Diplomarbeit in der Industrie, Praktikum am Fraunhofer-Insti

L

Lutz Ebbing

Guest
Hallo,

ich studiere Elektrotechnik im 8. Semester, d.h. so in einem knappen Jahr
steht die Diplomarbeit an. Ich spiele mit dem Gedanken, diese bei einem
Unternehmen zu schreiben, weil das erstens Geld bringt *g* und zweitens
vielleicht schon etwas mehr Einblick in die freie Wirtschaft und praktische
Erfahung.

Meine Frage ist jetzt, ob hier jemand seine Diplomarbeit außerhalb der Uni
geschrieben hat und mal seine Erfahrungen schildern kann. Besteht wirklich
einigermaßen Chancen hinterher übernommen zu werden oder schreiben die das
nur, um an billige Arbeitskräfte (=Diplomanden) zu kommen?

Wie sieht es aus mit der Auswahl des Profs? Ist es wohl problematisch wenn
die Uni einige hundert Kilometer entfernt ist? Oder ist der sozusagen nur
für das formale da? Theoretisch könnte man ja die DA auch von einem Prof
einer anderen Uni betreuen lassen, oder?

Noch eine Frage: Ich fange im Mai als Hiwi im Fraunhofer-Institut für
Zerstörungsfreie Prüfverfahren an (Entwicklung von Meßtechnik, Anpassung
Ultraschall-Sensoren->A/D-Wandler so in etwa) und werde da wohl auch meine
Studienarbeit schreiben. Habe auch ein Angebot da mein Fachpraktikum zu
machen (sind halt an längerer Zusammenarbeit interessiert wegen Einarbeitung
usw.). Meine Frage: Sind solche Institute als Praktikumsstelle
empfehlenswert? Ich denke die Arbeit dort wird sich wohl nicht soo sehr von
der an der Uni unterscheiden. Ist ein Praktikum in der freien Wirtschaft
empfehlenswerter, insbesondere was die Bewerbung später nach dem Diplom bei
Unternehmen angeht? Insbesondere kleinere mittelständische Unternehmen
achten vielleicht eher auf praktische Erfahrungen im wirklichen Leben *g*
als auf Inhalte der Tätigkeit!?

Gruß
Lutz
 
Hallo Lutz,
ich schreibe momentan meine Diplomarbeit in einem Unternehmen, und habe
auch schon meine Studienarbeit in der freien Wirtschaft verfasst.

Zunächst zu den Formalitäten: Bei uns ist es so, dass für eine extern
betreute Arbeit zwei Betreuer notwendig sind. Einer stammt aus dem
Unternehmen (ein Dipl.-Ing), der andere sitzt im Institut, desweiteren
braucht man zwei Professoren aus zwei verschiedenen Instituten (Erst-
und Zweitprüfer). Im einfachsten Fall existiert eine Kooperation
zwischen dem Institut und dem Unternehmen, manche Institute nehmen auch
externe Arbeiten ohne Kooperation an. Wichtig ist, dass man sich nicht
darauf verlassen kann, jede externe Arbeit betreut zu bekommen, das
musst Du ggfs. vorher nachfragen.

Sowohl in der Universität als auch in einem Unternehmen kann man Pech
mit seinem Betreuer und/oder der Arbeit haben. Bei meinen beiden
Arbeiten kann ich an der Betreuung nicht meckern. Man muss sich aber um
vieles selbst kümmern, und auch mal den Schneid haben, etwas abzulehnen.
Vor der Arbeit sollte man genau den Umfang der Arbeit abklären.

Das interessante an einer externen Arbeit ist sicherlich die
Arbeitsweise in der freien Wirtschaft, mit allen Vor- und Nachteilen.

Ich denke schon, dass sich externe Arbeiten bei einer späteren Bewerbung
(auch in anderen Unternehmen) positiv bemerkbar machen.
Ein Kommentar von jemandem, der Leute einstellt, wäre in diesem Punkt
bestimmt interessant...

Grüße,
Tankred.
 
Diplomarbeit ... weil das erstens Geld bringt ... billige Arbeitskräfte
* Nicht jede Firma zahlt, grössere wohl eher als kleine.
* Real ist es so, daß die Betreuung von Diplomarbeiten in der
Firma qualifiziertes Personal lahmlegt und bei Diplomarbeiten
selten was brauchbares rauskommt. D.h. wenn die Bastelei wichtig
wäre hätte sie das reguläre Personal gemacht
* wenn die Firma Einstellungsgelüste für die Abteilung hat und keine
Berufserfahrung gefordert ist, hat ein Diplomand/Werksstudent
den sie kennt sicherlich die Nase vorn. Man muß sich schon schwer
daneben benommen haben ( teuerstes Tektronix geschrotted u.ä. )
daß dem nicht so ist. Wenn Firma z.B. über Zeitungsanzeige sucht,
kostet das viel mehr Geld und Zeit, weil sie Horden von Arbeitslosen
abwimmeln muß. Und sie kriegt im Schnitt auch niemand der besser
geeignet ist.

