Keine Jobs trotz vieler Anzeigen

Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote:

Es gibt nur zwei Bereiche wo Dr. wirklich erwünscht ist:
* wenn man an Hochschule an Professorenpöstchen will.
Naja, generell, wenn man im Hochschul- und Forschungsbereich
(Fraunhofer-Gesellschaft, Max-Planck-Institut und wie sie so
heutzutage heißen) bleiben will.

* Großfirmen
Öffentlicher Dienst. Mir hat mal einer erzählt, der hier aus
der Stadtverwaltung ganz schnell wieder weg ist, daß dort der
Dr. auch höher angesehen war als Fachkompetenz.
--
J"org Wunsch Unix support engineer
joerg_wunsch@interface-systems.de http://www.interface-systems.de/~j/
 
Öffentlicher Dienst. ... daß dort der
Dr. auch höher angesehen war als Fachkompetenz.
Einstufung nach Abschluß ( weshalb Ing-FH auch
deutlich tiefer als Ing-Uni einsortiert werden, was
in freier Wirtschaft kaum noch der Fall ist ),
Aufstieg nach abgessener Dienstzeit. Öffentlicher
Dienst eben.
Jedoch bezweifle ich, daß E-Techniker dort noch viel
unterkommen, da EVUs, Telekom, Bahn usw. ja nominell
privatisiert werden. Für Bau-Ing. wird der Bedarf
dort eher bleiben.

MfG JRD
 
Christian Fuchs wrote:

Nun die eigentliche Frage:
Bringt einem das was, außer der Reputation? (=>ideelle Gründe)
Z.B. höheres Gehalt, höhere Gehaltssteigerung im Laufe der
Berufslaufbahn, "schnellere karriere", etc.?

Ich finde sowas schwer einzuschätzen, was man so hört ist das die
Reputation der einzige Grund ist, sowas zu machen.
Ich habe ernsthaft überlegt eine Promotion zu machen. Reputation und
Gehalt waren dabei aber (für mich) keine Argumente. Ich denke, daß
besondere an einer Diss ist, daß man die Gelegenheit hat, selber zu
bestimmen, womit man sich beschäftigt. Man kann also ein paar Jahre
an etwas arbeiten, was einen wirklich interessiert.

Voraussetzung ist natürlich ein Doktorvater, der einem irgendiwe bei
der Organisation von Geld (Stelle oder Stipendium) unterstützt und
das angestrebte Thema akzeptiert.

Ich werde auf jeden Fall auf Grund meines fortgeschrittenen Alters
erstmal die Wirtschaft probieren. Falls das nichts wird oder alles
Mist ist, überlege ich mir nochmal, ob ich an der Universität
*überwintere* ;-)))

Jan-Hinnerk
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> wrote:

Öffentlicher Dienst.

Jedoch bezweifle ich, daß E-Techniker dort noch viel
unterkommen, ...
Das ist sicher wahr, aber hier lesen ja auch oft genug
Informatiker mit.
--
J"org Wunsch Unix support engineer
joerg_wunsch@interface-systems.de http://www.interface-systems.de/~j/
 
Rainer Buchty spoke thusly:

In article <3FA9FF76.412EB913@t-online.de>,
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> writes:
| > Tja: wenn der Abiturient keine Lehrstelle bekommt
| > studiert er.

Wenn der *Abiturient* eine Lehrstelle antritt, gehört ihm
eigentlich ein dicker Tritt in den Arsch
[...]
Willst Du meine Adresse haben und zwecks Tritt hier
vorbeikommen?


Tschüs,

Sebastian, Lehre als verlängertes Vorpraktikum gemacht habend.

