Tantal Elko gibt den Geist auf

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C

Christian Treffler

Guest
Hallo,

ich versuche gerade das Netzteil einer alten Hohner-Orgel zu reparieren.
Es handelt sich um ein klassisches linear geregeltes Teil:
Trafo-Sekundärspannung ist 20V effektiv. Nach einem Brückengleichrichter
(abgesichert mit 800mA/T Feinsicherung) kommt ein 1000ľF/35V Elko,
gefolgt von einem 2.2ľF/35V Tantal und dann zwei Spannungsregler 7815
und 7812. An deren Sekundärseite hängen noch mal je ein 2.2ľF/35V
Tantal.
Auf der Leiterplatte sind noch ein paar weitere derartige
Konstruktionen, die an separaten Sekundärwicklungen hängen. Ausserdem
ein Stereo-Audio-Verstärker. Das ganze betreibe ich zum Testen ohne
Last.

Mein Problem: Der Tantal vor den Spannungsreglern war kurzgeschlossen.
Ich habe ihn und die Sicherung ausgetauscht, nur um nach dem Einschalten
eine weitere durchgebrannte Sicherung und einen kurzgeschlossenen Tantal
zu haben. Die beiden Tantals an den Spannungsregler-Ausgängen scheinen
in Ordnung, desgleichen die Regler und die 1000ľF Elkos. Schalte ich das
ganze ohne den fraglichen Tantal ein, erhalte ich saubere
Ausgangsspannungen von 15V und 12V.

Meine Frage:
Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen? Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?

Hat jemand eine Idee?

CU,
Christian
 
"Christian Treffler" <CTreffler.NG.Dev0@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:1ha8xlx.1fmxurnf9onjqN@ID-425.user.individual.de...

Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen?
Es schwingt. Zu viel Strom fliesst rein und raus aus dem Tantal.
Der wird heiss. Die Isolierschicht gibt auf.

Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?

Keine Daempfung.
Lass ihn einfach weg.

Falls dir danach ist, ersetze alle Tantals (vor und hinter dem
Spannungsregler) gegen 100nF Vielschicht-Keramik-Kondensatoren.
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx dot net
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Lese 'Hohe Schule der Elektronik 1+2' bevor du fragst.
 
Christian Treffler wrote:


Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen?
Vieleicht Überspannung? Oder zu starker Ripple-Strom? Oder falsche Polung?
Der Ripple könnte zu stark werden, wenn der parallel geschaltete 1000uF
Elko nicht mehr die volle Kapazität hat. Überspannung könnte wegen
neuerdings 230V statt 220V Netzspannung sein.

Möglich wäre auch ein defekter Gleichrichter, der einen starken Wechselstrom
in den Glättungskondensatoren verursacht. Dies scheint mir in Deinem Fall
unwahrscheinlich, weil die Schaltung ohne Tantal funktioniert.

Sind die Tantals sonst in Ordnung? Teste mal einen separat, bevor Du ihn
einbaust.

Stefan

--
Stefan Heimers
http://www.heimers.ch/
 
Christian Treffler <CTreffler.NG.Dev0@gmx.de> wrote:

Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen? Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?
Die Dinger moegen es nicht wenn sie zu schnell eingeschaltet werden.

Olaf
 
Stefan Heimers <stefan.usenet@heimers.ch> wrote:

Vieleicht Überspannung?
Naja, die Orgel hat ja jahrelang funktioniert, ich sehe keinen Grund,
warum da plötzlich Überspannung auftreten sollt. Obwohl ein Elko mit 35V
bei 20V Sekundärspannung schon ein wenig knapp dimensioniert sien
könnte.

Oder zu starker Ripple-Strom?
Hätte ich auf dem Oszi sehen müssen.

Oder falsche Polung?
Definitiv nicht, habe ich überprüft.

