkung war wohl um die 30-fach - IIRC.

An Lehrbüchern fand ich später in der Schulbibliothek den
Bestsellerautor "Heinz Richter".
http://home.snafu.de/appelt/software/g-books.htm

Mein Schatz war ein Buch für Ingenieure, von einem Freund in einem
Abbruchhaus gefunden, das ich ihm durch einen Tauschhandel abgeschwatzt
hatte. Da waren tolle Anleitungen drin und Grafiken von Stromgeneratoren
angefangen, dem Aufbau von Batterien und Elkos, Hitzdrahtamperemetern,
Strassenbahnmotoren, Rezepte für Elektrolyse (vernickelte Pfennige war
der Renner - das sah fast aus wie Silber, die Silbersalze waren aber
deutlich teurer) usw.. Das Buch ist leider durch Umzüge und zeitweilige
Geringschätzung verloren gegangen - heute würde ich Einiges dafür geben.

Manchmal wundere ich mich, das ich die Experimente als Kind - so ca. ab
11 Jahren - mit Hochspannung (u.A. Tongeneratoren mit Röhren oder
zentimeterlange Funkenstrecken) überlebt hatte: Das Schlimmste war das
Erlebnis wie sich ein 2-kOhm Kopfhörer direkt an die 220-V-Steckdose
angeschlossen anhörte (der Stecker passte da optimal hinein ich war auf
der Suche nach einer guten "Erde" für einen Detektorempfänger auf den
Gedanken gekommen). Der Schutzleiter war ja eine gute "Erde".

Die Spezialspulen mit veränderbarer "Kopplung" aus Radioempfängern die
ich als Kind ausgebaut hatte wären heute auch interessant.

Birnchen als Detektoren für Spannung hatte ich reichlich: Am Ort gab es
eine Batteriefabrik die auch Taschenlampen und Birnchen produzierte und
Ausschussbirnchen (Fehlfokussierung) waren leicht erhältlich. Die Frage
warum die Birnchen erstmal so arg hell aufblitzten wenn ich die an einen
Gleichrichter/Elko anklemmte obwohl die Trafospannung doch genau zum
Aufdruck auf dem Birnchen passte führte dann auch hin zur Theorie.
Ebenso wie meine erste Schaltung aus Birnchen, Batterie und Ausschalter
(zum Ausschalten der Lampe hatte ich genialerweise die Batterie
kurzgeschlossen) bei der bald die Frage auftauchte warum die Batterien
nicht arg lange hielten.

Den ersten soliden elektrischen Schlag (400V von einem frisch geladenen
Elko für ein Stroboskop lediglich durch einen Finger! - ich war an die
Klemmem des Philipsbaukasten gekommen) erhielt ich erst da war ich schon
Mitte zwanzig.

Heute dagegen sind Experimentierkästen viel seltener geworden, nicht
zuletzt weil (mein Eindruck) immer mehr kleine und mittlere
Spielwarenläden geschlossen haben. Dafür konnte ich in einem
Drogeriemarkt neulich das hier bewundern:

http://www.kosmos.de/kosmos/kosmos.nsf/
$Kurzinfo/FS15AE9B48EDDBBE08C1256D090025955E?opendocument
OHA!

Grüsse


Bernd Mayer
--
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designed for rooms up to 600 square feet! Even in rooms with as little
as 175 square feet, this 6.1 Dolby Digital Surround Sound Package will
re-define the way you watch movies at home."
 
"Marcus Woletz" <mwoletz.mitspam@online.de> schrieb
[...]
Das Problem, was diese Kästen eigentlich alle haben, ist
die Beschreibung, denn die ist von Leuten geschrieben,
die ein gewisses Grundwissen haben und irgendwie unbewußt
dieses Grundwissen in manchen Punkten immer wieder
voraussetzen.