--
Wenn ich beschliesse, dass irgendwas ein Loch drin haben
sollte, dann wäre dem geraten in spätestens 30 Minuten [...] ein
Loch zu haben, wenn es sich meinen Zorn nicht zuziehen will...
Benjamin Stenzel in dchk+l
 
"Jan-Hinnerk Reichert" schrieb:


Ich habe ernsthaft überlegt eine Promotion zu machen. Reputation und
Gehalt waren dabei aber (für mich) keine Argumente. Ich denke, daß
besondere an einer Diss ist, daß man die Gelegenheit hat, selber zu
bestimmen, womit man sich beschäftigt. Man kann also ein paar Jahre
an etwas arbeiten, was einen wirklich interessiert.
Also ich (Student) habe eher den Eindruck, dass man (an einer öffentlichen
Hochschule) eben nicht "an etwas arbeiten [kann], was einen wirklich
interessiert" sonderen dass man sich hauptsächlich mit akademischen
A-loch-Aufgaben wie z.B. Hörsaal-Übungen mit 800 "bekloppten"
Erstsemestlern, Betreuung von Studien-/Hausarbeiten usw. beschäftigen muss.
Ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck, falls da wirklich jemand mit
Spass und Begeisterung im stillen Kämmerlein promoviert und sich im
Uni-Alltag nicht blicken lässt...

MfG, Bernd
 
In article <3FA9FF76.412EB913@t-online.de>,
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> writes:
|> Tja: wenn der Abiturient keine Lehrstelle bekommt studiert er.

Wenn der *Abiturient* eine Lehrstelle antritt, gehört ihm eigentlich ein dicker
Tritt in den Arsch und die Rückzahlung der letzten 3 Jahre aufgebrummt. Wer
ohnehin plant, eine *Ausbildung* zu machen, kann dies auch mit mittlerer Reife
tun.

|> Wenn der der Student keinen Job bekommt, promoviert er.

Sorry, aber das ist ein absoluter Schmarrn.

Es scheint hier die allgemeine Meinung vorzuherrschen, daß Promotionsstellen
auf Bäumen wachsen. Die sind genauso an den Schweinezyklus gebunden wie Jobs in
der Industrie -- denn die vielen tollen Drittmittelstellen ohne
Lehrverpflichtung fallen in Zeiten wirtschaftlicher Flaute ebenfalls dem
Rotstift zum Opfer.

Weiterhin wird *gerade* bei einem Studenten-Überangebot darauf geachtet, daß
dieser Student dem Lehrstuhl entweder schon während seiner Studienzeit positiv
aufgefallen ist (üblicherweise wird beim Diplomarbeitsvortrag gefragt, ob
der/die Student(in) Ambitionen hegt zu promovieren) oder über hervorragende
Qualifikationen (d.h. eine 1 vor dem Komma) verfügt.

Es ist dann doch nicht so, daß die Uni ein allgemeines Auffangbecken für
arbeitslose Akademiker darstellt...

Rainer
 
In article <01c3a452$d41f4b00$0100007f@amdk6-300>,
"MaWin" <me@privacy.net> writes:
|> Die Dissertationen, die ich kenne, waeren alle in 1 Jahr schaffbar
|> gewesen (und das waere noch nicht mal ein stressiges Jahr, bloss ohne
|> Leerlauf organisiert).

Dem habe ich ja bereits zugestimmt.

|> Ausserdem finde ich die derzeitige Zeitplanung
|> zu extrem. Leute, die mit mir zusammen studiert haben, sind teilweise
|> immer noch nicht Professor, sondern mit ihrer Ausbildung nicht fertig.
|> Das finde ich extrem, ich denke schon eher an Rente.

Und *das* wird Dir jeder Akademiker unterschreiben. Nimm die Doktoranden und
Habilitanden aus dem System und es bricht schlicht zusammen. Ursprünglich gab es
mal noch den Akademischen Rat, aber diese Laufbahn wurde ziemlich beerdigt.

Somit gibt es als einzige "Dauer-Laufbahn" letztendlich die Professorenlaufbahn,
denn alles BAT-mäßige läuft dank erfolgreicher Einflußnahme der Gewerkschaft
maximal 5 Jahre; maximal 5 Jahre Doktor ("zum Zwecke der Weiterbildung /
Dissertation"), 5 Jahre Habilitation ("zum Zwecke der Weiterbildung /
Habilitation") und dann war's das auch, wenn man bis dahin keine Verbeamtung auf
Zeit oder gar auf Dauer gefunden hat. Andernfalls könnte man nämlich nach 5
Jahren "unbeschränkter" Beschäftigung eine Daueranstellung einklagen.

