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Frank Scheffski
Guest
Hallo allerseits,
beinahe wäre dies kein Reparaturbericht, sondern ein Hilfeersuchen
geworden. Murphy hatte mal wieder zugeschlagen.
Der Bericht bringt nichts elementar Neues, bestätigt aber alte
Vorurteile und das ist ja auch was wert ;-)
Vor kurzem erwarb ich via eBay ein echtes Schnäppchen: eine
Komplettanlage zur digitalen Alarmierung (POCSAG, 2m-BOS), bestehend
aus 2 Umsetzern der Fa. BOSCH und einem Siemens Industrie-PC
(PC 32 M).
Ich habe die Teile selbst abgeholt und konnte im Nachhinein die Angabe
des Verkäufers, daß das Ganze nur 4 Wochen gelaufen ist und dann
6 Jahre rumgestanden hat, anhand der nicht vorhandenen Verschmutzungen
im Innern der Geräte bestätigen.
Zu Hause angekommen, kam dann aber die Ernüchterung. Der PC machte
keinen Mucks. Nachdem alle externen Fehlerquellen ausgeschaltet waren,
konnte es natürlich nur am Schaltnetzteil liegen (WORAN sonst?).
Also das Gehäuse auseinandergebaut, was nicht besonders einfach ist,
da hier alles sehr kompakt verbaut wurde und das Netzteil
herausseziert.
Auf den ersten Blick war nichts auffälliges zu sehen, obwohl mir einer
der Siebelkos auf der Sekundärseite merkwürdig vorkam, da der Deckel
minimalst anders aussah, wie die, der anderen 3 baugleichen Brüder.
Gemäß der FAQ, dem was hier so zu lesen ist und den eigenen
Erfahrungen, habe ich erstmal primär alles ausgelötet und geprüft,
jedoch ohne Befund.
Ich habe dann versucht, den Transistor (BUZ 90) per Funktionsgenerator
anzusteuern. Ich vermute, daß er das bis zur 3. Halbwelle mitgemacht
hat, danach kamen die Sicherung und die Erkenntnis, daß ein IRF 840
aus der Bastelkiste als Ersatztyp durchaus geeignet ist.
(Einen Trenntrafo mit 60W-Glühlampe als Strombegrenzung habe ich
natürlich. Aber sowas benutzen doch bloß Weicheier)
Die Ansteuerung des Netzteils (vulgo: Ein/Aus) ist dort auf eine
derart russische Art gelöst, das habe ich auch noch nicht gesehen:
Von der Primärspannung (330V =) geht es über einen 560K/1W-Widerstand
auf einen wirklich winzig kleinen Kippschalter in der Frontplatte und
von dort, wieder über einen 560K/1W auf einen 3. Widerstand, der an
Masse liegt. Von diesem Spannungsteiler geht es dann auf den
Spannungsüberwachungseingang (TDA 4605, Pin 3) des Schaltreglers. Bei
geschlossenem Schalter stehen hier dann ~2,1 Volt an.
Da ich mir nicht sicher war, ob diese Spannung nicht evtl. zu gering
ist, habe ich über ein externes Netzteil (Strombegrenzug 5 mA) die
Spannung an diesem Punkt bis ~8V erhöht, ohne jedoch eine Wirkung zu
erzielen, außer der, bei Reichelt ein neues IC zu bestellen, da ich
die Netzspannung vor der Hilfsspannung abgeschaltet hatte, was Freund
TDA mit seinem kommentarlosen Ableben quittierte.
(Bei Reichelt am Freitag gegen 12:00 bestellt und 23h später von DHL
in die Hand gedrückt bekommen. Macht immer wieder Laune mit denen)
Nachdem primär nun alles geprüft oder gegen Neuteile getauscht war,
beschloß ich, dann doch mal sekundär nachzuschauen. Die Schaltung ist
simpel und besteht nur aus 4 Schottkys (TO 220), 2 1N4004 und zwei
7912, sowie insgesamt 8 Siebelkos. Von 5V ausgehend, gibt es eine
Regelschaltung mit TL431, die dann über einen Optokoppler mit dem TDA
verbunden ist.
Ich habe zuerst die Elkos (470ľ, 35V) der 12V und -12V-Seite
ausgelötet, um an die 4004er und die 7912er zu kommen. Die Elkos und
auch die anderen Teile waren i.O., wobei ich die Dioden der
Einfachheit halber gegen neue 4007er getauscht habe. Die alten waren
etwas schief eingelötet und wegen solchen Pfennigartikeln mache ich
keinen Rummel.
