China LCR-Meter...

L

Leo Baumann

Guest
hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Grüße - Leo
 
Am 04.06.22 um 01:30 schrieb Leo Baumann:
hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Ich habe eines von \"RuoShui\". Es tut, was es soll. Ob die versprochenen
0.1% Grundgenauigkeit wirklich in allen Messbereichen erreicht werden,
weiß ich nicht, bei Stichproben ergeben sich aber zumindest keine
auffälligen Abweichungen zu den anderen für mich erreichbaren Messgeräten.

Maßgeblich für die Wahl dieses Herstellers war vor allem die
Hilfsbereitschaft des Händlers, der mir vor dem Kauf vollständige
Dokumentation beschafft hatte (incl. des normalerweise nicht offen
gelegten Schnittstellenprotokolls).

Wenn für dich das \"hochpräzise\" im Vordergrund steht, erscheint es
allerdings wenig zielführend, ein Gerät zu kaufen, das nicht sinnvoll
(jedes Mal kostspielig und mit Zollrisiko nach China zum Hersteller
einschicken?) kalibriert werden kann.
 
On 04.06.22 09:54, Hergen Lehmann wrote:
Am 04.06.22 um 01:30 schrieb Leo Baumann:
hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Ich habe eines von \"RuoShui\". Es tut, was es soll. Ob die versprochenen
0.1% Grundgenauigkeit wirklich in allen Messbereichen erreicht werden,
weiß ich nicht, bei Stichproben ergeben sich aber zumindest keine
auffälligen Abweichungen zu den anderen für mich erreichbaren Messgeräten.

Maßgeblich für die Wahl dieses Herstellers war vor allem die
Hilfsbereitschaft des Händlers, der mir vor dem Kauf vollständige
Dokumentation beschafft hatte (incl. des normalerweise nicht offen
gelegten Schnittstellenprotokolls).

Das ist in der Tat was wert...

Wenn für dich das \"hochpräzise\" im Vordergrund steht, erscheint es
allerdings wenig zielführend, ein Gerät zu kaufen, das nicht sinnvoll
(jedes Mal kostspielig und mit Zollrisiko nach China zum Hersteller
einschicken?) kalibriert werden kann.

Wieso das? \"Kalibrieren\" erfordert keinesfalls den Hersteller, oder auch
nur einen von ihm autorisierten Dienstleister. Etwas anders sieht die
Sache aus, wenn auch justiert werden soll, das ist aber streng genommen
nicht Teil der Kalibrierung: Rein Formal ist Kalibrierung nur die
Ermittelung der tatsächlichen Messabweichung. Ob Du anschließend die
Anzeige so änderst, daß der angezeigte Wert dem wirklichen Wert
entspricht, oder aber die Messabweichung anderweitig berücksichtigst,
ist vollkommen Dir überlassen.

Davon abgesehen ist eine Kalibrierung auch kein Garant dafür, daß man
richtig misst: Man kann einerseits mit hochgenau kalibriertem Gerät
groben Mist messen, andererseits mit einem Gerät mit groben
Messabweichungen hochpräzise messen...

Gruß,
Florian
 
Am 04.06.22 um 17:28 schrieb onlinefloh:

Wenn für dich das \"hochpräzise\" im Vordergrund steht, erscheint es
allerdings wenig zielführend, ein Gerät zu kaufen, das nicht sinnvoll
(jedes Mal kostspielig und mit Zollrisiko nach China zum Hersteller
einschicken?) kalibriert werden kann.

Wieso das? \"Kalibrieren\" erfordert keinesfalls den Hersteller, oder auch
nur einen von ihm autorisierten Dienstleister.

Um alle Messbereiche zu kalibrieren, brauchst du einen umfangreichen
Park an extrem genauen (mindestens eine Größenordnung besser als das
Messgerät) Referenzen. Im Fall des LCR-Meters von Picofarad bis Farad,
von Milliohm bis Gigaohm, von Microhenry bis Henry, alles mit auf 0.01%
bekanntem Wert. Wenn du nicht zufällig persönliche Beziehungen zu einem
gut ausgestatteten Metrologie-Labor hast, ist das nicht zu leisten.