*Bis* Du aber überhaupt die Möglichkeit hast, überhaupt eine C3-Professur
anzutreten, stehen Promotion (typ. 4 Jahre) und Habilitation (früher 6, nun 4
Jahre) an. Damit wäre man dann Ende 30, unter der Voraussetzung, daß
entsprechende Positionen überhaupt frei sind...

|> Nun, ich denke das gewisse Leute ungern zu einem Arzt gehen, der sich nicht
|> Doktor nennen darf, sondern verschaemt als "Dipl. med." rumlaeuft.

Ich kenne auch Ärzte, die sich mit Freuden auf Dipl. med.s stürzen, die sich
"Doktor" (wird im Volksmund ja gerne synonym zu "Arzt" verwendet) nennen.

|> Aber Rainer, ist doch so einfach. Wenn du statt "Polemik" mal "Analogie"
|> annimmst, druekt der Satz doch klar aus, das ein Titel (Dr.) bloss
|> Fassade ist. Wenn man Kenntnisse sucht, muss man nicht auf 'Dr.' bestehen,
|> sondern schreibt in die Stellenanzeige die Kenntnisse.

Auch wenn Dir das anscheinend nicht schmeckt: Grundsätzlich drückt der Titel
durchaus eine gewisse Erfahrung aus; zumindest die, eigenständig ein
Forschungsprojekt über eine gewisse Zeit durchzuziehen und erfolgreich zum
Abschluß zu bringen -- und, in aller Regel, auch gegen andere Forscher im Rahmen
von Konferenzen zu verteidigen.

Natürlich tut es der Stellenanzeige auch keinen Abbruch, wenn man "<academic
title> or equivalent skills and experience" reintut.

Rainer
 
Wenn der *Abiturient* eine Lehrstelle antritt,
Es ist hinreichend bekannt, daß die "Bildungspyramide" schon seit
langem im Rutschen ist.
Hauptschule wird zur Sonderschule, also drängen die Eltern aus diesem
Bereich in die Realschule. Die Ex-Realschüler drängen ins Gymasium.
Das sich damit immer weiter aufbläht und natürlich an Niveau verliert.
Die Kinder werden ja nicht klüger, also tragen die Lehrpläne den
Gegebenheiten Rechnung.
Sollen somit wirklich alle Abiturienten studieren ?
O-Ton unserer Politiker: wir brauchen mehr Ingineure. Die werden wir
also auch bekommen, auf Inderniveau.

Wenn der der Student keinen Job bekommt, promoviert er.
Sorry, aber das ist ein absoluter Schmarrn. ...
Es ist dann doch nicht so, daß die Uni ein allgemeines Auffangbecken
für arbeitslose Akademiker darstellt...
Also mit dem allgemeinen Aufquellen der Hochschulen in den 70er Jahren
hat die Zahl der Professoren durchaus munter Schritt gehalten.
Zudem scheinen Doktoranden willige & billige Arbeitskräfte für die
Professoren abzugeben: warum sollten sie nicht besonders viele haben
wollen ?

MfG JRD
 
In article <3FAA9D4A.ACDAD839@t-online.de>,
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> writes:

|> Also mit dem allgemeinen Aufquellen der Hochschulen in den 70er Jahren
|> hat die Zahl der Professoren durchaus munter Schritt gehalten.
|> Zudem scheinen Doktoranden willige & billige Arbeitskräfte für die
|> Professoren abzugeben: warum sollten sie nicht besonders viele haben
|> wollen ?

Weil sie bezahlt werden wollen... Im Star-Trek-Universum sind wir noch nicht.

Klar, jeder Prof will Doktoranden haben, da die ja auch wieder DAs, Seminare etc.
betreuen und von dieser Menge des "Lehrdeputats" wieder der Lehrstuhletat
abhängt. Allerdings _nicht_ die Anzahl der bezahlten Stellen. Und da liegt genau
das Problem. Bis auf ein paar wenig Stellen, die quasi dauerhaft staatlich
finanziert werden, ist der Rest von Drittmitteln abhängig, also aufgrund von
Anträgen bewilligten Förderungen, Firmenkooperationen etc. Ohne sowas gibt's
höchstens externe Promotionen, die dem Prof meist so wirklich aber auch nichts
nützen.