Murphy's law befolgend, war das letzte Teil, das ich ausgelötet habe,
dann des Übels Wurzel. Einer der 4 Siebelkos der 5V-Seite (1000ľ,
10V).
Und zwar genau der Elko, der mir von Anfang an komisch vorkam. Von
einer direkten Wölbung des Deckels kann man hier nicht sprechen. Der
Druck im Innern hat sich mehr nach unten den Weg gesucht, da der
Gummipfropfen, der sonst ~1 mm versenkt liegt, bis zur
Platinenoberfläche gedrückt wurde und nun plan mit dem Becherrand
abschließt.
Ich habe dann einen der 3 funktionierenden eingelötet und das Netzteil
in Betrieb genommen. Sofort war dann auch dieses Ticken zu hören, das
Schaltnetzteile im allgemeinen so abgeben, wenn sie Last- und lustlos
vor sich hertakten.
Von da an war dann alles (fast) nur noch ein Kinderspiel. Ich habe
gleich alle 8 Elkos ersetzt (1000ľ, 25V, 105°C) und den ganzen
Kladderadatsch wieder zusammengeschustert. Mancher Kabelstrang läuft
jetzt vermutlich etwas anders als vorher, aber die technische
Sicherheit ist gewährleistet und die Funktion ist gegeben. Über den
Rest breitet das elegante schwarze Strangprofilgehäuse den Mantels des
Schweigens.
Der Übeltäter ist ein Roederstein EKR 1000-10 105°C B3.
Wer ihn ernsthaft sezieren möchte, bekommt ihn, zusammen mit seinen 3
Brüdern, kostenlos zugeschickt. Er hat noch ca. 500ľF Kapazität, einen
Gleichstromwiderstand von mehreren MOhm und verhält sich an +5 V
eigentlich völlig unauffällig.
Warum er so jung aus dem Leben schied und auf welche perfide Art er
den Regelkreis matt gesetzt hat, interessiert mich eigentlich schon,
wobei die Antwort auf diese Fragen wohl ausbleiben wird.
Hauptsache, die Klapperkiste funktioniert wieder!
(386 SX 33, 1MB RAM, 170 MB Festplatte ;-)
Schönen Sonntach noch
Frank
beinahe wäre dies kein Reparaturbericht, sondern ein Hilfeersuchen
geworden. Murphy hatte mal wieder zugeschlagen.
Der Bericht bringt nichts elementar Neues, bestätigt aber alte
Vorurteile und das ist ja auch was wert ;-)
Vor kurzem erwarb ich via eBay ein echtes Schnäppchen: eine
Komplettanlage zur digitalen Alarmierung (POCSAG, 2m-BOS), bestehend
aus 2 Umsetzern der Fa. BOSCH und einem Siemens Industrie-PC
(PC 32 M).
Ich habe die Teile selbst abgeholt und konnte im Nachhinein die Angabe
des Verkäufers, daß das Ganze nur 4 Wochen gelaufen ist und dann
6 Jahre rumgestanden hat, anhand der nicht vorhandenen Verschmutzungen
im Innern der Geräte bestätigen.
Zu Hause angekommen, kam dann aber die Ernüchterung. Der PC machte
keinen Mucks. Nachdem alle externen Fehlerquellen ausgeschaltet waren,
konnte es natürlich nur am Schaltnetzteil liegen (WORAN sonst?).
Also das Gehäuse auseinandergebaut, was nicht besonders einfach ist,
da hier alles sehr kompakt verbaut wurde und das Netzteil
herausseziert.
Auf den ersten Blick war nichts auffälliges zu sehen, obwohl mir einer
der Siebelkos auf der Sekundärseite merkwürdig vorkam, da der Deckel
minimalst anders aussah, wie die, der anderen 3 baugleichen Brüder.
Gemäß der FAQ, dem was hier so zu lesen ist und den eigenen
Erfahrungen, habe ich erstmal primär alles ausgelötet und geprüft,
jedoch ohne Befund.
Ich habe dann versucht, den Transistor (BUZ 90) per Funktionsgenerator
anzusteuern. Ich vermute, daß er das bis zur 3. Halbwelle mitgemacht
hat, danach kamen die Sicherung und die Erkenntnis, daß ein IRF 840
aus der Bastelkiste als Ersatztyp durchaus geeignet ist.
