Winkel in Leiterbahnlayouts

Georg Acher schrieb:

Volker Staben <volker.staben@fh-flensburg.de> writes:


Bei 90°-Ecken soll jedenfalls - so habe ich es gelernt - die Gefahr von
Haarrissen kleiner sein. Deswegen soll man ja auch insbesondere runde
Pads nicht tangential, sondern zentral mit einer Leiterbahn ansteuern.


Verstehe ich jetzt nicht ganz... Tangential ist doch die verbundene Fläche
viel grösser und damit wahrscheinlich auch der Zusammenhalt. Oder habe ich da
einen Denkfehler?
Auf die verbundene Fläche kommt es nicht an.

Ich meinte:

nicht so: ******************************
******************************
********* \
**** **** \
**** **** \
********* \
***** Kerbwirkung durch spitzen Winkel


sondern so: *****
*********
**** **************************
**** **************************
********* \
***** \
\
geringe Kerbwirkung, da 90°

--
Volker Staben

Fachhochschule Flensburg - Flensburg University of Applied Sciences
Institut für Elektrische Energiesystemtechnik
Kanzleistraße 91-93 D-24943 Flensburg
T +49-461-805-1392 F +49-461-805-1528
 
Hallo Leute,

Volker Staben schrieb:
[...]
Ein wichtiger Grund für die 45°: kleinere Kerbwirkung in der "Ecke",
dadurch bessere Vibrationsfestigkeit.

so weit ich weiß ist die elektrische Feldstärke an stumpfen Winkeln
kleiner als an spitzen. Was das allerdings für Auswirkungen hat,
ist mir momentan entfallen -- Übersprechen? ;-o

ciao
Marcus
 
Volker Staben schrieb:

Auf die verbundene Fläche kommt es nicht an.

Ich meinte:

nicht so: ******************************
******************************
********* \
**** **** \
**** **** \
********* \
***** Kerbwirkung durch spitzen Winkel
Inwiefern kann man bei einem Produkt, dass mit optischen und chemischen
Verfahren hergestellt wurde noch von Ecken ausgehen. Sind nicht vielmehr
alle Ecken sehr kleine Radien? Damit stellt sich die Frage, was ist der
mindeste Radius.


Dirk Kautz schrieb:
Vor einiger Zeit ist mir dieser Artikel über den Weg gelaufen:

http://www.ultracad.com/90deg.pdf

Jemand hat sich die Arbeit gemacht, das tatsächlich zu messen. Die
Kernaussage:
'The TDR data do not show any measurable reflections
from either 45o or 90o corners in microstrip traces. In
theory, there is a change in Zo caused by a corner, but the
effect is not sufficient to be resolvable with a 17 ps rise-time
pulse.'
Der tatsächlich vorhandene Radius wird auch der Grund sein, warum es
egal ist, ob man 45° oder 90° Ecken verwendet.

Gruß Tom
 
Volker Staben schrieb:
Bei 90°-Ecken soll jedenfalls - so habe ich es gelernt - die Gefahr von
Haarrissen kleiner sein. Deswegen soll man ja auch insbesondere runde
Pads nicht tangential, sondern zentral mit einer Leiterbahn ansteuern.
Und nicht im spitzen Winkel zwei Bahnen an ein Pad führen.

Hallo,

Leiterbahnen radial an das Pad zu führen wird aber zur Vermeidung von
Ätzproblemen empfohlen.

Bye
 
Marcus Woletz schrieb:
so weit ich weiß ist die elektrische Feldstärke an stumpfen Winkeln
kleiner als an spitzen. Was das allerdings für Auswirkungen hat,
ist mir momentan entfallen -- Übersprechen? ;-o

Hallo,

bei sehr hohen Spannungen würden Koronaentladungen verringert, aber so
hohe Spannungen verwendet man kaum auf der Leiterplatte. Im
Hochspannungsteil von Fernsehern und Monitoren könnte das eine gewisse
Bedeutung haben, aber dann müsste man dort konsequenterweise überall
kleine Krümmungsradien vermeiden.

Bye
 
On Thu, 02 Sep 2004 21:00:01 +0200, Marcus Woletz
<mwoletz.mitspam@online.de> wrote:
so weit ich weiß ist die elektrische Feldstärke an stumpfen Winkeln
kleiner als an spitzen. Was das allerdings für Auswirkungen hat,
ist mir momentan entfallen -- Übersprechen? ;-o
Wie hier schon geschrieben:
- Bei hohen Spannungen und GHz HF werden die Ecken relevant.
- Für das Ätzen möchte man keine spitzen Winkel.
- Damit sich nichts bei der Fertigung ablöst und als Dreck womöglich
andere Strukturen überdeckt, möchte man keine zu kleinen
Strukturen, die nirgendwo wirklich "befestigt" sind.