Diese Drittmittelstellen werden nach Ablauf der Förderzeit (meist so 2-3 Jahre)
zur Lotterie. Nur wenn neue Projekte (=Anträge...) bewilligt wurden, kann man
weiter angestellt bleiben. D.h. wenn man Pech hat und nach der Zeit die Diss noch
nicht fertig ist (nicht jedes Projekt gibt auch wirklich Diss-relevanten Stoff)
und kein neues Projekt an Land gezogen werden konnte (weil zB. wie jetzt die
Förderungen stark eingedampft werden), dann steht derjenige auf der Strasse.
Natürlich kann er die Diss weitermachen, aber eben nicht mehr an der Uni.

--
Georg Acher, acher@in.tum.de
http://wwwbode.in.tum.de/~acher
"Oh no, not again !" The bowl of petunias
 
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> schrieb im Beitrag <3FAA9D4A.ACDAD839@t-online.de>...

Sollen somit wirklich alle Abiturienten studieren ?
Rafael, achte mal lieber wieder auf Zahlen, statt veralteten Populismus
zu verbreiten.
Deutschland hat im europaeischen Vergleich sehr wenig gut ausgebildete
Leute. Zu wenig Abiturienten, zu wenig Studenten, zu wenig von allem.
Und entsprechend derzeit ein massives Problem. Entwickungsland.
Die Ursachen sind auch erforscht und bekannt: Absichtlich wurde zu
wenig Geld in Bildungswege gesteckt, absichtlich wurden Huerden
aufgebaut, absichtlich wurde die Ausbildung in Deutschland behindert.
Die klassische Graetsche zwischen Politikergelaber und Politikerhandlungen.
Man kann ueber die Gruende raetseln, aber so schlechte Regierungen wie
wir sie in den vergangenen 20 Jahren hatten KOENNEN sich nur halten,
wenn auch das Volk dumm ist.
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
homepage: http://www.geocities.com/mwinterhoff/
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
buchty@atbode100.informatik.tu-muenchen.de (Rainer Buchty) writes:


[...]

Von "billig" kann prinzipiell auch nicht die Rede sein, denn nach
BAT sind Doktoranden in der dritthöchsten Besoldungsklasse (IIa,
drüber sind nur Ib und Ia). Das sind, wie schonmal erwähnt, um die
40.000 EUR/Jahr Einstiegsgehalt mit einem Inflationsausgleich alle
ungeraden Lebensjahre.
In der (Teilchen-)Physik gibt's fuer Doktoroanden i.a. nur halbe
Stellen...

--
Dr. Juergen Hannappel http://lisa2.physik.uni-bonn.de/~hannappe
mailto:hannappel@physik.uni-bonn.de Phone: +49 228 73 2447 FAX ... 7869
Physikalisches Institut der Uni Bonn Nussallee 12, D-53115 Bonn, Germany
CERN: Phone: +412276 76461 Fax: ..77930 Bat. 892-R-A13 CH-1211 Geneve 23
 
In article <boe3ql.98.1@suchanek.de>,
Sebastian Suchanek <spam.valid.through.november03@suchanek.de> writes:
|> Willst Du meine Adresse haben und zwecks Tritt hier vorbeikommen?

Die Anreise wäre zu weit...

War zugegebenermaßen auch etwas härter formuliert als eigentlich beabsichtigt,
aber der Punkt von Rafael war ja, daß das jegliche akademische Weiterbildung
ja nur ergriffen wird, um Zeit zu schinden mangels besserer Alternative.

So gesehen fallen auch die "überflüssigen" 3 Jahre Gymnasium hier drunter, die
es ja nicht braucht, wenn man einen Lehrberuf ergreift und in diesem verbleiben
möchte.

|> Sebastian, Lehre als verlängertes Vorpraktikum gemacht habend.

Das ist ja nun auch wieder ein Unterschied zu "Lehrberuf ergriffen und drin
verblieben". In diesem Fall dient die Lehre/Ausbildung ja offenbar als
Vorleistung zum Studium -- wofür es das Abitur ja zwingend braucht.