Wie sieht es aus mit der Auswahl des Profs?
Das kann problematischer sein. Ich habe mir mein Thema selbst gewählt
und sie quasi ohne ihn gemacht. Er mußte sie aber benoten. Hat er: 4.
War mir aber egal, weil es genau das war was meinen späteren Arbeitgeber
inhaltlich interessierte. Umgekehrt: "gute Note" bei abwegigem
Lieblingsthema des Professors reisst die Industrie oft nicht vom Hocker.
Wir hatten Professor der Untersuchung von "Spherics" anbot.

Hiwi im Fraunhofer-Institut
Sind solche Institute als Praktikumsstelle empfehlenswert?
Praktikum ok. Als Anfangsstelle sollte man vorsichtig sein.
Zu meiner Zeit ( Regensburg 1986: Boomzeiten ) war der O-Ton bei dem
obligatorischen Vortrag des Arbeitsamt-Vermittlers vor den Abgängern:
wir haben auch dieses Jahr wieder alle E-Techniker in der Industrie
untergebracht ( Siemens/Regensburg hat gar nicht soviel bekommen wie
sie wollten ). Probleme gibts nur bei Leuten die mit befristeten
Verträgen an Hochschulen waren und dann nach 2 Jahren in die Industrie
wollen. Die werden von den Mittelständlern gemieden.
Man kann nicht beliebig zwischen Akademiologie und Industrie wechseln.

MfG JRD
 
Hallo Lutz,

Wenn sich bei mir einer beworben hat, war eine "echte" Diplomarbeit bei der was
brauchbares herauskam immer im Vorteil. Ich wuerde nach Projekten suchen, die in
einem Produkt enden, egal wo. Meine Diplomarbeit in den 80'ern war eine CCD
Kamera mit VME Interface und das machte guten Eindruck, weil das Ding besser war
als kaeufliche Exemplare. Nach solchen Projekten wuerde ich suchen.

Ausland waere noch besser. Bei mir waren das die Praktika. Das einzige Problem
was ich damit hatte war die Uni dazu zu bewegen eine andere Sprache zu
akzeptieren. Einmal hat's geklappt, das andere Mal musste ich alles uebersetzen
und vom Kontaktingenieur in der Firma (Suedamerikaner...) absegnen lassen,
obwohl er kein Wort Deutsch konnte.

Gruesse, Joerg.
 
Lutz Ebbing wrote:

ich studiere Elektrotechnik im 8. Semester, d.h. so in einem knappen Jahr
steht die Diplomarbeit an. Ich spiele mit dem Gedanken, diese bei einem
Unternehmen zu schreiben, weil das erstens Geld bringt *g* und zweitens
vielleicht schon etwas mehr Einblick in die freie Wirtschaft und praktische
Erfahung.
(*) Hat man dafür nicht schon das Hauptpraktikum? Oder gibt es sowas
bei Euch nicht?

(*) Waren bei uns an der TU die meisten Diplomarbeitsprojekte sowieso
Projekte für die Industrie.

Meine Frage ist jetzt, ob hier jemand seine Diplomarbeit außerhalb der Uni
geschrieben hat und mal seine Erfahrungen schildern kann. Besteht wirklich
einigermaßen Chancen hinterher übernommen zu werden
Das hängt sehr stark von der Firma und der Branche ab. Oftmals kommen
solche Projekte halt von Firmen aus anderen Branchen (z.B. war meine
DA für einen Mittelständler aus dem Maschinenbau), die billig Know-How
kaufen wollen. Da wird Dich niemand übernehmen.

oder schreiben die das
nur, um an billige Arbeitskräfte (=Diplomanden) zu kommen?
Davon kannst Du bei sehr vielen Firmen ausgehen. Bei einigen Firmen
(auch Konzernen) wird die "Forschung" vor allem in DA gemacht
(was IHMO für beide Seiten doof ist).

Wie sieht es aus mit der Auswahl des Profs? Ist es wohl problematisch wenn
die Uni einige hundert Kilometer entfernt ist? Oder ist der sozusagen nur
für das formale da? Theoretisch könnte man ja die DA auch von einem Prof
einer anderen Uni betreuen lassen, oder?
Schau doch einfach mal in Eure Diplomprüfungsordnung rein, da steht
sowas drin.

Viel Unterstützung oder Wissenstransfer von den Profs würde ich sowieso
nicht erwarten. Die haben sowieso meistens keine Zeit :(.