(Einen Trenntrafo mit 60W-Glühlampe als Strombegrenzung habe ich
natürlich. Aber sowas benutzen doch bloß Weicheier)
Die Ansteuerung des Netzteils (vulgo: Ein/Aus) ist dort auf eine
derart russische Art gelöst, das habe ich auch noch nicht gesehen:
Von der Primärspannung (330V =) geht es über einen 560K/1W-Widerstand
auf einen wirklich winzig kleinen Kippschalter in der Frontplatte und
von dort, wieder über einen 560K/1W auf einen 3. Widerstand, der an
Masse liegt. Von diesem Spannungsteiler geht es dann auf den
Spannungsüberwachungseingang (TDA 4605, Pin 3) des Schaltreglers. Bei
geschlossenem Schalter stehen hier dann ~2,1 Volt an.
Da ich mir nicht sicher war, ob diese Spannung nicht evtl. zu gering
ist, habe ich über ein externes Netzteil (Strombegrenzug 5 mA) die
Spannung an diesem Punkt bis ~8V erhöht, ohne jedoch eine Wirkung zu
erzielen, außer der, bei Reichelt ein neues IC zu bestellen, da ich
die Netzspannung vor der Hilfsspannung abgeschaltet hatte, was Freund
TDA mit seinem kommentarlosen Ableben quittierte.
(Bei Reichelt am Freitag gegen 12:00 bestellt und 23h später von DHL
in die Hand gedrückt bekommen. Macht immer wieder Laune mit denen)
Nachdem primär nun alles geprüft oder gegen Neuteile getauscht war,
beschloß ich, dann doch mal sekundär nachzuschauen. Die Schaltung ist
simpel und besteht nur aus 4 Schottkys (TO 220), 2 1N4004 und zwei
7912, sowie insgesamt 8 Siebelkos. Von 5V ausgehend, gibt es eine
Regelschaltung mit TL431, die dann über einen Optokoppler mit dem TDA
verbunden ist.
Ich habe zuerst die Elkos (470ľ, 35V) der 12V und -12V-Seite
ausgelötet, um an die 4004er und die 7912er zu kommen. Die Elkos und
auch die anderen Teile waren i.O., wobei ich die Dioden der
Einfachheit halber gegen neue 4007er getauscht habe. Die alten waren
etwas schief eingelötet und wegen solchen Pfennigartikeln mache ich
keinen Rummel.
Murphy's law befolgend, war das letzte Teil, das ich ausgelötet habe,
dann des Übels Wurzel. Einer der 4 Siebelkos der 5V-Seite (1000ľ,
10V).
Und zwar genau der Elko, der mir von Anfang an komisch vorkam. Von
einer direkten Wölbung des Deckels kann man hier nicht sprechen. Der
Druck im Innern hat sich mehr nach unten den Weg gesucht, da der
Gummipfropfen, der sonst ~1 mm versenkt liegt, bis zur
Platinenoberfläche gedrückt wurde und nun plan mit dem Becherrand
abschließt.
Ich habe dann einen der 3 funktionierenden eingelötet und das Netzteil
in Betrieb genommen. Sofort war dann auch dieses Ticken zu hören, das
Schaltnetzteile im allgemeinen so abgeben, wenn sie Last- und lustlos
vor sich hertakten.
Von da an war dann alles (fast) nur noch ein Kinderspiel. Ich habe
gleich alle 8 Elkos ersetzt (1000ľ, 25V, 105°C) und den ganzen
Kladderadatsch wieder zusammengeschustert. Mancher Kabelstrang läuft
jetzt vermutlich etwas anders als vorher, aber die technische
Sicherheit ist gewährleistet und die Funktion ist gegeben. Über den
Rest breitet das elegante schwarze Strangprofilgehäuse den Mantels des
Schweigens.
Der Übeltäter ist ein Roederstein EKR 1000-10 105°C B3.
Wer ihn ernsthaft sezieren möchte, bekommt ihn, zusammen mit seinen 3
Brüdern, kostenlos zugeschickt. Er hat noch ca. 500ľF Kapazität, einen
Gleichstromwiderstand von mehreren MOhm und verhält sich an +5 V
eigentlich völlig unauffällig.
Warum er so jung aus dem Leben schied und auf welche perfide Art er
den Regelkreis matt gesetzt hat, interessiert mich eigentlich schon,
wobei die Antwort auf diese Fragen wohl ausbleiben wird.
Hauptsache, die Klapperkiste funktioniert wieder!
(386 SX 33, 1MB RAM, 170 MB Festplatte ;-)
Schönen Sonntach noch
Frank