Du brauchst ferner eine Kalibriervorschrift, denn nur der Hersteller
weiß, wo genau die wunden Punkte seines Designs liegen, an welchen
Punkten genau Messbereichswechsel stattfinden, und wo Alterungseffekte
sich zuerst bemerkbar machen werden. Diese Kalibriervorschrift wirst du
für einen Chinakracher nicht oder nur auf chinesisch bekommen.


Etwas anders sieht die
Sache aus, wenn auch justiert werden soll, das ist aber streng genommen
nicht Teil der Kalibrierung: Rein Formal ist Kalibrierung nur die
Ermittelung der tatsächlichen Messabweichung. Ob Du anschließend die

Alles bekannt.


Davon abgesehen ist eine Kalibrierung auch kein Garant dafür, daß man
richtig misst: Man kann einerseits mit hochgenau kalibriertem Gerät
groben Mist messen, andererseits mit einem Gerät mit groben
Messabweichungen hochpräzise messen...

Das sowieso.

Aber ohne regelmäßige Kalibrierung (nicht zwingend durch den Hersteller,
aber gemäß Herstellervorschrift) der verwendeten Geräte kannst du
\"hochpräzise\" komplett in der Pfeife rauchen. Was eben noch leidlich
stimmte, kann wenige Minuten und einen Messbereichswechsel später um
200% daneben liegen.
 
Am 04.06.2022 um 01:30 schrieb Leo Baumann:
hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM


Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Für 790$ nicht, oder nur wenn: ich aktuell eine um eine Größenordnung
bessere Meßbasis hätte um das LCR Meter zu prüfen _und_ unbedingt sparen
müßte _und_ ein LCR Meter mit ähnlichen Eigenschaften bräuchte.
--
Thomas
 
On 04.06.22 18:25, Hergen Lehmann wrote:
Am 04.06.22 um 17:28 schrieb onlinefloh:

Wenn für dich das \"hochpräzise\" im Vordergrund steht, erscheint es
allerdings wenig zielführend, ein Gerät zu kaufen, das nicht sinnvoll
(jedes Mal kostspielig und mit Zollrisiko nach China zum Hersteller
einschicken?) kalibriert werden kann.

Wieso das? \"Kalibrieren\" erfordert keinesfalls den Hersteller, oder
auch nur einen von ihm autorisierten Dienstleister.

Um alle Messbereiche zu kalibrieren, brauchst du einen umfangreichen
Park an extrem genauen (mindestens eine Größenordnung besser als das
Messgerät) Referenzen. Im Fall des LCR-Meters von Picofarad bis Farad,
von Milliohm bis Gigaohm, von Microhenry bis Henry, alles mit auf 0.01%
bekanntem Wert. Wenn du nicht zufällig persönliche Beziehungen zu einem
gut ausgestatteten Metrologie-Labor hast, ist das nicht zu leisten.
Der springende Punkt ist der (ausreichend) genau bekannte Wert. Man
braucht also nicht etwa Referenzelemente extrem geringer Toleranz,
sondern welche, die ihren Wert über lange Zeit behalten.
Temperaturkoeffizienten kann man leicht ermitteln und anschließend
korrigierend berücksichtigen, Langzeitdrift ginge prinzipiell auch, wenn
man sie denn kennt. Das wird aber sehr schnell sehr aufwendig.

Was viel grundlegender zum eigentlichen Ziel führt ist die Überlegung,
welche Art Genauigkeit man denn eigentlich braucht. Braucht man
tatsächlich die Gewissheit, daß Cx einen Wert von 719,24 nF +/- 0,06 nF
hat, und das ganze bitte rückführbar auf nationale Normale? Dann kommt
man um eine entsprechende Kalibrierung nicht drumherum, zieht allerdings
üblicherweise Geräte zweifelhafter Provenienz garnicht erst in Erwägung.
In sehr vielen Fällen ist aber der objektiv absolute Wert garnicht so
sehr von Interesse, sondern die Aussage \"Cx ist gleich 3,51846 *
C_Referenz\", unabhängig davon, welchen exakten Wert diese Referenz hat.