Noch eine Frage: Ich fange im Mai als Hiwi im Fraunhofer-Institut für
Zerstörungsfreie Prüfverfahren an (Entwicklung von Meßtechnik, Anpassung
Ultraschall-Sensoren->A/D-Wandler so in etwa) und werde da wohl auch meine
Studienarbeit schreiben. Habe auch ein Angebot da mein Fachpraktikum zu
machen (sind halt an längerer Zusammenarbeit interessiert wegen Einarbeitung
usw.). Meine Frage: Sind solche Institute als Praktikumsstelle
empfehlenswert?
Wenn die Uni artig organisiert sind, würde ich das eher vergessen.
Man sollte unbedingt dafür sorgen, vor dem Diplom schon
praktischen Know-How zu haben.

Ich denke die Arbeit dort wird sich wohl nicht soo sehr von
der an der Uni unterscheiden.
Schwierig abzuschätzen.

Ist ein Praktikum in der freien Wirtschaft
empfehlenswerter,
Ja, da man vielleicht später auch bei dieser Firma anfängt (ging
mir so): beide Seiten können sich vorher schon mal unverbindlich
kennenlernen.

insbesondere was die Bewerbung später nach dem Diplom bei
Unternehmen angeht?
Das hängt vom Unternehmen ab, aber ich würde davon abgesehen
dafür sorgen, daß Du Know-How aus der Praxis hast. Es gibt leider
viel zu viel promovierte Absolventen in der Software-/HW-
Entwicklung die sich mit der praktischen Lösung von Problemen
sehr schwer tun.

Insbesondere kleinere mittelständische Unternehmen
achten vielleicht eher auf praktische Erfahrungen im wirklichen Leben *g*
als auf Inhalte der Tätigkeit!?
Die Inhalte sind IHMO völlig uninteressant. Du solltest als Absolvent
fähig sein, Dich selbständig in kurzer Zeit in ganz neue Felder ein-
zuarbeiten. Das ist die tägliche Praxis. Und lerne Dein Handwerkszeug
(z.B. Programmiersprachen oder HW-Entwicklung)

cu, Marco

--
S: Minolta: Winkelsucher (VN), VC-9

E-Mail: mb-news-b<ät>linuxhaven.de
Deutsches Linux HOWTO Projekt: http://www.linuxhaven.de
 
Rafael Deliano wrote:

Das kann problematischer sein. Ich habe mir mein Thema selbst gewählt
und sie quasi ohne ihn gemacht.
Das ist doch meistens so. Selbst für die wissenschaftlichen Mitarbeiter
haben die Profs oftmals keine Zeit :).

Er mußte sie aber benoten. Hat er: 4.
Kann auch anders ausgehen :). Welche Profs menschlich brauchbar sind,
lernt man ja in den Vorlesungen, die anderen meidet man halt.

War mir aber egal, weil es genau das war was meinen späteren Arbeitgeber
inhaltlich interessierte. Umgekehrt: "gute Note" bei abwegigem
Lieblingsthema des Professors reisst die Industrie oft nicht vom Hocker.
Die Frage ist ja, ob die Industrie das Thema überhaupt interessiert.

sie wollten ). Probleme gibts nur bei Leuten die mit befristeten
Verträgen an Hochschulen waren und dann nach 2 Jahren in die Industrie
wollen. Die werden von den Mittelständlern gemieden.
Man kann nicht beliebig zwischen Akademiologie und Industrie wechseln.
Das hängt sicherlich auch davon ab, was die Leute in diesen 2 Jahren
gemacht haben. Wer natürlich, wie nicht selten gesehen, jeden Tag
an der Uni erst um 12 Uhr anfängt, der muß sich nicht wundern.

cu, Marco

--
S: Minolta: Winkelsucher (VN), VC-9

E-Mail: mb-news-b<ät>linuxhaven.de
Deutsches Linux HOWTO Projekt: http://www.linuxhaven.de
 
Rafael Deliano wrote:

Diplomarbeit ... weil das erstens Geld bringt ... billige Arbeitskräfte

* Nicht jede Firma zahlt, grössere wohl eher als kleine.
* Real ist es so, daß die Betreuung von Diplomarbeiten in der
Firma qualifiziertes Personal lahmlegt und bei Diplomarbeiten
selten was brauchbares rauskommt. D.h. wenn die Bastelei wichtig
wäre hätte sie das reguläre Personal gemacht
Das kann man nicht generell so sagen. Ich hatte ein eigenes Projekt als
Diplomarbeit mit allen Annehmlichkeiten, das eine solche Arbeit mit sich
bringt - von den Lieferschwierigkeiten bei den Distris bis hin zu den
Besprechungen beim Kunden. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man das
erste Mal da drin sitzt und plötzlich mehr weiß als so mancher Ingenieur.