Ansonsten ist es viel, ganz viel Optik und persönlicher Geschmack
der Leiterkartendesigner, auch wenn das immer bestritten wird.
Mir wollte z.B. einer klarmachen, dass *sein* Bus unbedingt als
Bus auf der Leiterkarte sichtbar sein sollte, das wäre ganz
wichtig. Er hat dann zwar bei Pattern 0x00 und 0xFF eine schöne
EMV-Störquelle (die Muster sollen garnicht so selten sein ;-)
aber dafür schaut es ja ganz toll aus und jeder Kunde, der das
Gerät mit seiner Leiterkarte kauft, wird bestimmt erstmal das
Gerät auseinanderbauen und das Kunstwerk von unten
besichtigen ;-)

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Hallo Oliver,

| Ansonsten ist es viel, ganz viel Optik und persönlicher Geschmack
| der Leiterkartendesigner, auch wenn das immer bestritten wird.

Mir hat mal ein Direktor einer Firma erklärt, dass der fachliche
Anteil des Erfolges nur etwa 20 % ausmacht. Zu 80 % entscheidet
Sympatie und Bauchgefühl. Jede Langnesewerbung erzählt mehr Wahrheit
über das Denken der Menschen als alle Lehrbücher der
Wirtschaftswissenschaften zusammen, weil Homo Sapiens Sapiensis eben
nur thoeretisch ein eben solcher ist.

| Mir wollte z.B. einer klarmachen, dass *sein* Bus unbedingt als
| Bus auf der Leiterkarte sichtbar sein sollte, das wäre ganz
| wichtig. Er hat dann zwar bei Pattern 0x00 und 0xFF eine schöne
| EMV-Störquelle (die Muster sollen garnicht so selten sein ;-)
| aber dafür schaut es ja ganz toll aus

Ästhetik ist wichtiger als Funktion. Frag mal, was die wesentliche
Frage beim Autokauf ist ;-)

| und jeder Kunde, der das
| Gerät mit seiner Leiterkarte kauft, wird bestimmt erstmal das
| Gerät auseinanderbauen und das Kunstwerk von unten
| besichtigen ;-)

Der interessiert nicht die Bohne. DEIN Kunde will König sein und wie
Du das mit der Funktion gebacken bekommst ist Dein Job, dafür bezahlt
er Dich hoffentlich.

MArtin
 
On Sun, 5 Sep 2004 22:37:35 +0200, "Martin Schönegg"
<martin.schoenegg#und_hier_ist_klar_was_hinkommt#@arcor.de> wrote:
Der interessiert nicht die Bohne. DEIN Kunde will König sein und wie
Du das mit der Funktion gebacken bekommst ist Dein Job, dafür bezahlt
er Dich hoffentlich.
Leider ned' wirklich ;-/

Die PCB Layouter, die mit dem dicksten Pflichtenheft kommen,
sind meistens die, die am Ende *garkein* System kaufen, weil
der gesamte Etat für die Evaluierung verbraten wurde oder
der Cheffe den Etat inzwischen wieder gestrichen hat oder
die Abteilung der Fusionitis anheimgefallen ist.
So wird dann mit der 10 Jahre alten Gurke weitergeschafft
(sic, *die* Gurke, weil häufig noch z.B. PDP11 Hardware!).

Ich hab' *mehrfach* diesen Fall erlebt, was waren sie ach so
wichtig, und am Ende ist für die gesamte Branche außer
Spesen nix gewesen.

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Thomas Reinemann schrieb:

Volker Staben schrieb:


Auf die verbundene Fläche kommt es nicht an.

Ich meinte:

nicht so: ******************************
******************************
********* \
**** **** \
**** **** \
********* \
***** Kerbwirkung durch spitzen Winkel


Inwiefern kann man bei einem Produkt, dass mit optischen und chemischen
Verfahren hergestellt wurde noch von Ecken ausgehen. Sind nicht vielmehr
alle Ecken sehr kleine Radien? Damit stellt sich die Frage, was ist der
mindeste Radius.
Eine Ecke ist natürlich (wie eine Gerade, ein rechter Winkel, die Zahl
null und viele andere Dinge) in der Technik ein theoretischer Grenzfall.

Der Radius einer Verrundung spielt sicher eine Rolle, wenn wir die
Kerbwirkung betrachten; genauso sicher wohl auch der Winkel, den die
zwei Schenkel bei kleinem Verrundungsradius einschließen.

Früher (in grauer Vorzeit) gab es mal diese tropfenförmigen Pads zum
Aufkleben oder -rubbeln - heute macht sich kaum noch jemand die Mühe,
im Übergang Pad zu Leiterbahn definierte Radien zu designen. Wäre
vielleicht auch akademisch, wenn sich ein minimaler Radius
nasschemisch ohnehin einstellt.