Du brauchst ferner eine Kalibriervorschrift, denn nur der Hersteller
weiß, wo genau die wunden Punkte seines Designs liegen, an welchen
Punkten genau Messbereichswechsel stattfinden, und wo Alterungseffekte
sich zuerst bemerkbar machen werden. Diese Kalibriervorschrift wirst du
für einen Chinakracher nicht oder nur auf chinesisch bekommen.
Daß ein solcher Hersteller weiß, wo genau die wunden Punkte im Gerät
liegen, ist eine Annahme, die ich nicht ohne weiteres unterschreiben
würde... Ob man als Kleinabnehmer eine solche Kalibriervorschrift aber
nicht (oder nicht verständlich) bekommt, weil man keine zehn Millionen
Stück abnimmt, oder weil es einfach keine gibt, ist dann eher
nebensächlich. Davon abgesehen ist das Vorliegen einer
Kalibriervorschrift oder anderweitige Kenntnis der Geräteinterna auch
keine notwendige Bedingung: Kenntnis der Besonderheiten des Gerätes
ermöglichen es \"nur\", bei der Kalibrierung ohne unangemessene Einbußen
an Kalibriergenauigkeit Abkürzungen zu nehmen. Wenn man sich der daraus
folgenden Einschränkungen bewusst ist, kann man solche Abkürzungen auch
eigenverantwortlich einbauen. Klassisches Beispiel ist das Weglassen von
Messbereichen, bei denen man keine weiteren Genauigkeitsanforderungen
hat. Ob ein Bratenthermometer die Temperatur von Flüssigstickstoff auf
ein Zehntel Grad genau messen könnte ist im Backofen ja auch irrelevant.
Ein Mikrowellentechniklabor braucht Messbereiche für Milli- oder gar
ganze Henry in der Regel nie, ebensowenig sind einzelne Picofarads
üblicherweise für HIFI-Buden interessant.
Etwas anders sieht die Sache aus, wenn auch justiert werden soll, das
ist aber streng genommen nicht Teil der Kalibrierung: Rein Formal ist
Kalibrierung nur die Ermittelung der tatsächlichen Messabweichung. Ob
Du anschließend die

Alles bekannt.


Davon abgesehen ist eine Kalibrierung auch kein Garant dafür, daß man
richtig misst: Man kann einerseits mit hochgenau kalibriertem Gerät
groben Mist messen, andererseits mit einem Gerät mit groben
Messabweichungen hochpräzise messen...

Das sowieso.

Aber ohne regelmäßige Kalibrierung (nicht zwingend durch den Hersteller,
aber gemäß Herstellervorschrift) der verwendeten Geräte kannst du
\"hochpräzise\" komplett in der Pfeife rauchen. Was eben noch leidlich
stimmte, kann wenige Minuten und einen Messbereichswechsel später um
200% daneben liegen.

Du benennst gerade den wunden Punkt: Wenn ein paar Minuten und einen
Messbereichswechsel später das Ding um 200% daneben liegt, welchen Wert
hat dann eine Kalibrierung, die gegebenenfals sogar mehr als ein Jahr
zurückliegt? Genau: garkeinen. Was aber trotzdem quasi immer geht - und
in den allermeisten Fällen ausreichende Sicherheit gibt - ist eine
Verifikation. Einmal einen Satz geeigneter \"Referenzelemente\"
durchgemessen, Wert aufgeschrieben und ins Regal gelegt. Dann kann man
später bei Bedarf ein passendes Element aus dem Regal nehmen und
nachmessen. Wenn der Messwert im Rahmen der Wiederholgenauigkeit und
Toleranz des gerätes übereinstimmt, ist alles in Butter, wenn nicht,
kann man den abgelesenen Wert des unbekannten Elementes mit den
Messwerten des Referenzelementes (Original und aktuell) rechnerisch
korrigieren. Schwupps ist die absolute Genauigkeit des Messgerätes nicht
mehr relevant sondern nur noch die Kurzzeitstabilität. Und wenn die
nicht ausreicht, ist das Messgerät von vornherein für die Messaufgabe
nicht geeignet.