Rainer
 
buchty@atbode100.informatik.tu-muenchen.de (Rainer Buchty) writes:

In article <x1znf95jbp.fsf@lisa2.physik.uni-bonn.de>,
Juergen Hannappel <hannappe@lisa2.physik.uni-bonn.de> writes:
|> In der (Teilchen-)Physik gibt's fuer Doktoroanden i.a. nur halbe
|> Stellen...

Ist aber zumindest für Informatik, E-Technik und Maschbau meiner Erfahrung nach
nicht die Regel. Bei den E-Technikern findet man sogar einen sehr hohen
Prozentsatz an C1-Stellen, stelle ich in Gesprächen immer wieder fest.

Hängt vermutlich mit daran, daß in diesen Bereichen genügend "artverwandte"
Industriejobs existieren. Teilchenphysiker sind hingegen doch eher schwer
vermittelbar, womit die "ganze Arbeit, halber Lohn"-Schiene mangels besserer
Alternative funktioniert.
Leider. Aber ein Teilchenphysik-Doktorand kostet insgesamt locker
denselben Lohn wie ein Sonstwas-Doktorand, wenn der in 2.5 Jahren
fertig wird...

BAT IIa gibts dann fuer die PostDocs.
--
Dr. Juergen Hannappel http://lisa2.physik.uni-bonn.de/~hannappe
mailto:hannappel@physik.uni-bonn.de Phone: +49 228 73 2447 FAX ... 7869
Physikalisches Institut der Uni Bonn Nussallee 12, D-53115 Bonn, Germany
CERN: Phone: +412276 76461 Fax: ..77930 Bat. 892-R-A13 CH-1211 Geneve 23
 
On 6 Nov 2003 19:46:11 GMT, "MaWin" <me@privacy.net> wrote:
Deutschland hat im europaeischen Vergleich sehr wenig gut ausgebildete
Leute. Zu wenig Abiturienten, zu wenig Studenten, zu wenig von allem.
Und entsprechend derzeit ein massives Problem. Entwickungsland.
Ich würde es nicht ganz so überspitzt darstellen, aber das massive
Problem ist da.

Es gibt viel zu wenig Leute, die wirklich *neue* Produkte und
Technologien entwickeln können.
Und man läßt sie leider nicht und nervt sie nur, damit sich
$MANAGER profilieren kann.

Warum *trotzdem* nicht so überspitzt:
Man sollte auch sehen, dass unsere lieben chinesischen Freunde
auch nur mit Wasser kochen, ich hatte gerade heute so eine
tolle Support-Anfrage zu entscheiden:
- Nutzer vom Gesamtsystem (es geht um Test-Software) in China
- Uralter Softwarestand von uns über ausländischen OEM bezogen
- kein Wartungsvertrag
- keine Backups beim Kunden
- kein Virenschutz beim Kunden
- OEM hat Ingenieur, der weiß wie geht, "fired"
hat angeblich zu wenig geleistet (der Ing.)

Nun der Hilfeschrei, nach Virusattacke geht nix mehr, es können
keine neuen Designs mehr getestet werden ...
Ich übersetze mal den Hilferuf:
"Ja, aber sie *müssen* uns helfen"
"Nein, Etat haben wir keinen"
"Ja, aber das ist doch ein stark wachsender Markt ... "
(weitere Argumente, die uns überzeugen sollen, für lau zu schaffen)
=> ich habe freundlich aber bestimmt auf einer Service-Bestellung
bestanden, wir brauchen gerade noch Billigfertigern mit dem
typischen Emerging-Markets-Schnorrsprüchen gratis füttern,
damit die uns dann hier noch mehr kaputt machen.

Soviel zum Thema: Wie funktioniert chinesische Billigfertigung.

Noch ein Beispiel:
Ich habe gerade in unserem ersten G54 WLAN alle Hardware
getauscht, weil:
- die PCMCIA Karte den Notebook immer hat abschmieren lassen
- der Access Point sich auch ständig hingehangen hat.
Mit dem Schrott sollen sich andere rumärgern, ich habe mir
geschworen, bei "Geiz ist Geil" rein garnichts mehr zu kaufen,
weil man am Ende doch nur doppel zahlt, wenn es wirklich
draufankommt.