Da fand ich das Buch zum Philips/Schuco-Kaster
"Erstkontakt" sehr gelungen. Ich habe sofort verstanden,
wie alles funktioniert, und danach war der Grundstein für
eigene Experimente und weiteren Wissensdurst gelegt.
Es gibt da sicher auch ausnahmen, die etwas besser sind als
ich da oben beschreiben habe, ich habe allerdings noch keins
gefunden. Wenn ich mal Zeit habe werde ich sicher das Buch
mal ansehen, man kann es übrigens bei Conrad runterladen (11MB):
http://www.produktinfo.conrad.de/datenblaetter/175000-199999/192961-an-01-de-Schuko_Electronic_Grundstufe_A.pdf

Frank
 
Am Fri, 5 Dec 2003 20:36:41 +0100, meinte Michael J. Schülke
<news0310@mjschuelke.de>:

Heute dagegen sind Experimentierkästen viel seltener geworden, nicht
zuletzt weil (mein Eindruck) immer mehr kleine und mittlere
Spielwarenläden geschlossen haben. Dafür konnte ich in einem
Der wahre Grund ist, daß es die Jungs (und Mädels schon mal gar nicht)
nicht mehr interessiert. Vor 30, 40 Jahren waren es wenigstens 10%
oder so. Heute eigentlich niemand mehr.

Beste Grüße

Dr. Michael König
--
RA Dr. M. Michael König * Anwaltskanzlei Dr. König & Coll.
D-65843 Sulzbach/Ts. * Antoniter-Weg 11
D-65929 Frankfurt a.M. * Dalbergstraße 4
nospam@drkoenig.de [ersetze "nospam" durch "info"] * www.drkoenig.de
 
"RA Dr.M.Michael König" <nospam@drkoenig.de> schrieb

Heute dagegen sind Experimentierkästen viel seltener geworden, nicht
zuletzt weil (mein Eindruck) immer mehr kleine und mittlere
Spielwarenläden geschlossen haben. Dafür konnte ich in einem

Der wahre Grund ist, daß es die Jungs (und Mädels schon mal gar nicht)
nicht mehr interessiert. Vor 30, 40 Jahren waren es wenigstens 10%
oder so. Heute eigentlich niemand mehr.
Das Problem ist, daß die Zielgruppe von allen Seiten
nur noch als Konsument betrachtet wird und mit aller
Macht auch dazu erzogen wird. Da hat keiner mehr
Interesse denen irgendwas beizubringen, denn damit
kann man nichts verdienen. Die sollen nur immer weiter
mit dem Geld der Eltern kaufen, und auf gar keinen
Fall anfangen ihr Gehirn einzuschalten.

Frank
 
Michael J. Schülke wrote:

http://www.kosmos.de/kosmos/kosmos.nsf/
$Kurzinfo/FS15AE9B48EDDBBE08C1256D090025955E?opendocument
Ah, ein Chemiekasten für Barbie...

Bernd
 
RA Dr.M.Michael König wrote:
Heute dagegen sind Experimentierkästen viel seltener geworden, nicht
zuletzt weil (mein Eindruck) immer mehr kleine und mittlere
Spielwarenläden geschlossen haben. Dafür konnte ich in einem

Der wahre Grund ist, daß es die Jungs (und Mädels schon mal gar nicht)
nicht mehr interessiert. Vor 30, 40 Jahren waren es wenigstens 10%
oder so. Heute eigentlich niemand mehr.
Das wirft für mich gleich 3 Fragen auf:
1) Warum sollte sie es interessieren?
2) Wer interessiert sich überhaupt (noch) für Elektronik?
3) Was ist überhaupt Elektronik?

Kommentar in umgekehrter Reihenfolge.
3) Fragen, die man eigentlich in dse erwarten könnte: Wie
heissen die Minoritätsladungsträger in p dotiertem Material?
Warum sind standard-TTL-Schaltungen so schnell? Warum
reagiert eine Schottky-Diode ganz anders als eine normale?
Was sind hot carriers? Wie funktioniert ein Negadyn- oder
Transitronoszillator? Was sind Gunn, Impatt, Trappat oder
Barrit-Dioden und wozu braucht man sie? Wie funktioniert
ein Trochotron oder ein Crossed-Field-Amplifier? Wie
funktioniert ein SQUID-Magnetometer? Was hat der Josephson-
Junction-Computer mit der Quantentheorie der Telepathie
gemeinsam? OK, letztere Frage ist wohl etwas bizarr, wär
aber in gewissem Sinne einfach zu beantworten.
Eine Frage nach einem Opamp für ein Mischpult ist eigentlich
nicht einmal Schaltungstechnik und pingelig gesehen hier
offtopic. Spitzfindig gesehen ist ein Synchrotron ein
elektronisches Bauelement, Widerstände und Kondensatoren nicht.