Das alles erfordert aber, daß der Benutzer seine
Genauigkeitsanforderungen reflektiert, also (spätestens) beim messen
mitdenkt.

Gruß,
Florian
 
Am 05.06.22 um 11:59 schrieb onlinefloh:

Der springende Punkt ist der (ausreichend) genau bekannte Wert. Man
braucht also nicht etwa Referenzelemente extrem geringer Toleranz,
sondern welche, die ihren Wert über lange Zeit behalten.

Wobei der Wert keineswegs beliebig ist. Du brauchst einen ganzen Satz
von Werten, welche alle Messbereiche jeweils an deren oberen und unteren
Ende abdecken. Einen solchen Satz wird sich ein Kalibrier-Dienstleister
für die gängigen Markengeräte ins Lager legen, nicht aber für Exoten.


Was viel grundlegender zum eigentlichen Ziel führt ist die Überlegung,
welche Art Genauigkeit man denn eigentlich braucht. Braucht man
tatsächlich die Gewissheit, daß Cx einen Wert von 719,24 nF +/- 0,06 nF
hat, und das ganze bitte rückführbar auf nationale Normale?

Was sonst willst du unter \"hochpräzise\" verstehen? Welchen Wert hat ein
Messgerät, das eine supertolle Genauigkeit von 0.0sonstwas % verspricht,
wenn du diese NICHT auf verlässliche Normale zurückführen kannst?


Dann kommt
man um eine entsprechende Kalibrierung nicht drumherum, zieht allerdings
üblicherweise Geräte zweifelhafter Provenienz garnicht erst in Erwägung.

Eben darauf wollte ich hinaus. Wenn \"hochpräzise\" im Anforderungskatalog
steht, dann muss das auch kalibrierbar sein.



Daß ein solcher Hersteller weiß, wo genau die wunden Punkte im Gerät
liegen, ist eine Annahme, die ich nicht ohne weiteres unterschreiben
würde...

WENN es jemand weiss, dann er.


eigenverantwortlich einbauen. Klassisches Beispiel ist das Weglassen von
Messbereichen, bei denen man keine weiteren Genauigkeitsanforderungen
hat.

Das funktioniert bei einem digitalen LCR-Meter leider nicht, denn dieses
misst gar keine Widerstände, Kapazitäten und Induktivitäten. Es misst
vielmehr Spannung und Strom bei 0° (Realteil) und 90° (Imaginärteil)
Phasenlage. Erst mit einem guten Schuss Mathematik werden daraus
schließlich jene Zahlen, die der Anwender sehen will (Kapazität, ESR,
Verlustfaktor, etc.)

Wo genau das Gerät intern seine Spannungs- und Strommessbereiche
umschaltet, ist vollkommen unintuitiv und meist auch undokumentiert. Du
kannst da also nicht gezielt Teile der Kalibrierung weglassen.


Du benennst gerade den wunden Punkt: Wenn ein paar Minuten und einen
Messbereichswechsel später das Ding um 200% daneben liegt, welchen Wert
hat dann eine Kalibrierung, die gegebenenfals sogar mehr als ein Jahr
zurückliegt? Genau: garkeinen.

Sie hat den Wert, das zum Zeitpunkt der Kalibrierung noch nachweislich
alle Messbereiche gestimmt haben. Je nachdem, wie viel Zuverlässigkeit
man braucht, kalibriert man öfter oder seltener.



Was aber trotzdem quasi immer geht - und
in den allermeisten Fällen ausreichende Sicherheit gibt - ist eine
Verifikation. Einmal einen Satz geeigneter \"Referenzelemente\"
durchgemessen, Wert aufgeschrieben und ins Regal gelegt. Dann kann man
später bei Bedarf ein passendes Element aus dem Regal nehmen und
nachmessen.

Wenn du mangels Kalibriervorschrift nicht weißt, wo welcher Meßbereich
beginnt und endet, hat das einen Wert von genau garnicht. Jede Messung
kann frei nach Murphy in einem Bereich stattfinden, den du nie überprüft
hast.
 