Überspannung könnte wegen
neuerdings 230V statt 220V Netzspannung sein.
Habe den entsprechenden Schalter auf 240V umgestellt. Werde mal einen
weiteren Tantal ausprobieren. Sollte es daran liegen, sind die wirklich
zu knapp dimensioniert.

Möglich wäre auch ein defekter Gleichrichter, der einen starken Wechselstrom
in den Glättungskondensatoren verursacht.
Hmmm, sollte das wirklich mal ohne den 1000ľF ansehen. Vielleicht
liegt's ja am Gleichrichter.

CU,
Christian
 
Olaf Kaluza <olaf@criseis.ruhr.de> wrote:

Christian Treffler <CTreffler.NG.Dev0@gmx.de> wrote:

Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen? Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?

Die Dinger moegen es nicht wenn sie zu schnell eingeschaltet werden.
Tja, allerdings verblüfft mich dann schon, warum die Orgel jahrelang
(eher jahrzehntelang) funktionierte und nun der Einschaltvorgang für
jeden Tantal zu schnell sein sollte.

CU,
Christian
 
MaWin <me@private.net> wrote:

Lass ihn einfach weg.
Habe ich mir auch schon überlegt. Allerdings möchte ich schon wissen,
warum das plötzlich nicht mehr funktionieren sollte. Nicht das da
irgendwas anderes noch den Geist aufgegeben hat, was dann nach einiger
Zeit zu starker Rauchentwicklung führt.

CU,
Christian
 
On Sun, 5 Feb 2006 15:31:35 +0100, CTreffler.NG.Dev0@gmx.de (Christian
Treffler) wrote:
Tja, allerdings verblüfft mich dann schon, warum die Orgel jahrelang
(eher jahrzehntelang) funktionierte und nun der Einschaltvorgang für
jeden Tantal zu schnell sein sollte.
Vielleicht ist der ESR der neueren Tantalelkos einfach zu gut ...

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Oliver Bartels <spamtrap@bartels.de> wrote:

Vielleicht ist der ESR der neueren Tantalelkos einfach zu gut ...
Oder der ESR des alten 1000uF parallel zum Tantal ist nun so schlecht
das er das schlimmste nicht mehr verhinden kann.

Olaf
 
"Christian Treffler" <CTreffler.NG.Dev0@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:1haal56.1exxrtc15ad1lwN@ID-425.user.individual.de...
Hmmm, sollte das wirklich mal ohne den 1000ľF ansehen. Vielleicht
liegt's ja am Gleichrichter.
Vielleicht ist auch der 1000uF ausgetrocknet und der Tantal muss
eien Teil von ihm uebernehmen.
--
Manfred Winterhoff, reply-to invalid, use mawin at gmx dot net
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MaWin <me@private.net> wrote:

Vielleicht ist auch der 1000uF ausgetrocknet und der Tantal muss
eien Teil von ihm uebernehmen.
Ja, ist wohl eine gute Idee, den auszutauschen.

Danke auch an Olaf für den Tip.

CU,
Christian
 
Christian Treffler wrote:

Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen? Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?
dU/dt zu gross

Hat jemand eine Idee?
Fehldesign?
(Sorry Hohner)

Imho haben Tantals in der Glaettung nichts zu suchen; hoechstens bei
Siebschaltungen deren Quellimpedanzen etwas groesser sind.

Gruss, i

--
***wer mir mailen moechte, sollte invalid.invalid entfernen
und durch MOC.nuS ersetzen, aber spiegelschriftlich***
 
Mein Problem: Der Tantal vor den Spannungsreglern war kurzgeschlossen.
Schön, ich kann Dir aus Bastler- und Entwicklernachlässen hunderte
zukommen lassen, die noch nie Spannung gesehen haben aber mit guter
Wahrscheinlichkeit bei der Erstbestromung in Rauch aufgehen. Einige
haben jetzt schon irgendwas bei einigen Ohm. Wenn Dir soviel an den
bunten Dekorperlen liegt, kannst Du ja einen Lebensmittelchemiker
fragen, der sich mit solchen Kuchenbelägen auskennt, technisch
sinnvoll wäre es aber eher, sie rauszuschmeissen und an Stellen, wo
entkoppelt werden soll, 100nF ker. einzubauen und wo gekoppelt wird
die Kapazität durch Einsatz eines Al-Elkos beizubehalten.
 