2) Im Sinne von Punkt 3 offenbar eh nur sehr wenig Leute.
Selbst in einer sci Gruppe vielleicht nur jeder hundertste
bezüglich der Anzahl Postings. Auch wird es offensichtlich
nicht goutiert, wenn man versucht, das Thema wenigstens
ansatzweise wieder Richtung Elektronik umzulenken. Nur
seltenst kommt was, das nicht gerade so gut in einer
Heimwerker-NG untergebracht werden könnte.

1) Vor 30 Jahren hätten sich 10% der Jugendlichen für
Elektronik interessiert? Kann ich aus meiner Sicht nicht
bestätigen. Sicher, rumgebastelt wurde schon, wahrscheinlich
durchaus mehr als heute, aber als Interesse an Elektronik
würde ich das nicht bezeichnen. Eher aus (Geld-) Not
wurde was zusammengenagelt, nach Schema (Originalton, kein
Witz): "Ich hätt gern ein Bauteil, es ist so ein olivgrünes
Röhrchen mit 2 Drähten dran". Ziel war es, etwas funktionales
hinzukriegen, ohne irgend einen Versuch zu verstehen, was
da abläuft. An dieser Stelle möchte ich einmal der Firma Grieder
Bauteile Basel für ihre unendliche Gedult mit Schülern danken.
Auch wurden mehr Bausätze als heute zusammengelötet, aber
meist auch am Kopf vorbei. Das gipfelte dann im Zusammenstellen
von (Sinclair oder so) Fertigmodulen, das hätt auch ein
Sonnerieinstallateur hingekriegt, handwerklich wahrscheinlich
sogar besser.
Heute besteht da keine "Not" mehr. Was man so als Schüler
brauchen könnte, vom Mischpult bis zur Funkfernsteuerung,
bekommt man billiger und besser im Laden fixfertig.
Dazu kommt der technische Fortschritt. Digitalelektronik
im engeren Sinne gibt es seit SN7400 nicht mehr. "Wie
muss ich NAND Gatter zusammenhängen damit ich ein XOR
Gatter kriege?", ist keine elektronische Frage mehr.
Auch für viele andere Sachen gibt es mitterweile ein-Chip-
lösungen, die Kreativität wird heute für die Software
gebraucht. Dazu kommt, dass allein die Handhabung immer
abschreckender wird, bald kann nur noch der Neurochirurg
was zusammenlöten, bedrahtete Bauelemente sind am aussterbern
und die bleifreie Zukunft macht das sicher nicht einfacher.
Auch gibt es immer weniger Gelegenheiten, bei denen man Geräte
überhaupt noch reparieren kann, oder wo Reparatur sinnvoll wäre.

Ich hab hier gerade das Funkschau-Sonderheft 34 wieder mal
gefunden, Anno 1982 herausgekommen mit dem Titel "Anspruchs-
volle Schaltungen für praxis&hobby". Gut gemacht, mit Trans-
parentpapiervorlagen für die Platinen. Aber für was?
- Minimum-Maximum-Themometer mit Messwertspeicherung. Hmm,
wo ist da der Lern- oder Fun-effekt? Kriegt man eh von
der Tante zu Weihnachten geschenkt.
- DCF77 Empfänger. Kauft man heute wohl eh als Modul.
- Messgerät für Transistorstromverstärkung. Hat heute jedes
Multimeter eingebaut.
- Ladegerät mit Konstantstrom. Veraltet.
- Synthesizer-Zusatz für UKW-Empfänger. Heute eh standard.
- Elektronische Morsetaste. Wer morst heute noch?
- Dimmer mit Ultraschallfernbedienung. Eh veraltet, IR
Gerät aus Baumarkt sinnvoller, billiger und vorschriftskonform.
- Zündungs-Einstellgerät. Bei heutigen Autos zwecklos.
- Digital einstellbare Belichtungsuhr. Wer entwickelt denn
heute noch selber? Oder fotografiert noch auf Film? :))
OK, eventuell zur Platinenbelichtung noch brauchbar.
- Telefon-Analogmoden. Was um Himmels Willen ist ein Telefon-
Analog-Modem? :)

Kurzum, ich denke, die technische Entwicklung hat sich von
der "guten alten Elektronik" wegbewegt, nicht unbedingt das
Interesse der Leute.

