Layout drucken: Stylus C62 vs. Laser

M

Michael Eggert

Guest
Moin!

Im Batronix Forum
http://progshop.com/cgi-bin/diskus/discus.cgi
wird der Epson Stylus C62 (Auslaufmodell, gibts inzwischen unter 70,-)
in Kombination mit der Folie Zweckform 2502/2503 (unterschiedliche
Packungsgröße, -,44 bzw -,75 pro Stück bei Reichelt) hoch gelobt:
Durch seine Deckkraft sollen die Layouts besonders gut für
laminierbaren Foto-Ätzresist sein (braucht man für Multilayer). Die
Ergebnisse sollen besser sein als bei seinen Vorgängern und
Nachfolgern.

Nun denn, ich habe mir mal so einen Drucker zugelegt und ihn gegen
zwei Laserdrucker getestet, samt Belichten und Ätzen eines Layouts.
Die Platinen hab ich eingescannt, danke an Richard Zink aus dem
Batronix Forum, der die Bilder ins Netz gepackt hat.

Es treten also gegeneinander an:

- HP Laserjet 6P, 600dpi auf Transparentzeichenpapier

- HP Laserjet 4000, 1200dpi auf Transparentzeichenpapier

- Epson Stylus C62 auf Zweckform Folie 2502/2503

Im Laser hat Transparentzeichenpapier den Vorteil gegenüber Folie, daß
auch größere Flächen schön gleichmäßig schwarz werden (nicht
aufbrechen), daß es sich weniger verzieht, und dabei doch wesentlich
glatter ist als Papier, also feinere Strukturen möglich sind.

Es hat sich gezeigt, daß die Leiterbahnen von allen Druckern etwa
1-2mil breiter ausgedruckt werden als in Eagle. Ich weiß nicht, ob das
ein feature in Eagle sein soll, um Unterleuchtung und Unterätzung zu
kompensieren, oder ob es an den Treibern und Druckern liegt. Daher
habe ich die Leiterbahnen in Eagle entsprechend verkleinert, so daß
bei feinen Strukturen mit Leiterbahnbreite gleich Zwischenraum diese
im gedruckten Layout auch gleich aussehen.


DECKUNG

Schon auf den ersten Blick wurde deutlich, daß die Laserdrucker zwar
eine schön gleichmäßige Schwärze aufs Transparentzeichenpapier
bringen, der C62 jedoch noch um ein vielfaches satter druckt. Das
hätte ich von einem Tintenstrahler wirklich nicht erwartet! Ob die
Verhältnisse unter UV genauso aussehen, vermag ich natürlich nicht zu
sagen.


VERZUG

Ein in Eagle 100mm großes Quadrat wurde ausgedruckt und mit einem
Stahlmaß vermessen. Die Abweichungen betragen "nach Auge":

- Laser 600dpi: -0,2mm hoch / +0,1mm quer

- Laser 1200dpi: +0,5mm hoch / +0,2mm quer

- Stylus C62: -0,1mm hoch / +0,1mm quer

Die Ergebnisse decken sich mit meinem Gefühl, daß das Papier im
1200dpi Laser deutlich mehr "gegrillt" wird als im 600dpi Laser.
Völlig frei von Verzug scheint aber auch der C62 nicht zu sein. Zwar
sind die 0,1mm eine reine Schätzung, wie gesagt nach Auge, die
Abweichung gegenüber den 100mm auf dem Stahlmaß ist jedoch recht
deutlich vorhanden - und mein Vertrauen in das Stahlmaß recht groß,
vor allem wird es seine Länge kaum zwischen der "hoch"- und der
"quer"-Messung ändern, und schon gar nicht reproduzierbar :)


BELICHTEN, ENTWICKELN, ÄTZEN

Die ausgedruckten Layouts habe ich belichtet auf Bungard
Platinenmaterial mit 35ľ Cu und Fotopositivbeschichtung. Hierzu habe
ich einen schon recht betagten Röhrenbelichter mit Vakuumrahmen
(Walter Lemmen Aktina S40) benutzt, bei Transparentzeichenpapier mit
doppelter Belichtungszeit wie bei Folie.

Entwickelt wurde "von Hand" in einer Schale, NaOH, immer schön
schwenken und hin und wieder leicht mit dem Finger (Latexhandschuhe)
über die Platine streichen.

Geätzt habe ich in einer ebenfalls schon etwas älteren
Eisen-III-Chlorid Blubbermaschine, der Schaum lief entsprechend den
Bildern von links nach rechts über die Platinen.