Am 05.06.2022 um 13:25 schrieb Hergen Lehmann:
....

...Welchen Wert hat ein
Messgerät, das eine supertolle Genauigkeit von 0.0sonstwas % verspricht,
wenn du diese NICHT auf verlässliche Normale zurückführen kannst?

Wenn man nicht an einer Stelle arbeitet, die z.B. eichen kann und darf,
ist eine Vergleichsmessung mit einen periodisch geprüftem Meßgerät (1
Genauigkeitsklasse besser) IMO eine gute Möglichkeit um festzustellen,
ob das zu überprüfende Meßgerät im Rahmen seiner Genauigkeit arbeitet.
--
Thomas
 
On 05.06.22 13:25, Hergen Lehmann wrote:
Am 05.06.22 um 11:59 schrieb onlinefloh:

Der springende Punkt ist der (ausreichend) genau bekannte Wert. Man
braucht also nicht etwa Referenzelemente extrem geringer Toleranz,
sondern welche, die ihren Wert über lange Zeit behalten.

Wobei der Wert keineswegs beliebig ist. Du brauchst einen ganzen Satz
von Werten, welche alle Messbereiche jeweils an deren oberen und unteren
Ende abdecken. Einen solchen Satz wird sich ein Kalibrier-Dienstleister
für die gängigen Markengeräte ins Lager legen, nicht aber für Exoten.


Was viel grundlegender zum eigentlichen Ziel führt ist die Überlegung,
welche Art Genauigkeit man denn eigentlich braucht. Braucht man
tatsächlich die Gewissheit, daß Cx einen Wert von 719,24 nF +/- 0,06
nF hat, und das ganze bitte rückführbar auf nationale Normale?

Was sonst willst du unter \"hochpräzise\" verstehen? Welchen Wert hat ein
Messgerät, das eine supertolle Genauigkeit von 0.0sonstwas % verspricht,
wenn du diese NICHT auf verlässliche Normale zurückführen kannst?
Da fallen mir schon ein paar Anwendungen ein, die regelmäßig in die
Kategorie \"Vergleichs- oder Verhältnismessung\" fallen. Zum Beispiel
Selektion von Bauteilen aus einer größeren Grundmenge. Um einen
LC-Schwingkreis quasi identisch nachzubauen, brauch\' ich eine
Induktivität und eine Kapazität, die wertmäßig genau den vorhandenen
Bauteilen entsprechen. Für einen optimal abgestimmten R-2R-Ketten-DAC
brauche ich eine gewisse Anzahl Widerstände, die alle den Wert R
beziehungsweise 2*R haben. Welchen exakten Wert man da vor sich hat, ist
in den meisten Fällen nicht weiter von Belang. Das kann man gut mit
einem Messgerät messen, das weit außerhab der spezifizierten Toleranz
liegt, solange die Wiederholgenauigkeit gut genug ist. Schlimmstenfalls
muß man ein paar mehr Nennwerte ausprobieren um den richtigen zu
erwischen, wenn die absolute Genauigkeit nicht so dolle ist.
Dann kommt man um eine entsprechende Kalibrierung nicht drumherum,
zieht allerdings üblicherweise Geräte zweifelhafter Provenienz
garnicht erst in Erwägung.

Eben darauf wollte ich hinaus. Wenn \"hochpräzise\" im Anforderungskatalog
steht, dann muss das auch kalibrierbar sein.

Gibt es irgendetwas, das nicht kalibrierbar ist? Und ich mein\' jetzt
kalibrierbar im Sinne von \"mit einer Referenz vergleichbar\". Ich denke nein.

Daß das ganze in einigen Fällen nur sehr begrenzt sinnvoll ist, steht
auf einem anderen Blatt. Sei es, weil der Aufwand zu groß ist, oder weil
es zu teuer ist (was irgendwie auf dasselbe hinausläuft...).
Daß ein solcher Hersteller weiß, wo genau die wunden Punkte im Gerät
liegen, ist eine Annahme, die ich nicht ohne weiteres unterschreiben
würde...

