Leiterplatten einseitig mit BrĂźcken

T

Thomas Langhammer

Guest
Hallo,

bei der Reparatur von Geräten (insbesondere Fernbedienungen, aber auch
Leiterplatten insbesondere in weißer Ware) sehe ich immer wieder
Leiterplatten, die einseitig mit Leiterbahnen ausgefĂźhrt sind, aber
statt BrĂźcken oder eben Leiterbahnen auf der 2. Seite anscheinend eine
Isolierschicht und dann die BrĂźcken als "2. Layer" auf der gleichen
Seite wie die Leiterbahnen haben. Auch bei neueren Geräten
ist das immer noch gängig. Anscheinend ist so eine Konstruktion bei
großen Stückzahlen günstiger als eine 2seitige Platine. Obwohl ich mir
das nicht vorstellen kann, weil man muss ja eine Isolierschicht
aufbringen, kontaktieren, eine leitende Schicht mit
Leiterbahnen aufbringen und am Ende wieder LÜtstop o.ä.
Gibt es dafßr einen gängigen Begriff?
Wie wird so etwas gefertigt?
Und ist das wirklich gĂźnstiger als eine 2seitige Platine, oder warum
macht man das? Bei einer Fernbedienung kann ich mir ja noch vorstellen,
dass DrahtbrĂźcken unter der Tastenmatte stĂśren, aber bei einer
Waschmaschinenelektronik finde ich den Vorteil nicht.

Tom
 
Am 10.10.2019 um 19:24 schrieb Thomas Langhammer:
Hallo,

bei der Reparatur von Geräten (insbesondere Fernbedienungen, aber auch
Leiterplatten insbesondere in weißer Ware) sehe ich immer wieder
Leiterplatten, die einseitig mit Leiterbahnen ausgefĂźhrt sind, aber
statt BrĂźcken oder eben Leiterbahnen auf der 2. Seite anscheinend eine
Isolierschicht und dann die BrĂźcken als "2. Layer" auf der gleichen
Seite wie die Leiterbahnen haben. Auch bei neueren Geräten
ist das immer noch gängig. Anscheinend ist so eine Konstruktion bei
großen Stückzahlen günstiger als eine 2seitige Platine. Obwohl ich mir
das nicht vorstellen kann, weil man muss ja eine Isolierschicht
aufbringen, kontaktieren, eine leitende Schicht mit
Leiterbahnen aufbringen und am Ende wieder LÜtstop o.ä.
Gibt es dafßr einen gängigen Begriff?
Wie wird so etwas gefertigt?
Und ist das wirklich gĂźnstiger als eine 2seitige Platine, oder warum
macht man das? Bei einer Fernbedienung kann ich mir ja noch vorstellen,
dass DrahtbrĂźcken unter der Tastenmatte stĂśren, aber bei einer
Waschmaschinenelektronik finde ich den Vorteil nicht.

Leiterplatten werden heute Ăźberwiegend in Sandwichtechnik gefertigt,
insbesondere wenn man ein oder mehrere Bussysteme benutzt werden.

Bei mehrlagigen Leitersystemen kann man Schaltungen viel einfacher
optimieren, da Kreuzungsfreiheit keine Rolle spielt. Das ist dann die
mikroskopische Form von Drahtverhau.

--

Roland Franzius
 
Am 10.10.2019 um 19:24 schrieb Thomas Langhammer:

Leiterplatten, die einseitig mit Leiterbahnen ausgefĂźhrt sind,
aber statt BrĂźcken oder eben Leiterbahnen auf der 2. Seite
anscheinend eine Isolierschicht und dann die BrĂźcken als "2. Layer"
auf der gleichen Seite wie die Leiterbahnen haben.... Wie wird so
etwas gefertigt? Und ist das wirklich gĂźnstiger als eine 2seitige
Platine, oder warum macht man das?

Ist billiger.
Bei doppelseitig mit Durchkontaktierung muss man zwei Seiten
strukturieren und LĂścher durchkontaktieren, man braucht also eine
Galvanik. Dann noch Stopplack drucken.

Bei einseitĂ­gen braucht man nur drei Siebdruckmasken
(Leiterbahnenmaske, Abdecklack, CarbonbrĂźcken) und statt Galvanik nur
ein Ätzbad.

mfG W.Martens
 
Am Donnerstag, 10. Oktober 2019 19:24:37 UTC+2 schrieb Thomas Langhammer:
Obwohl ich mir
das nicht vorstellen kann, weil man muss ja eine Isolierschicht
aufbringen, kontaktieren, eine leitende Schicht mit
Leiterbahnen aufbringen und am Ende wieder LÜtstop o.ä.