* wenn die Firma Einstellungsgelüste für die Abteilung hat und keine
Berufserfahrung gefordert ist, hat ein Diplomand/Werksstudent
den sie kennt sicherlich die Nase vorn. Man muß sich schon schwer
daneben benommen haben ( teuerstes Tektronix geschrotted u.ä. )
daß dem nicht so ist. Wenn Firma z.B. über Zeitungsanzeige sucht,
kostet das viel mehr Geld und Zeit, weil sie Horden von Arbeitslosen
abwimmeln muß. Und sie kriegt im Schnitt auch niemand der besser
geeignet ist.


Wie sieht es aus mit der Auswahl des Profs?

Das kann problematischer sein. Ich habe mir mein Thema selbst gewählt
und sie quasi ohne ihn gemacht. Er mußte sie aber benoten. Hat er: 4.
War mir aber egal, weil es genau das war was meinen späteren Arbeitgeber
inhaltlich interessierte. Umgekehrt: "gute Note" bei abwegigem
Lieblingsthema des Professors reisst die Industrie oft nicht vom Hocker.
Wir hatten Professor der Untersuchung von "Spherics" anbot.

Meine Meinung dazu: das hätte ich mir nicht bieten lassen. Ich bin zu
einem Prof gegangen, bei dem ich bereits zuvor eine Vorlesung in dem
Bereich hatte - war bei mir die Entwicklung eines Businterfaces mit
Microcontroller. Dieser hat sich das Thema das Thema in einer ersten
Besprechung angehört und dann ja gesagt. Den Zweitprüfer hat man
Betreuungsprof vorgeschlagen.

Zweitprüfer ist ein wichtiges Thema: Am besten den Prof. fragen, mit wem
er in der Regel zusammenarbeitet. Das schafft viele Probleme aus dem Weg.

Christoph
 
Lutz Ebbing wrote:

Hallo,

ich studiere Elektrotechnik im 8. Semester, d.h. so in einem knappen Jahr
steht die Diplomarbeit an. Ich spiele mit dem Gedanken, diese bei einem
Unternehmen zu schreiben, weil das erstens Geld bringt *g* und zweitens
vielleicht schon etwas mehr Einblick in die freie Wirtschaft und praktische
Erfahung.

Meine Frage ist jetzt, ob hier jemand seine Diplomarbeit außerhalb der Uni
geschrieben hat und mal seine Erfahrungen schildern kann. Besteht wirklich
einigermaßen Chancen hinterher übernommen zu werden oder schreiben die das
nur, um an billige Arbeitskräfte (=Diplomanden) zu kommen?

Wie sieht es aus mit der Auswahl des Profs? Ist es wohl problematisch wenn
die Uni einige hundert Kilometer entfernt ist? Oder ist der sozusagen nur
für das formale da? Theoretisch könnte man ja die DA auch von einem Prof
einer anderen Uni betreuen lassen, oder?
Hallo,

ich hab meine DA in der Industie geschrieben, das aber bei uns an der FH
auch die Regel war. Es war aus unserem Semester ein einziger, der seine
DA an der FH schrieb. Das Thema wurde mir angeboten. Ich habe bei den
Abteilungen, in denen ich mein 2. praktisches Semester gemacht hatte,
nachgefragt. Nach kurzer Zeit kam eine Themenvorschlag, der in einem
laufenden Projekt eingebettet war. Der Rest lief dann von alleine: nach
München fahren zur Besprechung des Themas, zurück an der FH Email an den
Prof., ob er Interesse an der Betreuung hat, Besprechung mit Prof ...

Ob eine Entfernung zur Hochschule problematisch ist, kommt auch auf den
Prof an. Mein Prof wollte alle 4 Wochen eine Besprechung haben, die aber
auch für mich oft sehr fruchtbar war, da aus den Diskussionen immer
wieder neue Anregungen oder auch Bedenken gekommen sind. Diese
Besprechungen wurden von der Firma als Arbeitszeit angerechnet. Falls
einer unserer Diplomanden auch mal weitere Strecken zur Besprechung zu
fahren hatte, dann wurde bei uns versucht, das ganze im Rahmen einer
Dienstreise zu organisieren. Viele Firmen kennen hier Mittel und Wege.
Kurz vor Abgabetermin hat er bereits eine Vorabversion der DA bekommen,
die ich nach einer Woche mit Korrekturhinweisen zurückbekommen habe.

Mit der Übernahme sieht es oft nicht schlecht aus. Ich habe eine
2-Jahresvertrag bekommen, konnte aber im letzten Jahr dann nicht
übernommen werden. Ich habe aber von Studienkollegen auch negative
Erlebnisse erfahren: Übernahme nach der DA, Kündigung in der Probezeit
ohne Angabe von Gründen.
Zum Vergleich: Bei mir war der Punkt Probezeit im Vertrag nicht
enthalten, da ich ja bereits fast 12 Monate in der Firma war.

Christoph
 

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