WENN es jemand weiss, dann er.
Genau das meinte ich damit. \"kreative Urheberschaft\" gibt es nicht nur
in China, ich bin mir nichtmal sicher, ob es dort bezogen auf die
Bevölkerungszahen häufiger vorkommt als bei uns. Und Buden, die
irgendwas zusammenstümpern und auf den Markt werfen, ohne verstanden zu
haben was da eigentlich passiert, gibt es ebenfalls auch hierzulande.
eigenverantwortlich einbauen. Klassisches Beispiel ist das Weglassen
von Messbereichen, bei denen man keine weiteren
Genauigkeitsanforderungen hat.

Das funktioniert bei einem digitalen LCR-Meter leider nicht, denn dieses
misst gar keine Widerstände, Kapazitäten und Induktivitäten. Es misst
vielmehr Spannung und Strom bei 0° (Realteil) und 90° (Imaginärteil)
Phasenlage. Erst mit einem guten Schuss Mathematik werden daraus
schließlich jene Zahlen, die der Anwender sehen will (Kapazität, ESR,
Verlustfaktor, etc.)
Ach, es gibt durchaus auch LCR-Meter (digital und analog), die auf
anderen Messprinzipien beruhen. Zeitlicher Verlauf des Stromes oder
Verstimmung eines Schwingkreises zum Beispiel. Ob die dann Dinge wie
Verlustfaktor oder ESR ausspucken, ist ne andere Sache.

Wo genau das Gerät intern seine Spannungs- und Strommessbereiche
umschaltet, ist vollkommen unintuitiv und meist auch undokumentiert. Du
kannst da also nicht gezielt Teile der Kalibrierung weglassen.
Doch, kann man. Beispiel gefällig: Bei einem früheren Arbeitgeber hatten
wir LCR-Meter im Einsatz, um in Halbleiterschaltungen on Chip
integrierte Kapazitäten zu messen. Die zu messenden Kapazitäten sind
klein, Werte größer 100 pF sind hinreichend selten daß sie praktisch
keine Rolle spielen. Induktivitäten kommen im Zusammenhang diskreter
Messungen garnicht vor, für Widerstände haben wir genauere
Messmöglichkeiten. Folglich werden bei einigen der verwendeten Geräte
nur Kapaziäten bis 200 pF für die Kalibrierung herangezogen, auch wenn
sie prinzipiell in der Lage wären, bis Millifarads zu messen.
Induktivitäten sind komplett hinten runter gefallen, und bei den
Widerständen hat man sich auf ein paar wenige überwiegend hochohmige
Stichproben beschränkt. Dafür muß man aber wissen was man tut bzw. was
man braucht.
Du benennst gerade den wunden Punkt: Wenn ein paar Minuten und einen
Messbereichswechsel später das Ding um 200% daneben liegt, welchen
Wert hat dann eine Kalibrierung, die gegebenenfals sogar mehr als ein
Jahr zurückliegt? Genau: garkeinen.

Sie hat den Wert, das zum Zeitpunkt der Kalibrierung noch nachweislich
alle Messbereiche gestimmt haben. Je nachdem, wie viel Zuverlässigkeit
man braucht, kalibriert man öfter oder seltener.
Oder - im Falle nicht erfolgter Justage - daß zum Zeitpunkt der
Kalibrierung manche Messbereiche außerhalb der spezifizierten Toleranz
lagen. Oder gar, daß vor der Kalibrierung Messbereiche außerhalb der
Toleranz waren, aufgrund erfolgter Justage es aber hinterher wieder
gepasst hat. Wobei ich Dir durchaus zustimme, daß das Kalibrierintervall
den Anforderungen angepasst werden sollte. Zu oft kalibrieren schadet
zwar sachlich nicht, ist aber Verschwendung von Geld und/oder Arbeitszeit.
Was aber trotzdem quasi immer geht - und in den allermeisten Fällen
ausreichende Sicherheit gibt - ist eine Verifikation. Einmal einen
Satz geeigneter \"Referenzelemente\" durchgemessen, Wert aufgeschrieben
und ins Regal gelegt. Dann kann man später bei Bedarf ein passendes
Element aus dem Regal nehmen und nachmessen.

