Harte und weiche Echtzeit

Guest
In Sachen Diplomarbeit brauche ich eine verlässliche Aussage zur
unterscheidung harter und weicher Echtzeit. Ich fand da zwei
gegensätzliche Definitionen.

Nach der einen besteht der Unterschied in der Folgenschwere des
Nichteinhaltens der Echtzeit, also in der Art der Anwendung.
(http://www.fh-wedel.de/~si/seminare/ws01/Ausarbeitung/6.linuxrt/LinuxRT1.htm)

Nach der anderen liegt er in der zur Verfügung stehenden Zeit, wobei
der Schnitt bei 100 Millisekunden angesetzt wird.
(http://www.fachinformatik.de/viewtopic.php?p=163)

Ich meine mich an ein drittes Unterscheidungskriterium zu entsinnen.
Dannach steht bei weichen EZ-Anfrd. eine bestimmte Zeit zur Verfügung
in der eine Ereignis spätestens registriert werden muss. Bei harten
EZ-Anf. kommt es dagegen auf einen Zeit p u n k t oder ein enges
Zeitfenster an das eingehalten werden muss an.

Kann jemand eine der Definitionen bestätigen. Spielen bestimmte
Zeitangaben überhaupt irgend eine Rolle?

Danke
Steffen
 
In <63d0b1e9.0312190419.4ff5fe1a@posting.google.com>
steffenweissbach@web.de wrote:
In Sachen Diplomarbeit brauche ich eine verlässliche Aussage zur
unterscheidung harter und weicher Echtzeit. Ich fand da zwei
gegensätzliche Definitionen.

Nach der einen besteht der Unterschied in der Folgenschwere des
Nichteinhaltens der Echtzeit, also in der Art der Anwendung.

(http://www.fh-wedel.de/~si/seminare/ws01/Ausarbeitung/6.linuxrt/LinuxRT
1.htm)
Nach der anderen liegt er in der zur Verfügung stehenden Zeit, wobei
der Schnitt bei 100 Millisekunden angesetzt wird.
(http://www.fachinformatik.de/viewtopic.php?p=163)

Ich meine mich an ein drittes Unterscheidungskriterium zu entsinnen.
Dannach steht bei weichen EZ-Anfrd. eine bestimmte Zeit zur Verfügung
in der eine Ereignis spätestens registriert werden muss. Bei harten
EZ-Anf. kommt es dagegen auf einen Zeit p u n k t oder ein enges
Zeitfenster an das eingehalten werden muss an.

Kann jemand eine der Definitionen bestätigen. Spielen bestimmte
Zeitangaben überhaupt irgend eine Rolle?

Danke
Steffen
Letzteres. Harte EZ-Bedingungen sind solche, die eine Deadline haben und
eingehalten werden müssen, sonst ist das System nicht gemäß der Spec. und
somit für den Schrott. Dabei kann es sich auch um periodische Vorgänge
handeln. Dafür haben richtige 'Echtzeitbetriebssystem' einen Scheduler,
der eine Task/Prozess erwartet, mit einem (in der Regel) frühesten
Startzeitpunkt, der (wahrscheinlichen) Laufzeit und dem Zeitpunkt, wann
alles abgearbeitet sein muss, sog. Deadline-Scheduler.

Ich habe dazu auch mal was aus einem Vortrag rausgeklaubt:

%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
%%%
\begin{slide} % Auszug aus DIN 44300
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
%%%
\headline{DIN 44300}
{\small {\bf Realzeitverarbeitung} {\em real-time processing}\\
Eine Verarbeitungsart, bei der Programme zur Verarbeitung anfallender
Daten st\"andig ablaufbereit sind, derart, da\3 die
Verarbeitungsergebnisse innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne
verf\"ugbar sind.\\
\underline{Anmerkung:}\\
Die Daten k\"onnen je nach Anwendungsfall nach einer zeitlich
zuf\"alligen Verteilung oder zu vorbestimmten Zeitpunkten anfallen.\\
Die Benennung Echtzeitverarbeitung ist zu vermeiden, weil dieser Begriff
in der Analogrechentechnik und der Simulationstechnik eine andere
Bedeutung hat.}

{\small\sf Deutsches Institut f\"ur Normung, 1988}
\end{slide}


Henry
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From the Center of Nowhere o(O O)o
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eine verlässliche Aussage zur Unterscheidung harter und weicher Echtzeit.
"Weiche" halt sind meist keine. Sondern aufgemotztes UNIX, Windows usw..

