"Digital-Kabel-TV-Filter"

H

Harald Wilhelms

Guest
Hallo Leute,
bei den ca. 60 Spammmails, die ich täglich bekomme werden auch
immer wieder sog. Kabel-TV-Filter zum Ansehen von Pay-TV-Sendungen
angeboten. Mir ist zwar klar, das so etwas in D nicht funktionieren
kann, würde es aber denn in den USA funktionieren? Irgendwie erscheint
es mir unlogisch, ein so einfaches Verschlüsselungsverfahren zu benutzen,
das man es mit einem 5cm langen Zwischenstecker umgehen kann!?
Gruss
Harald
 
Am 26 Aug 2004 03:31:43 -0700 hat Harald Wilhelms <Harald.Wilhelms@web.de>
geschrieben:

Hallo Leute,
bei den ca. 60 Spammmails, die ich täglich bekomme werden auch
immer wieder sog. Kabel-TV-Filter zum Ansehen von Pay-TV-Sendungen
angeboten. Mir ist zwar klar, das so etwas in D nicht funktionieren
kann, würde es aber denn in den USA funktionieren? Irgendwie erscheint
es mir unlogisch, ein so einfaches Verschlüsselungsverfahren zu benutzen,
das man es mit einem 5cm langen Zwischenstecker umgehen kann!?
Soviel ich weis gibt es (hat es gegeben) schon solche Anlagen, wo einzelne
Kanäle mittels Filter blockiert werden, wenn du sie nicht abonniert hast.
Geht natürlich nicht für Pay per view. Im Wiener Kabelnetz werden solche
Filter verwendet, wenn du Kabel-Internet willst, aber kein Kabelfernsehen.
Ich weis aber nicht, ob die Tatsache, daß diese Filter den ORF auch noch
durchlassen gewollt ist (Versorgungspflicht des ORF) oder zufall, weil es
die untersten Frequenzen sind und kein Filter unendlich steil ist. Es
dämpft auch kein Filter unenedlich gut und es wäre denkbar, daß man die
Wirkung der Bandsperre bei ausreichendem Signalpegel mittels so eines
Resonanzkreises reduzieren/aufheben könnte. Von "Verschlüsselung" würde
ich in diesem Fall sowieso nicht sprechen.

--
Martin
 
In article <37257252.0408260231.d1f8e70@posting.google.com>,
Harald.Wilhelms@web.de (Harald Wilhelms) writes:
|> bei den ca. 60 Spammmails, die ich täglich bekomme werden auch
|> immer wieder sog. Kabel-TV-Filter zum Ansehen von Pay-TV-Sendungen
|> angeboten. Mir ist zwar klar, das so etwas in D nicht funktionieren
|> kann, würde es aber denn in den USA funktionieren? Irgendwie erscheint
|> es mir unlogisch, ein so einfaches Verschlüsselungsverfahren zu benutzen,
|> das man es mit einem 5cm langen Zwischenstecker umgehen kann!?

In den USA ist die "analoge Verschlüsselung" in der Tat noch weit verbreitet,
allerdings sind einzelne Kabelunternehmen derzeit massiv dabei, ihre Kundschaft
zu Digital-TV zu bewegen. Da es über den Preis nicht immer funktioniert, macht
man es schlicht so, daß mehr und mehr interessante Programme aus dem analogen
Paket rausfallen und nur noch digital zu erhalten sind. Damit löst man dann
auch das Piratenproblem.

Grundsätzlich gibt es meiner Erfahrung nach 3 unterschiedliche
Verschleierungsverfahren:

(1) Kanalfilter auf dem Kabelmasten, d.h. der entsprechende Kanal wird so weit
abgeschwächt, daß man ihn nicht mehr sinnvoll empfangen kann. Dagegen hilft
nur das Hochklettern auf den Masten samt Herausnehmen des Filters oder sich
direkt an das Kabelsegment, d.h. ohne die Pole Box in der Mitte, anzuschließen.

Fällt bei Kontrollen natürlich auf, wobei die Überbrückung vom Kabelprovider
manchmal sogar selbst gemacht wird, nämlich dann, wenn das Kabelmodem zu wenig
Signal bekommt und nur noch lausige Datenraten ermöglicht...

(2) Interdiction Box, d.h. der Kanal wird quasi "zerstört", indem schlicht ein
Rechtecksignal ein paar kHz neben dem eigentlichen Kanal aufmoduliert wird. Das
sorgt für ein nahezu wertloses Bild und vor allem ein nervenzerfetzendes Sägen
im Ton (und naheliegenderweise auch für eine schlechtere Nutzbarkeit der
vorhandenen Kanäle). Läßt sich über geeignete Filter ausblenden.

(3) Versaubeutelung des Videosignals, d.h. Sync-Unterdrückung, Invertierung des
Videosignals und ggf. Aufmodulation eines "gating signals" (niederfrequente AM).
Ist praktisch witzlos, denn
- für alle gängigen Kabelboxen gibt es lustige "educational devices", die --
natürlich nur zu Lehr- und Anschauungszwecken -- die Box mit einer
entsprechenden Signalfolge traktieren, daß sie dann in den "all free Modus
wechselt

- ohne Kabelbox geht's auch, dann baut man eben eine manuell bedienbare
Bearbeitungsbox, die das Sync-Signal wieder restauriert und die Invertierung
auf Wunsch vornimmt. Die Luxusvariante wertet bestimmte Videozeilen aus, in
der binär kodiert die Art der Verschlüsselung (HSync, VSync, Invertierung,
gating...) übertragen wird. Das Gating Signal wird von der Kabelkopfstation
auf einem separaten Kanal übertragen.


In D/Ch hat ähnliches auch mal funktioniert, nämlich zu Zeiten als Teleclub und
Premiere noch komplett analog verschleierten; später wechselten sie zu
Nagravision/Syster (analog), als gerade für Teleclub schließlich Decoder
existierten, die sogar besser arbeiteten als das legale Original.

Der Grund für die hüben wie drüben "gepushte" Digitalisierung liegt natürlich
weniger in der "überragenden" Bildqualität, sondern vielmehr darin, daß
das DRM-Verfahren leichter auszutauschen ist als bei den analogen und
quasi-analogen Verfahren...

Rainer
 

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