Auch in Fernost ist nicht alles Gold was glänzt, unsere rein
preisfixierte Bevölkerung wird das aber irgendwann auch noch
erkennen ...

[...]
Man kann ueber die Gruende raetseln, aber so schlechte Regierungen wie
wir sie in den vergangenen 20 Jahren hatten KOENNEN sich nur halten,
wenn auch das Volk dumm ist.
Boshaft gesprochen: "Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient."
Wenn man sich anschaut, wie ein in Gummistiefeln auf dem Deich
stehender Kanzler (Preisfixiert: "Eyh, der zahlt mir dann ja alles")
das Wahlergebnis 2002 im Bund kippen konnte, dann liegt das Zitat
nahe.

Es wird hier schon noch hochwertig entwickelt, aber leider *viel*
zu wenig.

Dafür gibt es zuviele BWLer im Sparwahn, es ist unfassbar,
was man in der Praxis täglich erlebt, wie da von Firmen, die
eigentlich Geld haben, herumgewürgt wird, bis keiner mehr
Lust hat, diese überhaupt noch als Kunde haben zu wollen.
Wir haben genügend Fälle, wo wir auf Wunsch der Entwickler
Features in Software eingebaut haben, nun sind die Jungs
begeistert, können sie aber mangels weggesparter Lizenz
nicht nutzen. Man kann sich gut vorstellen, dass, wenn das
nicht nur bei unseren Entwicklungsprodukten so gemacht wird,
besagte Entwickler/Ingenieure irgendwann innerlich kündigen ...

Wir sind deshalb gerade dabei, unser Wartungskonzept massiv
umzustellen, wer meint, dass er immer nur schnorren kann, wird
sich bald sehr wundern, weil der Hahn abgedreht wird, es gibt
dann einfach bestimmte Leistungen nicht mehr oder nur noch
gegen Produktneuerwerb. Die Herren $MANAGER müssen das
einfach mal spüren, dass ihr Sparwahn auch sie selber trifft ...

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
On Thu, 6 Nov 2003 20:28:23 +0000 (UTC),
buchty@atbode100.informatik.tu-muenchen.de (Rainer Buchty) wrote:
Und genau das Niveau wird auch kommen, wenn ich den Verfall diverser Klausuren
und Prüfungen an der Uni über 10 Jahre rekapituliere. Galt es z.B. früher noch
Fan-in/Fan-out von Transistorschaltungen zu berechnen, Logikschaltungen via
Karnaugh-Veitch zu minimieren und den so erhaltenen Term in eine PLA-Matrix
einzuprogrammieren, dazu noch etwas 8086-Assembler -- so ist man heute froh,
wenn der Student es schafft, zu einem DNF-Term die richtige KNF aus vier
vorgegebenen Termen zu bestimmen bzw. den VHDL-Lückentext richtig auszufüllen.
Full Ack.
( Ich sage nur CPLD Programmierung ;-)

Ich sehe dann halt, wie die Absolventen in der freien Wirtschaft für
jeden Pipifax ein Spezialseminar belegen und ohne
"wir lesen das Handbuch gemeinsam" rein garnichts mehr geht ...

Mit *den* Leuten macht man keine neuen Technologien und
innovativen Produkte, da geht alles nur nach Schema F.

(Apropos Inder: Schon mal auf einer typischen IEEE oder ACM-Konferenz gewesen?
Rat mal, wer da den Löwenanteil der Teilnehmer stellt... Von daher Vorsicht mit
Pauschalierungen.)
Auch Full Ack.
Ich habe hier ein Buch über Search in Artifical Intelligence liegen,
interessante Beiträge kommen aus Indien ...

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
In article <3FAA9D4A.ACDAD839@t-online.de>,
Rafael Deliano <Rafael_Deliano@t-online.de> writes:
|> Es ist hinreichend bekannt, daß die "Bildungspyramide" schon seit
|> langem im Rutschen ist.