--
mfg Rolf Bombach
 
Rolf Bombach <rolfnospambombach@bluewin.ch> writes:


[...]

offtopic. Spitzfindig gesehen ist ein Synchrotron ein
elektronisches Bauelement, Widerstände und Kondensatoren nicht.
Oder ein protonisches oder schwerionisches ;-)


[...]

von (Sinclair oder so) Fertigmodulen, das hätt auch ein
Sonnerieinstallateur hingekriegt, handwerklich wahrscheinlich
Da kommt der Schweizer durch...

[...]

Kurzum, ich denke, die technische Entwicklung hat sich von
der "guten alten Elektronik" wegbewegt, nicht unbedingt das
Interesse der Leute.
Leider alles wahr, und genauso auf den SOftwarebereich
auszudehnen. Wer kann heute noch Programmieren?
--
Dr. Juergen Hannappel http://lisa2.physik.uni-bonn.de/~hannappe
mailto:hannappel@physik.uni-bonn.de Phone: +49 228 73 2447 FAX ... 7869
Physikalisches Institut der Uni Bonn Nussallee 12, D-53115 Bonn, Germany
CERN: Phone: +412276 76461 Fax: ..77930 Bat. 892-R-A13 CH-1211 Geneve 23
 
Rolf Bombach schrieb:

Eine Frage nach einem Opamp für ein Mischpult ist eigentlich
nicht einmal Schaltungstechnik und pingelig gesehen hier
offtopic.
Zugegeben - aber ich finde daß hier eigentlich das Miteinander von (mehr
oder weniger) Profis und "fortgeschrittenen" Amateuren gut funktioniert
- was man von vielen PC-bezogenen Grupen nicht sagen kann.


1) Vor 30 Jahren hätten sich 10% der Jugendlichen für
Elektronik interessiert?
Ich denke, das es nur eine bestimmten Prozentsatz einer Altersgruppe
gibt, der sich für ein technisches Hobby interessiert. Davon dürften die
allermeisten heute beim PC landen. Das macht den Markt für
Experimentierkästen - üblicherweise die Einstiegsdroge - sehr klein.


Der Amateurfunk merkt das im Moment sehr stark: Ein tragbares Funkgerät
zu besitzen ist nichts besonderes mehr - und Kommunikation mit
Australien auch nicht. Also fallen viele Interessenten weg. Andererseits
gibt es einen enormen Aufschwung im Selbstbaubereich - besonders QRP
(Senden mit kleiner Leistung) ist seit Jahren im Kommen, es ist eben
doch etwas anderes mit einem selbstgelöteten Gerät zu funken als mir
einer Reisbox aus Taiwan. Back to the roots, von mir aus auch mit
deutlich weniger Leuten, was soll´s - die sind dann wenigstens mit
Begeisterung dabei.

So findet man im Internet auch noch so einige andere Nischen: Selbstbau
analoger Synthesizer, zB.

Gruß (73), Rainer
 
Rolf Bombach wrote:
- Telefon-Analogmoden. Was um Himmels Willen ist ein Telefon-
Analog-Modem? :)
Das täte mich jetzt aber wirklich interessieren. Echtes Modem? Oder noch
Akustikkoppler? Gibts davon evtl. einen Schaltplan im Netz?

Gruß
Henning
 
1) Vor 30 Jahren hätten sich 10% der Jugendlichen für
Elektronik interessiert? Kann ich aus meiner Sicht nicht
bestätigen. Sicher, rumgebastelt wurde schon, wahrscheinlich
durchaus mehr als heute, aber als Interesse an Elektronik
würde ich das nicht bezeichnen. Eher aus (Geld-) Not
wurde was zusammengenagelt,
Wobei das sicher in einigen Fällen der erste persönliche
Kontakt mit dem Thema und die Keimzelle für echtes Interesse
war. Die Möglichkeit fällt hald heutzutage weg.