Eingescannt habe ich die Platinen mit einem 1200x600dpi Scanner,
reflektiv plus Baustrahler von oben.


ERSTER VERGLEICH

Kommen wir endlich zu den Bildern. Die jeweils obere Struktur
(schmaler werdende Bahnen und Zwischenräume) werde ich "Fächer"
nennen, die mittlere (schmaler werdende Bahnen) "Positivkeil", und die
untere (schmaler werdende Zwischenräume) "Negativkeil".

http://home.arcor.de/sleepyguy/leiterplatten/1.jpg

Laser 600dpi
Fächer: Gleichmäßige Strukturen bis 10mil, etwas ungleichmäßig
bei 8mil, erster Schluss bei 7mil, keine Chance ab 6mil.
Positivkeil: Gleichmäßige Bahnen bis etwa 4mil.
Negativkeil: Erster Schluss bei 4mil. Bis etwa 2mil sind die
Zwischenräume noch leicht an- aber nicht freigeätzt, im
Layout erscheinen diese Bereiche grau.
Das "Loch" bei 7mil in der dritten Leiterbahn der
Negativkeile ist im Layout nicht vorhanden. Keine
Ahnung, woher das kommt.

Laser 1200dpi
Fächer: Gleichmäßige Strukturen bis 8mil, etwas ungleichmäßig
bei 6mil, erster Schluss bei 5mil, keine Chance ab 4mil.
Positivkeil: Gleichmäßige Bahnen bis etwa 2-4mil.
Negativkeil: Erster Schluss bei 4mil.

Stylus C62
Hier fällt die Beurteilung etwas schwerer, da die schrägen Kanten
etwas stufiger aussehen als beim Laser. Nicht gröber, sondern
schärfer.
Fächer: Gleichmäßige Strukturen bis 8mil, eben recht kantig bei
6mil, erster Schluss bei 4mil. Darunter sind sie zwar
- anders als bei den Lasern - noch erkennbar, aber nicht
mehr brauchbar.
Positivkeil: Gleichmäßige Bahnen bis etwa 2mil
Negativkeil: Erster Schluss bei 5-6mil. Darunter sind die Zwischen-
räume nur noch angeätzt. Im Layout sind sie super fein
bis 2mil. Diese Platine hätte wohl noch eine Minute im
Blubbermat gebraucht.


ZWEITER VERGLEICH

Hier haben wir mal ein paar reale Leiterbahnen im direkten Vergleich.

http://home.arcor.de/sleepyguy/leiterplatten/2.jpg

http://home.arcor.de/sleepyguy/leiterplatten/3.jpg

Laser 1200dpi
Schaut sehr gut aus bis 8mil, bei 6mil werden die Abstände schon
etwas unregelmäßig. 4mil unbrauchbar.

Laser 600dpi
Ebenfalls gut brauchbar bis 8mil. Auch 6mil sehen noch gut aus - das
ist aber Zufall! Hier schlägt die Quantisierung des Druckers
erbarmungslos zu, 6mil sind auf einem 600dpi Laser gerade mal 3,6
Punkte. Aufgrund der krummen Zahl hängt es von der Position der
Leiterbahn ab, ob sie 3 oder 4 Punkte breit wird, und bei derart
kleinen Werten macht das einen gewaltigen Unterschied. Das gleiche
Layout, als ganzes etwas verschoben, brauchte völlig unbrauchbare
Ergebnisse bei 6mil.

Stylus C62
Super bis 8mil, die Bahnen sind beim Ätzen ein wenig dünn geworden,
auf der Folie sehen sie schöner aus. 6mil - was ist denn hier
passiert? Schaut Euch mal die mittlere Bahn an: völlig schief!
Trotzdem, brauchbar ist sie noch, und schlechter als hier sah es in
anderen Ausdrucken auch nicht aus. 4mil - was soll ich sagen? Ich
kann weder eine Unterbrechung noch einen Kurzschluss erkennen. Eine
ganze Leiterplatte in diesen Strukturen möchte ich aber nicht machen,
jedenfalls nicht ohne nachträglichen Test. 3mil sind kaputt.