Leider. Bereits bei mir (Abi 91) waren in der Matheabi-Aufgabensammlungen
Aufgaben drin, die der Mathelehrer nur mit Schulterzucken quittierte und meinte,
das hätte man früher halt noch gelehrt, wäre aber für uns nicht mehr relevant.

"Früher" war dabei Ende 70er, Anfang 80er.

|> Hauptschule wird zur Sonderschule, also drängen die Eltern aus diesem
|> Bereich in die Realschule. Die Ex-Realschüler drängen ins Gymasium.
|> Das sich damit immer weiter aufbläht und natürlich an Niveau verliert.
|> Die Kinder werden ja nicht klüger, also tragen die Lehrpläne den
|> Gegebenheiten Rechnung.

Ja, aber andererseits werden eben *keine* Elitegymnasien etabliert, um den
Gymnasiasten nach früherer (sagen wir vor 20 Jahren) eine adäquate Heimstatt zu
bieten.

|> Sollen somit wirklich alle Abiturienten studieren ?
|> O-Ton unserer Politiker: wir brauchen mehr Ingineure. Die werden wir
|> also auch bekommen, auf Inderniveau.

Und genau das Niveau wird auch kommen, wenn ich den Verfall diverser Klausuren
und Prüfungen an der Uni über 10 Jahre rekapituliere. Galt es z.B. früher noch
Fan-in/Fan-out von Transistorschaltungen zu berechnen, Logikschaltungen via
Karnaugh-Veitch zu minimieren und den so erhaltenen Term in eine PLA-Matrix
einzuprogrammieren, dazu noch etwas 8086-Assembler -- so ist man heute froh,
wenn der Student es schafft, zu einem DNF-Term die richtige KNF aus vier
vorgegebenen Termen zu bestimmen bzw. den VHDL-Lückentext richtig auszufüllen.

Das interessante ist: Die zugehörige Vorlesung und Übung hat sich nur marginal
geändert, das Praktikum wurde sogar verselbständigt (echte Projektarbeit anstatt
routinemäßig die ewig gleichen Vorgaben runterzubeten), lediglich die Klausur
wurde vereinfacht.

Das Ergebnis? Der Schnitt hat sich nicht nennenswert verbessert, wie man es
erwarten könnte...

(Apropos Inder: Schon mal auf einer typischen IEEE oder ACM-Konferenz gewesen?
Rat mal, wer da den Löwenanteil der Teilnehmer stellt... Von daher Vorsicht mit
Pauschalierungen.)

|> Also mit dem allgemeinen Aufquellen der Hochschulen in den 70er Jahren
|> hat die Zahl der Professoren durchaus munter Schritt gehalten.

Das mag in den 70ern noch so gewesen sein.

Die von mir aktiv erlebte Zeit (mittlere/späte 90er und frühe 2000er) spricht
jedoch eine andere Sprache... Von allgemeinem Aufquellen kann da trotz massiv
gestiegener Studentenzahlen kaum eine Rede sein.

Erst vor kurzem wurden an der TUM wurden fünf neue Informatik-Lehrstühle
(Bioinformatik, Wirtschaftsinformatik, Computergraphik und Visualisierung sowie
zwei eCommerce-Lehrstühle) eingerichtet um aktuellen Entwicklungen Rechnung zu
tragen.

Damit hat sich zwar die Zahl der Lehrstühle um 30% erhöht, die Studentenzahlen
hingegen um 200%.

|> Zudem scheinen Doktoranden willige & billige Arbeitskräfte für die
|> Professoren abzugeben: warum sollten sie nicht besonders viele haben
|> wollen ?

Weil sie sie nicht bezahlen können?

Nur weil die Uni eine staatliche Institution ist, heißt das nicht, daß ein
Lehrstuhlinhaber nur mit den Fingern schnippen muß und gleich 20 neue Stellen
bewilligt bekommt. Tatsächlich ist gegenwärtig die Situation eher so, daß
man auf die Frage "kann ich an Ihrem Lehrstuhl promovieren" durchaus die Antwort
erhält "gerne, aber die Finanzierung müssen Sie selbst aufbringen".