Auch für viele andere Sachen gibt es mitterweile ein-Chip-
lösungen, die Kreativität wird heute für die Software
gebraucht.
Das ist aber auch eine Chanse. Deshalb finde ich das MSP430
Projekt kürzlich in der c't so gut. Die Hardware (was den
meissten erhebliche Schwierikeiten gemacht hätte) ist fertig
vorgegeben, die Leute müssen "nur" noch programmieren. Das
ist zwar auch nicht einfach, man muss aber keine Werkzeuge
kaufen und man kann kaum schaden an der Hardware anrichten,
so dass die Hemmschwelle zum rumprobieren klein ist.
Und wenn nur 1% nicht da stehen bleiben sondern eigene
Peripherie dranhängen, dann haben wir eine gute Ersatz
für die Elektronik-Baukästen als Einstiegsdroge.


Auch gibt es immer weniger Gelegenheiten, bei denen man Geräte
überhaupt noch reparieren kann, oder wo Reparatur sinnvoll wäre.
Das ist wohl wahr. Gerade dass kostet viele mäßig-Interessierte
die vor 30 Jahren ein bisschen gebastelt hätten, heute aber
gar nichts machen.


Bis die Tage
Georg
 
Das ist aber auch eine Chanse. Deshalb finde ich das MSP430
Projekt kürzlich in der c't so gut. Die Hardware (was den
meissten erhebliche Schwierikeiten gemacht hätte) ist fertig
vorgegeben, die Leute müssen "nur" noch programmieren. Das
ist zwar auch nicht einfach, man muss aber keine Werkzeuge
kaufen und man kann kaum schaden an der Hardware anrichten,
so dass die Hemmschwelle zum rumprobieren klein ist.
Und wenn nur 1% nicht da stehen bleiben sondern eigene
Peripherie dranhängen, dann haben wir eine gute Ersatz
für die Elektronik-Baukästen als Einstiegsdroge.
Es gab aber auch schon vor 20 Jahren Experimentierkästen mit so einer Art
kleinem Computer. Von Busch, ne Firma, die mir eher von Modelleisenbahnen
bekannt war, gab es ein Teil, das hatte vorne ne Tastatur und ne LED-Anzeige
wie bei einem Taschenrechner, dahinter saß dann der Prozessor mit Speicher
und so und es wurde 4 Ausgänge nach hinter rausgeführt, jeweils mit einer
LED zur Anzeige und 4 Eingänge gab es auch noch. Der restliche Platz war ein
Steckfeld, wo man Beeper, Transistoren, Taster und so unterbringen konnte,
die man dann mit Drähten, die durch kleine gelbe Plastik-Nippel festgehalten
wurden, untereinander und mit den Ein- und Ausgängen des Computers verbinden
konnte. Der Computer hatte 256 Programmschritte und wurde in Hex-Code
programmiert. Das ganze hat damals glaube ich 380 DM gekostet.

Sabine
 
Sabine Wolf <sabine.f.wolf@web.de> wrote:
Das ist aber auch eine Chanse. Deshalb finde ich das MSP430
Projekt kürzlich in der c't so gut. Die Hardware (was den
meissten erhebliche Schwierikeiten gemacht hätte) ist fertig
vorgegeben, die Leute müssen "nur" noch programmieren. Das
[...]
Es gab aber auch schon vor 20 Jahren Experimentierkästen mit so einer Art
kleinem Computer. Von Busch, ne Firma, die mir eher von Modelleisenbahnen
bekannt war, gab es ein Teil, das hatte vorne ne Tastatur und ne LED-Anzeige
wie bei einem Taschenrechner, dahinter saß dann der Prozessor mit Speicher
und so und es wurde 4 Ausgänge nach hinter rausgeführt, jeweils mit einer
LED zur Anzeige und 4 Eingänge gab es auch noch. Der restliche Platz war ein
Steckfeld, wo man Beeper, Transistoren, Taster und so unterbringen konnte,
die man dann mit Drähten, die durch kleine gelbe Plastik-Nippel festgehalten
wurden, untereinander und mit den Ein- und Ausgängen des Computers verbinden
konnte. Der Computer hatte 256 Programmschritte und wurde in Hex-Code
programmiert. Das ganze hat damals glaube ich 380 DM gekostet.
Vor 20-25 Jahren: das war noch die Zeit der einfachen 8 bit Einplatinen-
Computer, in der Art KIM-1, SYM-1, Eurocom. Elektor publizierte um diese
Zeit den SC/MP, spaeter den Junior-Computer. Dies alles fiel auf fruchtbaren
Boden, weil diejenigen, die sich zu der Zeit mit "Computern" beschaeftigten,
noch mit Experimentierkaesten aufgewachsen waren (oder zumindest bereits
in der Elektronik involviert waren, z.B. Amateurfunk). Ein KIM-1 war
sozusagen ohne Loetkolben nicht sinnvoll zu betreiben, bzw. mit 1.25KByte
RAM ohne irgendwelche angeschlossenen LEDs, Schalter oder Relais eher
langweilig. Die Klassiker wie etwa der ALTAIR und auch spaeter die
Apple-II-Clones (der Apple-1 natuerlich auch) waren Selbstbau-Computer,
mehr oder weniger vollstaendige Bausaetze.