Christian Treffler wrote:
Mein Problem: Der Tantal vor den Spannungsreglern war kurzgeschlossen.
Ich habe ihn und die Sicherung ausgetauscht, nur um nach dem Einschalten
eine weitere durchgebrannte Sicherung und einen kurzgeschlossenen Tantal
zu haben. Die beiden Tantals an den Spannungsregler-Ausgängen scheinen
in Ordnung, desgleichen die Regler und die 1000ľF Elkos. Schalte ich das
ganze ohne den fraglichen Tantal ein, erhalte ich saubere
Ausgangsspannungen von 15V und 12V.
Solche in Tropfenform? Das Verhalten ist zwar nicht "Normal",
aber leider keinesfalls ungewöhnlich ;-). Die Biester sind
nicht schaltfest, insbesondere nicht bei Belastung über
halbe Nennspannung hinaus. Üblicherweise schreibt der
Hersteller eine minimale (RxC) Zeitkonstante vor, meist
enschärft bei genannter Belastung unterhalb der halben
Nennspannung.
Merkwürdigerweise wird diese Empfindlichkeit nach langer
spannungsloser Lagerung schlimmer.
Sehr unangenehm ist es, wenn sich zuerst die Spannung
(etwa wegen genügend niederohmigem Trafo) trotzdem
aufbaut und sich erst dann der Kurzschluss einstellt. Dann
entlädt sich der Elko nach dem Spannungsregler rückwärts
durch den Regler und killt ihn dabei.
Als Abblockelko tut er wenigstens den Gefallen, bei
Versagen zu explodieren. Dann sieht man wenigstens was
wo kaputt ist. Im Signalpfad hingegen serbeln sie so still
und leise vor sich hin, produzieren völlig erratische
Leckströme, die allenfalls noch von der Grosswetterlage
und den Mondphasen abhängen.
Selbverständlich werden sie im normalen Betrieb und
insbesondere während der Testphase nie auffallen,
allenfalls wie gesagt leise ausfallen....
Das merkt man dann erst, wenn man mit >500kEUR Equipment
Messungen an einem 750kW Turbinenbrenner macht. Da findet man
sich dann plötzlich auf den Knien unter glühenden Abgas-
leitungen durchkriechend wieder. Mit Gehörschutz, Laser-
schutzbrille, Taschenlampe im Mund, Kevlarhandschuhen
und irgendwo einigen Uhrmacherschraubenziehern bewaffnet
versuchst du dann an eingebauten Platinen was zu justieren,
ein Auge auf das Containerfenster, wo Cheffe im klimati-
siertem Messraum irgendwelche Handzeichen macht. Da kapierst
du, warum die promovierte Naturwissenschaftler haben
wollen, Techniker lassen sich so was nicht bieten ;-).

--
mfg Rolf Bombach
 
On Sat, 4 Feb 2006 18:04:37 +0100, CTreffler.NG.Dev0@gmx.de (Christian
Treffler) wrote:


Meine Frage:
Was muss passieren, um einen Tantal dazu zu bringen, sich
kurzzuschliessen? Und wie kann das in einem simplen Linear-Netzteil ohne
Last passieren?


Hat jemand eine Idee?
solid_ti.pdf auf der Website von AVX
http://www.avxcorp.com/prodinfo_cataloglisting.asp

beschreibt solche Ausfälle. mM sind die Elkos defekt und dadurch
werden die Tanrals überfordert, was die mit Ausfall quitieren.

--

Michael Wieser
 

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