Wenn du mangels Kalibriervorschrift nicht weißt, wo welcher Meßbereich
beginnt und endet, hat das einen Wert von genau garnicht. Jede Messung
kann frei nach Murphy in einem Bereich stattfinden, den du nie überprüft
hast.

Natürlich können zukünftige Messungen in Bereichen stattfinden, die man
nie überprüft hat.
Aber daß man überhaupt keine Ahnung hat, wo welche Messbereiche liegen,
kommt doch eher selten vor. Vom größten anzeigbaren Wert ausgehend in
Dekaden runterzugehen trifft die Sache meist schon recht genau,
nichtdekadische Stufungen sind recht selten. Was nicht heißen soll, daß
es sie nicht gibt, für im weiteren Sinne computerbasierte Messgeräte
wären beispielsweise auch Stufungen in Zweierpotenzen denkbar. Oder ganz
andere...

Gruß,
Florian
 
Gibt es irgendetwas, das nicht kalibrierbar ist? Und ich mein\'
jetzt kalibrierbar im Sinne von \"mit einer Referenz vergleichbar\".
Ich denke nein.

Aber ja doch. Alles wo kein reproduzierbares Ergebnis möglich ist, ist
nicht kalibrierbar.
 
On 06.06.22 01:18, Wolfgang Martens wrote:
Gibt es irgendetwas, das nicht kalibrierbar ist? Und ich mein\'
jetzt kalibrierbar im Sinne von \"mit einer Referenz vergleichbar\".
Ich denke nein.

Aber ja doch. Alles wo kein reproduzierbares Ergebnis möglich ist, ist
nicht kalibrierbar.

Naja, soetwas als Messgerät zu bezeichnen - und eigentlich geht es hier
ja doch um Messgeräte - zeugt von sehr fragwürdigen Umständen. Beim
benutzer zumindest von grob mangelhafter Kenntnis der Materie, die die
messung an sich in Frage stellt, beim Anbieter zusätzlich von
zweifelhafter moralischer Integrität, wenn man soetwas ernsthaft einem
Kunden andrehen will. Aber darum geht es hier eigentlich nicht.

Davon abgesehen kann man auch Krücken, die kein reproduzierbares
Ergebnis liefern, mit einer Referenz vergleichen. Und wenn man es ernst
meint, kann man dafür dann auch eine Kalibriergenauigkeit ermitteln. Die
wird unterirdisch schlecht sein, spiegelt aber die Qualität des
Messergebnisses wider. Sicher stellt sich in einem solchen Fall die
Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Kalibrierung, unmöglich ist es aber
nicht. Das gehört zum nötigen Handwerkszeug eines Kalibrierlabors, ob
kommerziell oder nicht. Und beim Anwender stellt sich die Frage der
Prüfmittelfähigkeit. Das eigentliche Problem: Wer nicht erkennen kann -
aus welchen Gründen auch immer - daß das \"Messgerät\" für die Messaufgabe
unbrauchbar ist, wird dem erstbesten angezeigten Wert vertrauen und ihn
für weitere Entscheidungen heranziehen. Das ist aber ein Problem, das
sich durch das gesamte Leben zieht: wer nicht weiß, daß er in einem
konkreten Bereich inkompetent ist, neigt dazu, die eigene Meinung als
Wahrheit anzusehen, und neigt dazu, sich gerade keine kompetente Hilfe
zu holen...

Gruß,
Florian
 
Leo Baumann wrote:

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:
https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Nein, denn
https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM
\"Förderung hohe qualität zum besten preis at2817 digital
lcr-meter\"

jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

Grüße,
H.
 
Leo Baumann:

hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Nein, das ist ein abgekündigtes Produkt, von dem nur noch Restposten
verkauft werden: <https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html>


--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
 
Heinz Schmitz schrieb:
jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

.... sowie \"Nachfolger AT2817A\"

--
mfg Rolf Bombach
 
Leo Baumann schrieb:
hi,

die Chinesen bieten preiswert auch hochpräzise LCR-Meter an:

https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Würdet Ihr das Risiko eingehen?