ZUSAMMENFASSUNG

Bis etwa 8mil bringt selbst der HP Laserjet 6P mit 600dpi feine
Ergebnisse. Bei feineren Strukturen gerät es zum Glüchsspiel, je nach
Rasterung - und eine funktionierende Eurokarte in 6mil wird zum
sechser im Lotto.
Für TQFP mit 0,5mm Pinraster (entsprechend 10mil Leiterbahnen und
Abständen) ist der Drucker aber nicht ausreichend, da die TQFP-Pads
größer sind als die Zwischenräume. 0,8mm Pinraster sollten kein
Problem sein.

Mit dem HP Laserjet 4000 mit 1200dpi sind ebenfalls Strukturen bis
8mil recht entspannt machbar. Auch 6mil sehen noch recht gut aus, eine
sorgfältige optische Kontrolle sollte man der Leiterplatte dann aber
schon gönnen.

Der C62 hat mich sehr überrascht, eine solche Qualität hätte ich von
einem Tintenstrahldrucker absolut nicht erwartet. Respekt! Wäre da
nicht diese seltsam schiefe Leiterbahn im 6mil-Layout (das kann doch
keine Rasterung sein, das Raster scheint viel feiner), würde ich hier
schreiben: Entspannt bis 6mil. Und die 4mil sehen auf der Folie aus
wie die 6mil auf der Leiterplatte, hier ist wohl mein Ätzprozess nicht
mehr mitgekommen. Zugegeben - die Leiterbahn ist auch nur noch 3mal so
breit wie dick. Machbar mögen die 4mil noch sein, allerdings mit stark
reduziertem Spaßfaktor.
Nachteilig sei allerdings zu erwähnen, daß die Folie recht gerne Staub
anzieht und die Tinte noch längere Zeit sehr klebrig ist - mit
Abwischen geht da nix!


Nun, der Stylus C62 hat deutlich die feinsten Strukturen erzeugt, so
fein jedenfalls, daß die Folie nicht mehr das schwächste Glied in
meiner Kette zwischen Eagle und der fertigen Leiterplatte ist. Wem
allerdings Strukturen bis 8-10mil reichen, und wer Zugriff auf einen
Laserdrucker jenseits der 300dpi hat, der sollte sich die Anschaffung
gut überlegen. Die Folien sind nicht grad billig (im Vergleich mit
Transparentzeichenpapier), Toner trocknet nicht ein, und die Tinte
(Original Epson, nur schwarz, bei Reichelt) kostet satte 32,50. Für
mich stand die Entscheidung allerdings fest, da ich demnächst ein
wenig mit Lötstoppmaske experimentieren möchte, und da lässt sich eine
klarsichtige Folie natürlich besser auf der Platine positionieren als
das milchige Transparentzeichenpapier.


So, ich hoffe, Euch hat das Lesen genauso viel Spaß gemacht wie mir
das Schreiben,
Gruß,
Michael.
 
Hallo!

On Mon, 17 Nov 2003 00:04:31 +0100, Michael Eggert
<m.eggert.nul@web.de> wrote:
[einen langen Vergelichstest zur Belichtungsfolienerstellung auf
verschiedenen Druckern]

Das war sehr interessant zu lesen. Respekt für Deine Arbeit, mir hätte
ja der Nerv gefehlt, Teststrukturen zu ätzen :)

Was jetzt noch interessant wäre: der Tintenstrahler auf dem
zugehörigen (Foto-)papier. Mache ich so mit nem StylusColorI
(Steinzeittechnik, 9 Jahre alt, aber 720dpi). Allerdings geht durch
das Papier die Belichtungszeit hoch (20 min.).

Gruß

Tassilo

--
ľC Assembler-IDE für AVR, 8051, Z80, 8048 =>
http://www.theeg.de/aside/index.html
================================================================
de.sci.electronics FAQ: http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/
 
On Mon, 17 Nov 2003 22:07:51 +0100, Tassilo Heeg
<heeg@ph-cip.uni-koeln.de> wrote:

Hi!

Das war sehr interessant zu lesen. Respekt für Deine Arbeit, mir hätte
ja der Nerv gefehlt, Teststrukturen zu ätzen :)
Danke :)

Was jetzt noch interessant wäre: der Tintenstrahler auf dem
zugehörigen (Foto-)papier. Mache ich so mit nem StylusColorI
(Steinzeittechnik, 9 Jahre alt, aber 720dpi). Allerdings geht durch
das Papier die Belichtungszeit hoch (20 min.).
Äähmm.. *kram* da war doch was.... Yepp, hab ich gemacht. Also auf dem
mitgelieferten Sample "original epson premium quality glossy photo
paper" oder so gedruckt. Sieht auf der Folie besser aus.

Gruß,
Michael.
 

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