Kosten für RTTE-Messung ?

A

Andy Tölz

Guest
Hallo,

weiss jemand, in welcher Größenordnung die Kosten für die Messungen für die
Konformitätserklärung im Rahmen der RTTE-Direktive für einen
Transceiver im 868 MHz SRD-Bereich liegen?

Danke !
Andreas
 
On Sat, 28 Aug 2004 16:22:14 +0200, "Andy Tölz" <andy@arcticmail.com>
wrote:
weiss jemand, in welcher Größenordnung die Kosten für die Messungen für die
Konformitätserklärung im Rahmen der RTTE-Direktive für einen
Transceiver im 868 MHz SRD-Bereich liegen?
Hängt von den Details ab, wer wie wo wie_verhandelt usw.
(im Prinzip kannst Du auch teilweise selber messen und dann eine
benannte Stelle konsultieren, wenn Du das passende Equipment
und KnowHow hast) aber ganz grob und nur pi mal Daumen würde
ich ca. 5k ? an Laborkosten ansetzen, wenn das Teil beim Messen
keine Zicken macht.

Dir sollte bewußt sein, dass die Kosten dramatisch steigen, wenn
Du jedesmal erst bei einer Zertifizierungsmessung in der Messkabine
feststellst, dass der Sender irgendwelchen Nebenwellen-Schrott
produziert, obwohl sich das ggf. auch schon vorher an einem
definierten Antennenverbinder mit dem Spektrumanalysator in
5 Sekunden hätte bestimmen lassen ...

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Hallo Oliver,

ja schon klar. Bei der Entwicklung sollte man natürlich schon die
entsprechenden Normen berücksichtigen und was die Störausstrahlung
angeht, kann ich mir da schon ganz gut selber helfen. Nur bei der
Störfestigkeitsmessung
wird's etwas schwierig (ausser mal Handy/Leistungsmesssenderausgang drüber
halten ;)

Wenn ich die RTTE Direktive richtig verstanden habe, könnte man auch alle
Messungen
selber machen (ohne benannte Stelle), sofern für das Produkt harmonisierte
Normen
vorliegen. Aber alles genau nach Norm selber messen, wird natürlich
schwierig/unmöglich.

Die Frage ist, ob alles nach Norm gemessen werden MUSS oder ob es reicht,
wenn man unterschreibt - und sich nach eigenen Messungen mit reichlich
Sicherheitsreserve
auch ganz sicher ist - dass das Produkt der Norm entspricht. Aber so eine Frage
einem EMV-Dienstleister zu stellen, der es ja sicher genau weiss, halte ich für
wenig sinnvoll...

Kannst Du (oder sonst jemand) etwas dazu sagen?


Andreas
 
On Sat, 28 Aug 2004 17:57:36 +0200, "Andy Tölz" <andy@arcticmail.com>
wrote:
ja schon klar. Bei der Entwicklung sollte man natürlich schon die
entsprechenden Normen berücksichtigen und was die Störausstrahlung
angeht, kann ich mir da schon ganz gut selber helfen. Nur bei der
Störfestigkeitsmessung
wird's etwas schwierig (ausser mal Handy/Leistungsmesssenderausgang drüber
halten ;)
Die Störfestigkeit hat *in der Praxis* allerdings den Vorteil, dass
sie für nicht sicherheitskritische Elektronik nicht ganz so eng
gesehen wird wie die Störstrahlung.

Wann der Fall "Gerät ist gestört" eintritt, ist in vielen Fällen
Auslegungssache, insbesondere wenn z.B. ein Watchdog
die Jubelkiste unmerklich in einen regulären Zustand
zurückversetzt.

Außerdem wird bei nicht sicherheitskritischer Elektronik
realistisch gesehen im Feld keiner die Störfestigkeit prüfen,
solange wie das Produkt gleich in Staub zerfällt, wenn einer
ein Handy danebenlegt. Realistisch gesehen dürfte ich
sonst nicht das TDMA Pulsen von Handies in diversen
lautsprechenden Geräten hören ;-/

Bei der Störstrahlung habe ich es aber schon erlebt, dass
bei Geräten aus der Produktion kontrolliert wurde,
besonders wenn der liebe $WETTBEWERB einen
Hersteller anschwärzt.

Wenn ich die RTTE Direktive richtig verstanden habe, könnte man auch alle
Messungen
selber machen (ohne benannte Stelle), sofern für das Produkt harmonisierte
Normen
vorliegen.
Das ist korrekt. Du musst die Messergebnisse nur 10 Jahre aufbewahren,
falls es zu Problemen kommt und eine nationale Fernmeldebehörde die
sehen will.

Du kannst auch für nicht harmonisierte Normen alles selber messen,
nur müssen die Messungen eben mit der benannten Stelle abgestimmt
sein.

Die benannten Stellen sind zwar meist Töchter von Prüfinstituten,
*dürfen* aber selber ausser der Konsultationsleistung garkeine
Labordienste anbieten. Selbst der Service der Notifikation ist
denen IMHO untersagt, weswegen es dafür wieder irgendeine
weitere GmbH gibt ...