Bergab ging das Ganze mit dem Aufkommen der mehr oder weniger abge-
schotteten "Heimcomputer", bei denen der Focus (der Hersteller) vor allem
darauf lag, moeglichst viele Spielekassetten/-ROMs/Disketten zu verkaufen -
denen war ein Basteln am Mutterbrett gar nicht so lieb, und bei den
hochintegrierten Schaltungen schon in einem C64 und Amiga (Agnus, Denise,
und wie sie hiessen) war ohnehin kein Hardwareverstaendnis, wie etwa noch
beim ersten TTL-Grab IBM-PC, zu erwarten. Die letzten Bastler konnten sich
noch begrenzt an Erweiterungen (C64 und Floppy, das beliebte Beschleunigungs-
thema) betaetigen, aber spaetestens mit dem Aufkommen von DOS auf dem PC
war Elektronik eigentlich out - Programmieren rulez.

Die Frage ist doch die:

Woher soll denn ueberhaupt noch irgendeine Motivation kommen? Frueher hat
man sich gefreut, einen astabilen Multivibrator zu basteln, und hat
ausprobiert, wie sich Frequenz und Tastverhaeltnis bei Veraendern der
Werte der Kondensatoren und Widerstaende veraendern. Heute kommt irgendein
Hansel daher, der aus irgendeinem McDonalds-Juniortueten-Monster die
Blink-LED rausgetruemmert hat und und sich unter dem Lob aller umgehaengt
hat, ohne ueberhaupt nur wissen zu wollen, dass es sich bei dem Ding
*nicht* um eine Gluehbirne handelt und dass das Blinken nicht "normal"
ist - ein "Chip" ist dafuer verantwortlich (letztlich eine vergleichbare
Schaltung wie bei dem Multivibrator aus 2 Transistoren).

Arthur C. Clarke: "Hochentwickelte Technik und Magie sind nicht unterscheid-
bar."

Wir sind inzwischen fast soweit, dass wir am Heimaltar eine Kerze zur
Besaenftigung der Handy- und Windows-Goetter anzuenden.

Leider.

Holger
 
Henning Paul wrote:
- Telefon-Analogmoden. Was um Himmels Willen ist ein Telefon-
Analog-Modem? :)

Das täte mich jetzt aber wirklich interessieren. Echtes Modem? Oder noch
Akustikkoppler? Gibts davon evtl. einen Schaltplan im Netz?
: "Telefon-Modem". In der Bundesrepublik Deutschland darf das hier
: beschriebene akustisch gekoppelte Modem nur innerhalb Nebenstellen-
: Anlagen betrieben werden. Es ermöglicht das Übertragen von Daten
: und Programmen mit Geschwindigkeiten bis zu 300 bit/s und ent-
: spricht CCITT-Norm V-21.

Modulation mit 555, Demodulation mit 565, 3 Stück BC108 um
alles zusammenzukleben und ein 4016 für die Umtasterei.
Auswertung dann mit - krönender Abschluss - 741, welcher
dann via Transistor den Fernschreiber ansteuert.
Notfalls kann ich es einscannen, aber, wie gesagt, es
macht beim besten Willen keinen Sinn mehr.

--
mfg Rolf Bombach
 
Juergen Hannappel wrote:
Leider alles wahr, und genauso auf den SOftwarebereich
auszudehnen. Wer kann heute noch Programmieren?
Leider gibt es tausende von Leuten, die absolut davon
überzeugt sind, sie könnten programmieren. Natürlich
im Gegensatz zu allen andern.
Ausser bei den OO Programmierern, dort behaupten alle
von ihren Kollegen, die hätten das Konzept auch nicht
mal ansatzweise verstanden.