Nicht mit meinem Privatbudget. Die genauen Daten kennt man nicht.
0.05% von was? Sicher nicht von 0.1nH (andere Tabellen behaupten
es messe ab 0.01nH, das ist die Induktivität von 0.01mm Draht).

Für mich ist eher der Messbereich interessant. Der sieht sehr gut aus.
Ich hab nur ein Piekstech-Schätzseisen, das ist absolut OK für
Komponententest, aber der Bereich für L ist etwas, äh, eingeengt.

Und dann habe ich noch eine BR-8-Messbrücke¹. Krücke würde eher
passen. Aufgrund der robusten Bauweise aber als Beschwerer,
Argument und Türstopper brauchbar. Da wäre das genannte Gerät
natürlich in einem andern Universum.

¹Per Zufall wollte ich das Ding wieder anwerfen. Hoffnungslos,
Kontaktprobleme ohne Ende. War immer schon ein Murks. Das einzig
wirklich mysteriöse war, dass es noch mit der alten Batterie
was anzeigte. Die war \"Mar 2001\", ein 9V Block wie damals üblich.

--
mfg Rolf Bombach
 
Am 08.06.2022 um 22:50 schrieb Rolf Bombach:
Nicht mit meinem Privatbudget. Die genauen Daten kennt man nicht.
0.05% von was?

Bei Messinstrumenten mit Digitalanzeige wird der Fehler bezogen auf die
Anzeige angegeben.-

Ich werde mir den Chinakracher auch nicht kaufen.-

Ich beobachte jetzt 2 Wochen nach Kalibrierung mein selbstgebautes
LC-Meter. Bis jetzt war der Fehler nicht größer als 0.24 % von der Anzeige.

Demnächst will mir jemand von hier, der gerade ein neues HM8118 (0.05 %)
bekommen hat, ein paar Kondensatoren zum Verifizieren vorbeischicken.

Wenn das positiv endet, bleibe ich bei meinem einfachen Gerät.

www.leobaumann.de/newsgroups/kalibriert.jpg

Grüße
 
Rolf Bombach wrote:

Heinz Schmitz schrieb:

jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

... sowie \"Nachfolger AT2817A\"

???
Das war aber nicht angeboten:
>https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Grüße,
H.
 
Heinz Schmitz:

Rolf Bombach wrote:

Heinz Schmitz schrieb:

jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

... sowie \"Nachfolger AT2817A\"

???
Das war aber nicht angeboten:
https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Ähm doch:

\"at2817 digital lcr-meter\"

Also eben genau das Modell, was vom Hersteller abgekündigt wurde.


--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
 
Arno Welzel wrote:

jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

... sowie \"Nachfolger AT2817A\"

???
Das war aber nicht angeboten:
https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Ähm doch:
\"at2817 digital lcr-meter\"
Also eben genau das Modell, was vom Hersteller abgekündigt wurde.

Aber wo kommt der AT2817A (also der A) ins Spiel?.

Grüße,
H.
 
Heinz Schmitz:

Arno Welzel wrote:

jedoch
https://www.anbai.cn/products/lcr/AT2817.html
\"AT2817 Precision LCR Meter
DISCONTINUED\"

... sowie \"Nachfolger AT2817A\"

???
Das war aber nicht angeboten:
https://german.alibaba.com/p-detail/Promotion-60135309351.html?spm=a2700.8699010.29.107.561d410aLk9lEM

Ähm doch:
\"at2817 digital lcr-meter\"
Also eben genau das Modell, was vom Hersteller abgekündigt wurde.

Aber wo kommt der AT2817A (also der A) ins Spiel?.

Das ist komplett egal. Verkauft wird bei Alibaba ein AT2817. Der ist
abgekündigt. Der Hinweis \"sowie der Nachfolger AT2817A\" ist hier nur
verwirrend und komplett überflüssig.


--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
 

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