In Laplante "Real-Time Systems Design and Analysis" IEEE Press 1993
( recht solider Einführungstext überigens, allerdings ADA-lastig ):
soft realtime:
"systems where performance is degraded but not destroyed by
failure to meet response time constraints"
hard realtime:
"systems where failure to meet response time constraints leads to
failure"
firm realtime:
""Recently the term firm real-time systems has been defined to
include those systems with hard deadlines where some low probability
of missing a deadline can be tolerated"

wobei der Schnitt bei 100 Millisekunden angesetzt wird. Spielen bestimmte
Zeitangaben überhaupt irgend eine Rolle?
Nein.
Im Prozessrechner für chemische Verfahrenstechnik kann der tick 1sec
sein, bei vielen Steuerungen auf Controllern 1msec.

Es gibt überigens eine englische newsgroup comp.realtime . Und die
kann man wohl auch mittels groups.google nach den Begriffen
"hard soft realtime" durchwühlen.
Jedoch: das ist newsgroup für Leute die mit OS wursteln, bzw. solche
verhökern wollen. Auf Controllern sehen die Verfahren oft anders aus
und sind meist handgeschnitzt.

MfG JRD
 
In Sachen Diplomarbeit brauche ich eine verlässliche Aussage zur
unterscheidung harter und weicher Echtzeit. Ich fand da zwei
gegensätzliche Definitionen.
Die IMHO beste Definition ist folgende:

Harte Echtzeit heisst, dass auf ein Ereignis in einer bestimmten
Zeit reagiert werden muss. Verstreicht die Zeit ohne Reaktion,
braucht die Reaktion gar nicht mehr zu erfolgen.

Ein einleuchtendes Beispiel waere ein Fallschirm: Ist der Springer
erst mal auf dem Boden aufgeschlagen, braucht sich der Schirm nicht
mehr verspaetet zu oeffnen.


Weiche Echtzeit heisst, dass die Reaktion innerhalb einer bestimmten
Zeit erfolgen sollte oder meistens erfolgt. Nach Verstreichen des
Zeitpunkts ist die Reaktion aber immer noch (mehr oder weniger)
sinnvoll.

Um bei unserem Springer zu bleiben: Ein Beispiel fuer weiche
Echtzeit waere die Anfahrtszeit des Notarztes. Selbst wenn er die
bei der Planung des Rettungswesens angesetzte maximale Anfahrtszeit
von 15 (?) Minuten ueberschreitet, ist es immer noch sinnvoll die
Fahrt fortzusetzen. Mit zunehmender Zeit sinkt aber der Nutzen
der Reaktion und erreicht vielleicht auch Null.

Marc
 
jetmarc schrieb:
In Sachen Diplomarbeit brauche ich eine verlässliche Aussage zur
unterscheidung harter und weicher Echtzeit. Ich fand da zwei
gegensätzliche Definitionen.

Die IMHO beste Definition ist folgende:

Harte Echtzeit heisst, dass auf ein Ereignis in einer bestimmten
Zeit reagiert werden muss. Verstreicht die Zeit ohne Reaktion,
braucht die Reaktion gar nicht mehr zu erfolgen.

Ein einleuchtendes Beispiel waere ein Fallschirm: Ist der Springer
erst mal auf dem Boden aufgeschlagen, braucht sich der Schirm nicht
mehr verspaetet zu oeffnen.

Weiche Echtzeit heisst, dass die Reaktion innerhalb einer bestimmten
Zeit erfolgen sollte oder meistens erfolgt. Nach Verstreichen des
Zeitpunkts ist die Reaktion aber immer noch (mehr oder weniger)
sinnvoll.

Um bei unserem Springer zu bleiben: Ein Beispiel fuer weiche
Echtzeit waere die Anfahrtszeit des Notarztes. Selbst wenn er die
bei der Planung des Rettungswesens angesetzte maximale Anfahrtszeit
von 15 (?) Minuten ueberschreitet, ist es immer noch sinnvoll die
Fahrt fortzusetzen. Mit zunehmender Zeit sinkt aber der Nutzen
der Reaktion und erreicht vielleicht auch Null.
Ein aehnliches Beispiel hab ich in einer Vorlesung gehoert.

Als hard rts wurde ein Motormanagment (Einspritzzeitpunkt, elektrische
Einlassventil) mit fatalen Auswirkungen von falschen Aktionen.

Als soft rts eine Postsortieranlage (einige falsch sortierte Briefe
sind tolerierbar)

Hard: Eine Reaktion des Echtzeitsystem _muss immer_ im richtigen
Zeitfenster kommen. Eine falsche Reaktion kann fatal sein.

Soft: Der Schaden durch eine falsche Reaktion des EZS ist
ueberschaubar.

servus thomas
 

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