--
mfg Rolf Bombach
 
Rolf Bombach schrieb:

Das täte mich jetzt aber wirklich interessieren. Echtes Modem? Oder noch
Akustikkoppler? Gibts davon evtl. einen Schaltplan im Netz?

: "Telefon-Modem". In der Bundesrepublik Deutschland darf das hier
: beschriebene akustisch gekoppelte Modem nur innerhalb Nebenstellen-
: Anlagen betrieben werden. Es ermöglicht das Übertragen von Daten
: und Programmen mit Geschwindigkeiten bis zu 300 bit/s und ent-
: spricht CCITT-Norm V-21.

Modulation mit 555, Demodulation mit 565, 3 Stück BC108 um
alles zusammenzukleben und ein 4016 für die Umtasterei.
Auswertung dann mit - krönender Abschluss - 741, welcher
dann via Transistor den Fernschreiber ansteuert.
Notfalls kann ich es einscannen, aber, wie gesagt, es
macht beim besten Willen keinen Sinn mehr.
Na, finde ich auf jeden Fall lehrreicher als ewiges uC-Software-Gehacke. Ich
mag diskret aufgebaute Schaltungen irgendwie sowieso mehr.
Und das paßt nun wiederum wunderbar in diesen Thread. :)

Ich schau mal, ob ich den Schaltplan so irgendwie im Netz bekomme. Es eilt
ja nicht.

Gruß
Henning
--
henning paul home: http://www.geocities.com/hennichodernich
PM: henningpaul@gmx.de , ICQ: 111044613
 
Dr. Rainer Meergans wrote:
Rolf Bombach schrieb:

Eine Frage nach einem Opamp für ein Mischpult ist eigentlich
nicht einmal Schaltungstechnik und pingelig gesehen hier
offtopic.

Zugegeben - aber ich finde daß hier eigentlich das Miteinander von (mehr
oder weniger) Profis und "fortgeschrittenen" Amateuren gut funktioniert
- was man von vielen PC-bezogenen Grupen nicht sagen kann.
Full ACK, wie gesagt, Betonung war auf pingelig. Ich hatte das nur
rausgestrichen im Zusammenhang mit "Interesse an Elektronik".
Das interessante hier ist ja gerade die Behandlung _konkreter_
Probleme. In Hochschulen ist da doch manchmal eher der Trend
in Richtung Behandlung extra dazu erfundener, eigentlich
irrelevanter Probleme. So wie bei den Informatikern tendenziell
auch. *duck*
Für mich sind in dieser NG besonders auch die wirtschaftspolitischen
Seitenhi^W persönlichen Kommentare der Leute aus der industriellen
Elektronik interessant. Aus dem RL eben, nicht aus dem Elfenbeinturm.
...
Ich denke, das es nur eine bestimmten Prozentsatz einer Altersgruppe
gibt, der sich für ein technisches Hobby interessiert. Davon dürften die
allermeisten heute beim PC landen. Das macht den Markt für
Experimentierkästen - üblicherweise die Einstiegsdroge - sehr klein.
Wobei viele davon den PC einfach gebrauchen, ohne das technische
dahinter zu sehen, oder es sogar aktiv ignorieren :).

Der Amateurfunk merkt das im Moment sehr stark: Ein tragbares Funkgerät
zu besitzen ist nichts besonderes mehr - und Kommunikation mit
Australien auch nicht. Also fallen viele Interessenten weg. Andererseits
gibt es einen enormen Aufschwung im Selbstbaubereich - besonders QRP
(Senden mit kleiner Leistung) ist seit Jahren im Kommen, es ist eben
doch etwas anderes mit einem selbstgelöteten Gerät zu funken als mir
einer Reisbox aus Taiwan. Back to the roots, von mir aus auch mit
deutlich weniger Leuten, was soll´s - die sind dann wenigstens mit
Begeisterung dabei.