Manche Regeln, die wie die hier diskutierte wie in "Stein gemeißelt"
dastehen, sind vielleicht nur entstanden, weil damit die gröbsten
Probleme punktuell behoben werden. Genauer analysieren kann man jedes
Problem - die Frage ist im Engineering immer ja nur, was das im
Zusammenhang vieler Probleme dann bringt.


--
Volker Staben

Fachhochschule Flensburg - Flensburg University of Applied Sciences
Institut für Elektrische Energiesystemtechnik
Kanzleistraße 91-93 D-24943 Flensburg
T +49-461-805-1392 F +49-461-805-1528
 
Volker Staben schrieb:

Früher (in grauer Vorzeit) gab es mal diese tropfenförmigen Pads zum
Aufkleben oder -rubbeln - heute macht sich kaum noch jemand die Mühe,
im Übergang Pad zu Leiterbahn definierte Radien zu designen. Wäre
vielleicht auch akademisch, wenn sich ein minimaler Radius
nasschemisch ohnehin einstellt.
Heute [tm] legt man beim Design von Folienleitern (flexible Leiterplatten)
großen Wert auf tropfenförmige Pad-Anbindung und sorgsam abgerundete
Bahnen. Andernfalls hat das erhebliche Auswirkungen auf die Lebensdauer
der Teile (und die Beschäftigungsdauer des Layouters...).

--
Dipl.-Ing. Tilmann Reh
Autometer GmbH Siegen - Elektronik nach Maß.
http://www.autometer.de
 
Uwe Hercksen schrieb:

Volker Staben schrieb:

Bei 90°-Ecken soll jedenfalls - so habe ich es gelernt - die Gefahr von
Haarrissen kleiner sein. Deswegen soll man ja auch insbesondere runde
Pads nicht tangential, sondern zentral mit einer Leiterbahn ansteuern.
Und nicht im spitzen Winkel zwei Bahnen an ein Pad führen.


Hallo,

Leiterbahnen radial an das Pad zu führen wird aber zur Vermeidung von
Ätzproblemen empfohlen.
"radial" = "zentral"?

--
Volker Staben

Fachhochschule Flensburg - Flensburg University of Applied Sciences
Institut für Elektrische Energiesystemtechnik
Kanzleistraße 91-93 D-24943 Flensburg
T +49-461-805-1392 F +49-461-805-1528
 
Tilmann Reh schrieb:

Volker Staben schrieb:


Früher (in grauer Vorzeit) gab es mal diese tropfenförmigen Pads zum
Aufkleben oder -rubbeln - heute macht sich kaum noch jemand die Mühe,
im Übergang Pad zu Leiterbahn definierte Radien zu designen. Wäre
vielleicht auch akademisch, wenn sich ein minimaler Radius
nasschemisch ohnehin einstellt.


Heute [tm] legt man beim Design von Folienleitern (flexible Leiterplatten)
großen Wert auf tropfenförmige Pad-Anbindung und sorgsam abgerundete
Bahnen. Andernfalls hat das erhebliche Auswirkungen auf die Lebensdauer
der Teile (und die Beschäftigungsdauer des Layouters...).
stimmt überhaupt...

--
Volker Staben

Fachhochschule Flensburg - Flensburg University of Applied Sciences
Institut für Elektrische Energiesystemtechnik
Kanzleistraße 91-93 D-24943 Flensburg
T +49-461-805-1392 F +49-461-805-1528
 
Martin Schönegg wrote:

Ästhetik ist wichtiger als Funktion. Frag mal, was die wesentliche
Frage beim Autokauf ist ;-)

| und jeder Kunde, der das
| Gerät mit seiner Leiterkarte kauft, wird bestimmt erstmal das
| Gerät auseinanderbauen und das Kunstwerk von unten
| besichtigen ;-)

Der interessiert nicht die Bohne. DEIN Kunde will König sein und wie
Du das mit der Funktion gebacken bekommst ist Dein Job, dafür bezahlt
er Dich hoffentlich.
Hmm, vielleich ein Layer mehr und der oberste dient
dann rein dekorativen Zwecken? Marktlücke? ;-)

--
mfg Rolf Bombach
 
"Rolf Bombach"

Hmm, vielleich ein Layer mehr und der oberste dient
dann rein dekorativen Zwecken? Marktlücke? ;-)
Man könnte dann ja Kreuzworträtsel darauf machen.
Dann muss der Käufer nach Gebrauch erst die Teile
runterlöten und man spart sich somit Kosten. Könnte
man ja als Gewinnspiel oder so verpacken ;-)

lg,

Markus
 

Welcome to EDABoard.com

Sponsor

Back
Top