Isolierschicht braucht man auf der Seite mit den Brßcken nicht, das Plattenmaterial ist ja isolierend... Es gab in den 80ern mal einen Kleincomputer, wo der Hersteller mit Gewalt eine einseitige Platine einsetzen wollte, man hat an die 200 Drahtbrßcken gezählt.

Allerdings sind die Preisunterschiede zwischen ein- und doppelseitigen Platinen im Lauf der Jahre deutlich geringer geworden. Wir lassen die (wenigen) Platinen, die an sich einseitig sein kĂśnnten, auch meist zweiseitig fertigen, da dann die LĂśtaugen nicht nur aus einem schmalen Leiterbahnring bestehen, sondern durchgalvanisiert sind und damit wesentlich robuster bei evtl. EntlĂśt- oder Reparaturarbeiten.

@Roland Franzius: Multilayer-Technik (4 oder mehr Leiterbahnlagen) wird tatsächlich häufig angewandt und die Preisunterschiede zu 2seitigen Platinen schrumpfen auch. Man nutzt die inneren Lagen häufig fßr die Verteilung der Versorgungsspannung und fßr eine durchgehende Massefläche, die häufig erhebliche Vorteile bietet, insbesondere auf die geforderten EMV-Eigenschaften.

@Roland Martens: Eine Stopplackmaske braucht man auch bei einseitigen Platinen, da sonst beim Verzinnen bzw. Beschichten der LĂśtaugen die Leiterbahnen mitbeschichtet werden.
 
On Thu, 10 Oct 2019 21:38:30 +0200, Roland Franzius wrote:
Am 10.10.2019 um 19:24 schrieb Thomas Langhammer:
bei der Reparatur von Geräten ([...] Fernbedienungen, [...] in weißer
Ware) sehe ich immer wieder Leiterplatten, die einseitig mit
Leiterbahnen ausgeführt sind, aber [...] eine Isolierschicht und dann
die Brücken [...] auf der gleichen Seite wie die Leiterbahnen haben.

Leiterplatten werden heute überwiegend in Sandwichtechnik gefertigt,
insbesondere wenn man ein oder mehrere Bussysteme benutzt werden.

Nur ist es hier eben keine Multilayerplatine - oder höchstens eine für
ganz, ganz Arme, weil es auf der (einzigen) Leiterbahnseite noch
Jumperdrähte gibt. Vermutlich sind 1001 unisolierte Drähte (sonst bräuchte
man doch wohl keine Lötstopmaske?) immer noch ein paar Centbruchteile
günstiger als eine zweilagige Platine zu fertigen, womöglich sogar noch
aus Epoxy!!!111einself. Die Drähte auf der Kupferseite evtl. deswegen, weil
man dann noch freier in der Kreuz-und-Quer-Verdrahtung ist und nicht um
irgendwelche Bauteile herum muß. Vielleicht tut sich auch der (humanoide
oder mechanische) Bestückungsautomat leichter, erst auf Seite 1 die
Chips/SMDs, dann auf Seite 2 noch die Jumper zu positionieren und das
Ergebnis durchs Schwallbad zu ziehen. Oder man macht erst Schwall und dann
Reflow, wer weiß das schon so genau.

Bei mehrlagigen Leitersystemen kann man Schaltungen viel einfacher
optimieren, da Kreuzungsfreiheit keine Rolle spielt. Das ist dann die
mikroskopische Form von Drahtverhau.

Richtig. Die Frage war aber: Ist mikroskopischer Drahtverhau tatsächlich
soviel teurer, daß es sich lohnt, einen Meter Kupferdraht auf einer
Platine zu versenken, nur um den zweiten Layer einzusparen? Denn darum
geht es doch, Siemens baut ja hoffentlich kein Xeon-Motherboard mit fünf
inneren Lagen in unsere Waschmaschine, oder?

Volker
 
On Fri, 11 Oct 2019 01:16:36 +0200, Wolfgang Martens wrote:
Am 10.10.2019 um 19:24 schrieb Thomas Langhammer:
Leiterplatten, die einseitig mit Leiterbahnen ausgeführt sind,
aber statt Brücken [...] auf der 2. Seite
anscheinend eine Isolierschicht und dann die Brücken [...]
auf der gleichen Seite wie die Leiterbahnen haben...

Ist billiger.
Bei einseitígen braucht man nur drei Siebdruckmasken
(Leiterbahnenmaske, Abdecklack, Carbonbrücken) und statt Galvanik nur
ein Ätzbad.