So findet man im Internet auch noch so einige andere Nischen: Selbstbau
analoger Synthesizer, zB.
Dieser Trend ist nicht neu, er kommt in Wellen immer wieder.
Es ist eben ein ganz anderes Erlebnis, aus einem selber
zusammengepfriemelten Dampfradio wenigstens überaupt etwas,
egal in welcher Qualität, zu hören, als bei der HiFi-Anlage
einfach auf den Knopf zu drücken. Leute, welche einem den
sogenannten technischen Fortschritt mit Gewalt aufzwingen
wollen, nennen das Zukunfts- und Technikverweigerung, dabei
ist es eigentlich genau das Gegenteil von Technikverweigerung.
Vielleicht sind wir schon "übertechnisiert", wer braucht
eigentlich ein Handy mit 3D-Farbbildschirm und Geruchs-
emanator?

--
mfg Rolf Bombach
 
In article <3fe31a1c$1_2@news.bluewin.ch>,
Rolf Bombach <rolfnospambombach@bluewin.ch> writes:

|> Probleme. In Hochschulen ist da doch manchmal eher der Trend
|> in Richtung Behandlung extra dazu erfundener, eigentlich
|> irrelevanter Probleme. So wie bei den Informatikern tendenziell
|> auch. *duck*

Da fühle ich mich jetzt angesprochen... Aber ich kann Dir sagen, dass es bei den
Infotikern sowieso nur EIN Grundproblem gibt, aus dem ALLE anderen abgeleitet
werden, also quasi das Maxwell-Gesetz auf informatisch. Es lautet:

"Wie bekomme ich das Zeug schneller?"

Wenn man das mal verstanden hat (so ab dem 8/9ten Semester), wird einem das ganze
Gehampel viel klarer ;-)

--
Georg Acher, acher@in.tum.de
http://wwwbode.in.tum.de/~acher
"Oh no, not again !" The bowl of petunias
 
Georg Acher <acher@in.tum.de> schrieb im Beitrag <brvmkk$1bn$1@wsc10.lrz-muenchen.de>...
Aber ich kann Dir sagen, dass es bei den Infotikern sowieso nur
EIN Grundproblem gibt, aus dem ALLE anderen abgeleitet werden,
also quasi das Maxwell-Gesetz auf informatisch. Es lautet:

"Wie bekomme ich das Zeug schneller?"

Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Naturgesetze erschliesst
man sich durch Beobachtung und Verfifizierung an Beispieln, oder ?
Egal welche Software, ob XML oder Java oder Mikrosoft allgemein
ich mir angucke, das Gesetz lautet eher:
Wie verballere ich die vorhandene Rechenleistung so gnadenlos, das selbst
der teuerste und beste Rechner mein Programm so zaeh und langsam ablaufen
laesst, das man eigentlich schnellere Hardware kaufen will.
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
homepage: http://www.geocities.com/mwinterhoff/
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
In article <01c3c66f$ecc04940$0100007f@amdk6-300>,
"MaWin" <me@privacy.net> writes:

|> > "Wie bekomme ich das Zeug schneller?"
|> >
|> Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Naturgesetze erschliesst
|> man sich durch Beobachtung und Verfifizierung an Beispieln, oder ?

In der Informatik gibt's eben nix zu beobachten ;-)

|> Egal welche Software, ob XML oder Java oder Mikrosoft allgemein
|> ich mir angucke, das Gesetz lautet eher:
|> Wie verballere ich die vorhandene Rechenleistung so gnadenlos, das selbst
|> der teuerste und beste Rechner mein Programm so zaeh und langsam ablaufen
|> laesst, das man eigentlich schnellere Hardware kaufen will.

Nene, _das_ ist das, was ich unter Heissluft-Informatik einsortieren würde (also
viel im Bereich Softwareengineering und ähnliches). Das sind eigentlich nur
parsitäre Nebenzweige, die gar nix zu melden hätten, wenn man es vorher nicht
schon schnell oder überhaupt zum Laufen gebracht hätte. Leider produzieren die
mit wenig Basis eben soviel "Information", dass man meinen könnte, dass wären die
einzigen, die was mit (oder gegen?) Computer machen...

Es gibt aber da durchaus einen recht breiten Zweig (der von theoretische über
praktische bis technische Informatik geht), wo das Hauptaugenmerk wirklich auf
dem "schneller" liegt. Egal, ob das jetzt irgendwelche algorithmische Lösungen
sind oder was im Bereich von Parallelisierung bzw. Verbindungstechniken ist.

--
Georg Acher, acher@in.tum.de
http://wwwbode.in.tum.de/~acher
"Oh no, not again !" The bowl of petunias
 

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