Die Frage ist, ob alles nach Norm gemessen werden MUSS oder ob es reicht,
wenn man unterschreibt - und sich nach eigenen Messungen mit reichlich
Sicherheitsreserve
auch ganz sicher ist - dass das Produkt der Norm entspricht.
Es sollten die Rahmenbedingungen der Norm eingehalten sein
(es bringt nix, bis 100MHz zu messen, wenn die Norm bis 1GHz
vorschreibt, und dann die Amplitude hochzumultiplizieren ;-) und
die zu erwartende Messungenauigkeit sollte als Sicherheitsabstand
aufgeschlagen werden. Bei jeder auch noch so normgerechten
Messung gibt es eine Messungenaugikeit, das gilt auch für die
schönste und teuerste Absorberkammer mit dem teuersten
Messempfänger ...

Als Beispiel: Wenn ein Quasi Peak Detektor gefordert ist, dann
braucht es den. Punkt.
Weil ein anderer Detektor *abhängig vom Zeitverlauf des
Störsignals* ein anderes Ergebnis bringt.

Wenn aber der Vertreter des Spek.-Herstellers unbedingt noch
neben dem Spek. (die ja heute mit Vorverstärker sehr gut sind)
einen EMV Messempfänger als zweites Gerät verkaufen will,
in dem lediglich eine Baugruppe ausgetauscht wurde
(Preselektor) und die par ordre du Muf^H^Harketingmanager
als EMV Gerät wieder bestimmte Vektorfunktionen in Software
nicht können *darf* (weil sonst tät man ja nur noch das EMV
Modell kaufen), dann sieht die Welt anders aus.

Der Vertriebler für die Kisten reitet natürlich gerne auf der
herstellereigenen Compliance versus Precompliance
Definition herum, obwohl realistisch bei schwachen Signalen
das Problem zusätzlicher Linien nicht wirklich auftreten wird
und zudem mittels Bedienung des Abschwächers leicht
zu erkennen ist. Eine Übersteuerung des ZF Teils zeigen
gute Geräte so oder so an, ergo geht es um *zusätzliche*
Mischprodukte (das was die woanders wegnehmen, ist
minimal), welche Störstrahlung anzeigen, die ggf. gar nicht
da ist und nicht umgekehrt.
Hier muss dann jeder für sich selber entscheiden, ob ihm
der Preselektor nochmal 30k ? wert ist, zumal es auch
diskrete Filter gibt ...

Bei Großfirmen, in denen keiner Verantwortung übernehmen will,
klappt diese Strategie des Doppelverkaufs der Messtechnik
natürlich ganz hervorragend ;-)

Aber so eine Frage
einem EMV-Dienstleister zu stellen, der es ja sicher genau weiss, halte ich für
wenig sinnvoll...
Es hängt immer davon ab, an wen Du Dich wendest und wie
er Dich einschätzt. Wenn Du wie ein Produktdamager einer
wohlgenährten Großbude aufgetakelt ankommst und
gigantische Pflichtenhefte und Verträge mit extremen
Haftungsklauseln forderst, wird man Dir schon erklären,
dass nur die dreifache Sicherheit für Dich gut genug ist
("Denken Sie nur an die einstürzenden Strassenbahndächer
und die zu lauten Handies, womöglich erleiden Ihre Benutzer
Verbrennungen durch eine zu hohe Sendeleistung" ;-)
Redest Du normal mit den Leuten, dann kenne ich eigentlich
im HF Bereich hier kein Labor, dass einen Kunden wissentlich
über den Tisch zieht. Die Beratung, welche Messungen
innerhalb einer EN/ETS Norm wirklich kritisch sind, weil es Ärger
geben kann, wenn die Geräte sie nicht einhalten und wo
deshalb schnell nachgemessen wird, und welche Messungen
für eine bestimmte Norm eher nicht soooo bedeutsam sind,
gehört mit zur Dienstleistung.

Bei den kritischen Parametern solltest Du dann bestrebt
sein, diese auch in der *Fertigung* zu überprüfen, bei den
anderen freut sich die Akte über ein Stück Papier, dass
es tatsächlich ein Gerät gibt, dass in einem komplexen
Messaufbau einmal diesen Test geschafft hat.

Just my 2 cent ...

Gruß Oliver

--
Oliver Bartels + Erding, Germany + obartels@bartels.de
http://www.bartels.de + Phone: +49-8122-9729-0 Fax: -10
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Dann werde ich mich doch noch genauer mit den Normen auseinandersetzen,
um ggf. selber zu messen. Ich habe nämlich auch keine Lust, bei jeder kleinen
Änderung die teure Messprozedur neu machen zu lassen.
Da ist es sicher vorteilhafter, noch in den Messpark zu investieren, auch in
Hinblick
auf zukünftige Projekte... Ich hätte da einen R&S FS300 Spek. nur mit
RMS-Detektor abzugeben ;(

Andreas
 
Hallo Andy,

Da ist es sicher vorteilhafter, noch in den Messpark zu investieren, auch in
Hinblick auf zukünftige Projekte...


Je nachdem, was gemessen werden muss, sind diese Investitionen gar nicht
sehr hoch. Fuer einfache EMV Messungen (etwa pre-compliance) kann schon
der Hameg Analyzer fuer um die $2k ausreichen.

Gruesse, Joerg

http://www.analogconsultants.com
 

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