Und um staatliche Drittmittel bzw. Länderförderungen (DFG, BFG, BMBF...) balgen
sich etliche Lehrstühle, so daß hier auch keinesfalls von "Antrag einreichen =
Antrag bewilligt" ausgegangen werden kann.

Von "billig" kann prinzipiell auch nicht die Rede sein, denn nach BAT sind
Doktoranden in der dritthöchsten Besoldungsklasse (IIa, drüber sind nur Ib und
Ia). Das sind, wie schonmal erwähnt, um die 40.000 EUR/Jahr Einstiegsgehalt mit
einem Inflationsausgleich alle ungeraden Lebensjahre.

Rainer
 
In article <x1znf95jbp.fsf@lisa2.physik.uni-bonn.de>,
Juergen Hannappel <hannappe@lisa2.physik.uni-bonn.de> writes:
|> In der (Teilchen-)Physik gibt's fuer Doktoroanden i.a. nur halbe
|> Stellen...

Ist aber zumindest für Informatik, E-Technik und Maschbau meiner Erfahrung nach
nicht die Regel. Bei den E-Technikern findet man sogar einen sehr hohen
Prozentsatz an C1-Stellen, stelle ich in Gesprächen immer wieder fest.

Hängt vermutlich mit daran, daß in diesen Bereichen genügend "artverwandte"
Industriejobs existieren. Teilchenphysiker sind hingegen doch eher schwer
vermittelbar, womit die "ganze Arbeit, halber Lohn"-Schiene mangels besserer
Alternative funktioniert.

Rainer
 
Rainer Buchty <buchty@atbode100.informatik.tu-muenchen.de> schrieb im Beitrag
<boefrh$3i7p9$1@sunsystem5.informatik.tu-muenchen.de>...
while(1) loop
out<='0';
wait for 0.5 s;
out<='1';
wait for 0.5 s;
end loop;

Dein Beispiel ist ein Beispiel fuer die fachlich und didaktisch miese
Eignung von VHDL, vor allem wenn es akademisch gelehrt wird,
nicht fuer schlechte Schueler. Ich werde nie verstehen, warum so viele
Theoretiker so auf VHDL abfahren. Fuer mich war es immer schon die
schlechteste Form, eine Schaltung/Funktion zu beschreiben, wegen der
unendlich vielen Stolperfallen, dem voellig unklar synthetisierbaren
Zeugs, der absoluten Praxisabgewandtheit.
Siehe
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at despammed.com
homepage: http://www.geocities.com/mwinterhoff/
Read 'Art of Electronics' Horowitz/Hill before you ask.
Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
In article <01c3a4b2$e9813980$0100007f@amdk6-300>,
"MaWin" <me@privacy.net> writes:

|> Dein Beispiel ist ein Beispiel fuer die fachlich und didaktisch miese
|> Eignung von VHDL, vor allem wenn es akademisch gelehrt wird,
|> nicht fuer schlechte Schueler. Ich werde nie verstehen, warum so viele
|> Theoretiker so auf VHDL abfahren. Fuer mich war es immer schon die

Theoretiker? Die machen doch das alles in UML...

Ich war aus meiner Bastelzeit mit Schematic Entry für FPGAs auch am Anfang sehr
skeptisch VHDL gegenüber, das hat sich aber schnell gegeben. Gut, die Tools haben
manchmal Bugs, da kann VHDL aber nichts dafür. Aber gerade als Informatiker ist
VHDL die beste Möglichkeit, wie man sich Schaltungen zusammenprogrammiert, weil
es mit normalen Programmiersprachen noch am meisten zu tun hat. Mit relativ wenig
Zusatzwissen geht das schon recht gut, wenn auch nicht super effizient.

|> schlechteste Form, eine Schaltung/Funktion zu beschreiben, wegen der
|> unendlich vielen Stolperfallen, dem voellig unklar synthetisierbaren
|> Zeugs, der absoluten Praxisabgewandtheit.

[X] So ein Blödsinn.
[ ] Du hast schon mal was Richtiges in VHDL gemacht.
--
Georg Acher, acher@in.tum.de
http://wwwbode.in.tum.de/~acher
"Oh no, not again !" The bowl of petunias
 

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