Müßte uns Thomas erklären, ob das nur Kohlematsche war, die man da
zusätzlich draufdruckte (ist mir noch nicht begegnet, ergibt aber als
Fortführung der Technik aus Fernbedienungen finanziell durchaus Sinn) oder
richtige Drähte in richtigen Löchern.

Ciao,
Volker
 
Am 11.10.2019 um 11:15 schrieb Volker Bartheld:
On Fri, 11 Oct 2019 01:16:36 +0200, Wolfgang Martens wrote:
Am 10.10.2019 um 19:24 schrieb Thomas Langhammer:
Leiterplatten, die einseitig mit Leiterbahnen ausgefĂźhrt sind,
aber statt BrĂźcken [...] auf der 2. Seite
anscheinend eine Isolierschicht und dann die BrĂźcken [...]
auf der gleichen Seite wie die Leiterbahnen haben...

Ist billiger.
Bei einseitĂ­gen braucht man nur drei Siebdruckmasken
(Leiterbahnenmaske, Abdecklack, CarbonbrĂźcken) und statt Galvanik nur
ein Ätzbad.

Müßte uns Thomas erklären, ob das nur Kohlematsche war, die man da
zusätzlich draufdruckte (ist mir noch nicht begegnet, ergibt aber als
FortfĂźhrung der Technik aus Fernbedienungen finanziell durchaus Sinn) oder
richtige Drähte in richtigen LÜchern.

Wozu LÜcher, wenn die Drähte auf der LÜtseite verlegt werden? Vielleicht
war der Preis der Bohrungen der Grund fĂźr diese ungewĂśhnliche LĂśsung?

DoDi
 
> der Preis der Bohrungen

Typisch sind diese Platinen Stanzteile und
deshalb nicht FR4 sondern FR3 ( d.h. ohne
Glasfaser ). Die LĂścher sind auch relativ
gross, was fĂźr bedrahtet ICs aber ok war.
Durchkontaktierung ist bei gestanzten
Leiterplatten glaube ich nicht mĂśglich,
die "Bohrungen" sind nicht sehr masshaltig.

MfG JRD
 
"Thomas Langhammer" <thomas.langhammer@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag
news:20191010192435.5b8de79c@tom4.local.de...

Wie wird so etwas gefertigt?
Und ist das wirklich gĂźnstiger als eine 2seitige Platine, oder warum
macht man das?

Wenn man sowieso Kohlelack aufbringt fĂźr die Gummitastatur, dann kann
man auch gleich die Kohlebahnen Ăźber einer Isolierlackschicht
(LĂśtstoplack) als Kreuzung Ăźber Leiterbahnen nutzen, und spart
sich so die viel teurere durchkontaktierte doppelseitige
Platinenfertigung, oder eben die DrahtbrĂźcken.

Nutzt man keine lackierten Kohleflächen, dann lohnt der Prozesschrrtt
kaum, zumal die Kohleleitungen eher hochohmig sind gegenĂźber DrahtbrĂźcken.

Aber einseitige Platinen sind halt viel billiger als doppelseitig,
man kann Bohrungen stanzen statt bohren und FR2 statt FR4 verwenden
und mit HSS bearbeiten statt VHM.

Ideal fĂźr Hobbyisten, die sowieso nicht chemisch durchkontaktieren
kÜnnen (Ausnahmen bestätigen die Regel), leider gibt es kaum fertig
photobeschichtete einseitige Hartpapierplatinen bei den
Hobbyelektroniklieferanten.
--
MaWin, Manfred Winterhoff, mawin at gmx dot net
Homepage http://flexiblebird.bplaced.net/
dse-FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
 
Am 11.10.2019 um 17:07 schrieb MaWin:

leider gibt es kaum fertig photobeschichtete einseitige
Hartpapierplatinen bei den Hobbyelektroniklieferanten.

2,10
https://www.reichelt.de/fotoplatine-hartpapier-einseitig-160x100mm-fhpcu-160x100-p7687.html?&trstct=pos_1

2,14
https://www.bungard.de/shop/index.php/de/basismaterial/leiterplatten/fotobeschichtetes-basismaterial/bungard-fotobeschichtetes-basismaterial-fr2-100x160x1,5-detail

3,21
https://www.conrad.de/de/p/bungard-130306e33-basismaterial-fotobeschichtung-positiv-einseitig-35-m-l-x-b-160-mm-x-100-mm-1-st-523580.html

3,91
https://www.conrad.de/de/p/rademacher-vk-c-520-4-basismaterial-fotobeschichtung-positiv-einseitig-35-m-l-x-b-160-mm-x-100-mm-1-st-1362888.html

mfG W.Martens
 

Welcome to EDABoard.com

Sponsor

Back
Top